Frankfurt
„Es liegt an uns, ob aus Erinnerung Zukunft wird“

„In Erinnerung an die Opfer – als Auftrag für die Lebenden“ – das stand auf dem Kranz, den Christiane Moser-Eggs, Leiterin der Katholischen Stadtkirche in Doppelspitze, gemeinsam mit DGB-Regionsgeschäftsführer Philipp Jacks am Montagnachmittag am Opferdenkmal in der Frankfurter Gallusanlage niedergelegt hat. Zum Antikriegstag eingeladen hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Frankfurt am Main, die Katholische Stadtkirche und die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach; weitere Akteure schlossen sich an. Direkt im Anschluss fand im Bartholomäusdom das Friedensgebet zur Eröffnung der ökumenischen Aktion Wanderfriedenskerze statt.
Die Initiator:innen zeigten sich erfreut, dass rund 300 Menschen dem Aufruf gefolgt waren, am Opferdenkmal ein Zeichen für den Frieden zu setzen. „Gemeinsam dort zu stehen ist die eigentliche Botschaft“, sagte Christiane Moser-Eggs anschließend. „Wir müssen uns trotz vieler unterschiedlicher Haltungen immer darauf einigen können, dass wir Frieden wollen.“
Die Rednerliste umfasste neben dem russischen Oppositionellen Jevgeni Stupin unter anderem auch die Omas gegen Rechts, DGB und IG Metall sowie den VdK Frankfurt. Amina Bruch-Cincar, Prodekanin des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt, sagte in ihrem Redebeitrag: „Ich kann nicht aufhören, für den Frieden zu beten. Aber Beten allein reicht nicht. Wir sind gerufen, Friedensstifter zu sein – im Großen wie im Kleinen.“ Dazu gehöre, sich einzusetzen für Gerechtigkeit, weil ohne Gerechtigkeit kein Frieden möglich sei, aber auch, wachsam zu bleiben gegenüber Ausgrenzung und menschenfeindlicher Hetze sowie sich stark zu machen für Dialog und Versöhnung, auch gegenüber Verbündeten. „Am Antikriegstag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt – und wir bekennen: Es liegt an uns, ob aus Erinnerung Zukunft wird“, so Bruch-Cincar.
Christiane Moser-Eggs lenkte den Blick auf die Bedeutung von Kommunikation - in Anlehnung an das diesjährige Thema der Aktion Wanderfriedenskerze, das die Arbeit von Kriegsberichterstatter:innen in den Blick nimmt. „Durch die Zeugen und Zeugnisse, durch die Bilder und Texte und Videos, die wir konsumieren, sind wir mit den aktuellen Kriegen konfrontiert. Bilder rufen Gefühle in uns hervor, Mitleid, aber auch Angst, Wut und Hass.“ Das führe dazu, dass die Menschen Partei ergriffen und die Konflikte auch hier ausgetragen würden. Die Leiterin der katholischen Stadtkirche zitierte den Appell von Papst Leo XIV an Medienschaffende kurz nach seinem Amtsantritt: „Der Friede beginnt bei jedem – bei mir: damit, wie wir auf unsere Mitmenschen blicken, ihnen zuhören, über sie sprechen; und in diesem Sinne ist die Art und Weise, wie wir kommunizieren, von grundlegender Bedeutung: Wir müssen Nein sagen zum Krieg der Worte und Bilder, wir müssen das Paradigma des Krieges zurückweisen.“ Und sie betonte: „In Erinnerung an die Opfer ist dies unser Auftrag: Beteiligen wir uns am Dienst an der Wahrheit. Beteiligen wir uns am Dienst für den Frieden.“