In 36 Minuten die Hochzeit retten
Escape Rooms sind die neuen Gesellschaftsspiele: Eingeschlossen in einen Raum, gilt es, unter Zeitdruck Indizien zu suchen, Zahlencodes zu knacken und Rätsel zu lösen, damit sich die Tür wieder öffnen lässt. Unter dem Titel „Rettet die Hochzeit!“ hat die Pfarrei St. Marien in Frankfurt den Trend aufgenommen und in einen biblischen Escape-Room eingeladen. Die Rätsel-Reise beginnt vor einem Gemeinderaum der St. Elisabeth Kirche am Kurfürstenplatz in Bockenheim. „Ihr seid auf einer Hochzeit und es wird ausgelassen getrunken. Langsam aber geht der Wein zur Neige und ich habe Angst, dass die Stimmung kippt“, erklärt Schwester Nathalie Korf einer Gruppe von vier Erwachsenen die Ausgangslage.
„Wir wollen mit unserem biblischen Escape-Room Freude bereiten. Und Ich möchte Menschen auch außerhalb der Gemeinde und der Kirche erreichen.“
Schwester Nathalie Korf
„Eigentlich habe ich noch Wein für die Hochzeitsgesellschaft, aber ich finde den Schlüssel nicht mehr. Könnt ihr mir helfen?“, mit diesen Worten führt die Gemeindeassistentin die Teilnehmer in den geheimnisvollen Raum. Die Stoppuhr klickt, das Spiel beginnt: Neugierig wird der Raum durchsucht. Die Spielregeln sind einfach: Bis zu einer Stunde haben die Gruppen Zeit, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Rätsel zu lösen. Die Rekordzeit liegt bei nur 36 Minuten. Da sind aber laut Schwester Nathalie Profis am Werk gewesen.
„Das Spiel ähnelt dem Glauben. Man schaut sich Dinge an und entdeckt, dass viel mehr dahinter steck, als man auf den ersten Blick sieht.“
Schwester Nathalie Korf
Der grüne Schlüssel ist im grünen Baum versteckt, das Kärtchen hinter dem Kreuz und das Lösungswort im aufgeblasenen Luftballon. Am schwierigsten aber ist es, den schwarzen Koffer mit den Bibeln zu öffnen. Zwölf verschiedene Gruppen, von Familien, Jugend- und Messdienergruppen bis zu einzelnen Teilnehmern stellen sich der Herausforderung, die Hochzeit zu retten. Wichtig sei, im Team zu arbeiten und Hinweise und Indizien zu hinterfragen, meint Schwester Nathalie. Und die richtige Strategie zu entwickeln, wie Katrin Kohl sagt: „Während die anderen die Zahlen für den Koffer kombinieren, suche ich nach anderen Hinweisen. So nutzen wir die Zeit effektiv.“ Die Erzieherin ist begeistert: „Es ist total spannend. Ich will das Rätsel unbedingt lösen.“
Bei allen Schwierigkeiten bleibt die Freude nicht auf der Strecke, berichtet die Teilnehmerin Gisela Rapphahn: „Es war anspruchsvoll, aber total witzig und hat sehr Spaß gemacht. Ich war überrascht, welche Verstecke sich aufgetan haben.“ Je nach Gruppe wird der Schwierigkeitsgrad angepasst. „Kinder agieren anders als Erwachsene. Sie finden zwar die Gegenstände schneller, brauchen aber am Ende mehr Hilfe beim Kombinieren der Indizien“, meint Schwester Nathalie.
Sie selbst hat bei einem biblischen Escape Room mitgespielt und sofort Feuer gefangen: „Ich fand die Idee genial und wusste sofort: Das brauchen wir auch hier in der Gemeinde.“ Mit Hilfe eines Ratgebers zum Thema hat sie seit letzten Herbst an einem Konzept gearbeitet. Zusammen mit Ehrenamtlichen aus der Gemeinde wurde das Spiel vorbereitet und der Raum mit entsprechenden Requisiten verwandelt. Zum Schluss zieht die junge Ordensschwester ein positives Fazit: Sie sei froh und sogar ein bisschen überrascht, dass sie so viele Menschen, auch über die Gemeinde hinaus, mit der Aktion erreichen konnte.