Frankfurt, 03.11.2025

St. Jakobus wehrt sich gegen BILD-Artikel

Jedes Jahr gibt es in der Pfarrei St. Jakobus einen Osterbrunnen - ein liebevoller Brauch, an dem sich viele verschiedene Menschen beteiligen. Nun behauptet die BILD-Zeitung allerdings, der Brauch sei schon vor Jahren abgeschafft worden. St. Jakobs widerspricht und fordert eine Richtigstellung.

Mit Verwunderung und auch Ärger hat die katholische Pfarrei St. Jakobus einen Bericht in der BILD-Zeitung zur Kenntnis genommen. Konkret geht es um den Artikel „So hat sich Frankfurt in den vergangenen 10 Jahren verändert“ von Stefan Schlagenhaufer, der in der Ausgabe vom 28. Oktober 2025 abgedruckt wurde. Dort heißt es unter anderem: "Seit 2024 lässt die Stadt Frankfurt Ramadan-Schmuck aufhängen, den die Steuerzahler mit bis zu 100.000 Euro finanzieren. Verschwunden aus dem Stadtbild sind Osterbräuche wie Brunnenschmücken. Bis 2016 warb die katholische Stadtkirche Frankfurt noch mit dem feierlichen Ausstaffieren von Brunnen mit 800 Ostereiern." Verlinkt ist ein Artikel auf der Seite der Stadtkirche - Bezirk Frankfurt: Fränkische Tradition in Frankfurt. Der BILD-Artikel bemüht sich, darzustellen, dass christliche Rituale zugunsten von muslimischen Ritualen verdrängt würden. 

Nun beziehen Pfarrer Werner Portugall und Christine Sauerborn-Heuser, Leitung Erlebnis Kirche St. Johannes, Stellung in einem Statement. Sie verwehren sich gegen die Darstellung in dem Text und fordern eine Richtigstellung. Beide betonen: Der Osterbrunnen wird noch immer jährlich aufgebaut - und nicht nur das, beim Schmücken helfen neben Kindern des katholischen Kindergartens und der benachbarten Grundschule auch muslimische Kinder und geflüchtete Menschen mit. Eins zu null für Vielfalt. 

An die Redaktion der Bild-Zeitung

An Stefan Schlagenhaufer, Bildzeitung

Statement der katholischen Pfarrei St. Jakobus Frankfurt zu Äußerungen im Artikel

„So hat sich Frankfurt in den vergangenen 10 Jahren verändert“ von Stefan Schlagenhaufer am 28.10.2025

 

Guten Tag,

in Ihrem Artikel vom 28.10.25 schreiben Sie unter der Subline

"Einwohner und Religion":
"37.000 Muslime leben in Frankfurt. Die Zahl der Katholiken laut der letzten aktuellen Erhebung Ende 2024: 122.000. Evangelische Kirche: 96.000. Zusammen: 218.000. 2010 hatten die beiden christlichen Kirchen 300.000 Mitglieder, was damals gut 45 Prozent der Frankfurter Einwohner entsprach. Heute liegt der Anteil der Christen bei gestiegener Einwohnerzahl bei 28 Prozent.

Seit 2024 lässt die Stadt Frankfurt Ramadan-Schmuck aufhängen, den die Steuerzahler mit bis zu 100.000 Euro finanzieren. Verschwunden aus dem Stadtbild sind Osterbräuche wie Brunnenschmücken. Bis 2016 warb die katholische Stadtkirche Frankfurt noch mit dem feierlichen Ausstaffieren von Brunnen mit 800 Ostereiern."

Sie nehmen hierbei Bezug auf eine Pressemeldung, die sich auf eine Aktion in unserer Pfarrei St. Jakobus mit dem Kirchort Erlebnis Kirche St. Johannes Goldstein bezieht (siehe Link „Brunnenschmücken“). Diese setzen Sie in Verbindung mit der Behauptung, dass solche  Osterbräuche in den letzten 10 Jahren verschwunden sind („bis 2016“) und stattdessen Ramadan-Schmuck aufgehängt wird.

Sie haben für diese falsche Behauptung, dass Osterbräuche verschwunden sind, weder einen Beleg noch haben Sie bei uns nachgefragt, ob dem so ist. Tatsache ist, dass der Osterbrunnen in unserer Pfarrei seit 2016 jährlich aufgebaut wird. Von Anfang an haben an der Gestaltung unseres Brunnens geflüchtete Menschen und muslimische Kinder sowohl des katholische Kindergartens als auch der benachbarten Grundschule teilgenommen. In den letzten 10 Jahren hat sich dieses friedliche Miteinander von Menschen verschiedener abrahamitischer Religionen gut entwickelt und ist ein Teil unseres alltäglichen Zusammenlebens geworden. Wir meinen, das ist ein ermutigendes Zeichen für eine Kultur des gesellschaftlichen Miteinanders, wie sie in Frankfurt Tradition hat.

Wir wehren uns sehr entschieden dagegen, dass unsere Arbeit für populistische Stimmungsmache instrumentalisiert wird. Wir finden, Ihr Artikel unterstellt, dass in Frankfurt der Islam das Christentum verdränge. Dem stimmen wir nicht zu

Dass das Christentum zunehmend an Mitgliedern und damit an Bedeutung verliert, hat mit demographischem Wandel, Kirchenaustritten und der abnehmenden Zahl an Taufen (vor allem „biodeutscher“) Menschen zu tun. Dass eine säkulare Gesellschaft nicht unbedingt toleranter und weltoffener werden muss, nehmen wir leider beim Lesen Ihres Artikels wahr. Dabei müsste es unseres Erachtens darum gehen, effektiver am Aufbau einer Gesellschaft zu arbeiten, die über kulturelle Grenzen hinweg zusammensteht, um ihre drängenden Probleme zu lösen, statt sich Sündenböcke zur Selbstentlastung zu suchen.

Wir erwarten hier von der Bildzeitung eine eindeutige öffentliche Richtigstellung.

Christine Sauerborn-Heuser, Leitung Erlebnis Kirche St. Johannes

Werner Portugall, Pfarrer St. Jakobus Frankfurt

Osterbrunnen der vergangenen Jahre

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