Frankfurt, 17.10.2025
Damit keiner ausgeschlossen bleibt
Ein schwelender oder gar eskalierender Konflikt im Betrieb ist Gift für Mensch und Unternehmen. Er macht Mitarbeitende unzufrieden und antriebslos, kann zu längeren Krankheitsausfällen und sogar dem Ausscheiden aus der Arbeitswelt führen. Besser ist es, rechtzeitig gegenzusteuern. Hier kommen die Mobbing-Initiativen ins Spiel. Sie bieten Betroffenen eine direkte Hilfe durch, persönliche Beratung, Hotlines und Gesprächskreise. Darüber hinaus setzen sie auch auf Prävention und Nachsorge. Gute Beispiele gibt es aus der ganzen Republik. So gibt es Schulungen von Konfliktlotsen, die aktiv werden, wenn es im Betrieb zu zwischenmenschlichen Problemen kommt. Andere Initiativen bieten ein „Juristisches Notfallbesteck“, oder Begleitung zur betrieblichen Wiedereingliederung nach langer Krankheit.
„I will d´Gsellschaft a bissl besser mache!“, sagt die Münchnerin Siglinde Lösch in bestem Bayerisch, wenn man sie nach ihrer Motivation fragt. Das glaubt man ihr sofort, ebenso wenn sie davon berichtet, wie sie sich mit viel Elan und Cleverness und oft unentgeltlich für Betroffene engagiert.

Die Hilfe ist nötig. Denn Deutschland spielt in Sachen Mobbing-Schutz nicht in der ersten Liga, konnten viele Tagungsmitglieder im Haus am Dom in Frankfurt feststellen. Zwar gäbe es eine ganze Reihe guter Vorlagen, wie das auch in Deutschland ratifizierte und seit 2024 in Kraft getretene „Übereinkommen über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt“, herausgegeben durch die International Labor Organization (ILO). Doch von der konsequenten Umsetzung dieser und anderer Regelungen sei man noch weit entfernt. Andere Länder wie Belgien gehen hier mit besserem Beispiel voran. Längst werden dort betriebliche Beratungsstellen verpflichtend eingerichtet. Zudem gebe es ein regelmäßiges Monitoring. Hierzulande spiele das Thema der Prävention leider eine noch untergeordnete Rolle. Für Beratende oft frustrierend. Denn viele Konflikte wären bei guter Vorarbeit gar nicht erst entstanden. So sei Mobbing-Schutz für alle Beteiligten von großem Wert. Für die Beschäftigten, um weiterhin zufrieden arbeiten zu können. Und für Arbeitgeber, um die Produktivität zu sichern und rare Fachkräfte zu gewinnen und im Betrieb zu halten, so der Initiator und Planer des Treffens Christian Gojowczyk von der Katholischen Betriebsseelsorge Ludwigsburg.
Doch auch in Deutschland tut sich was. Der 2025 erschiene Mobbing-Report des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist ein gutes Zeichen. Doch aufgrund der viel zu selten geführten Untersuchungen (der vorletzte Report ist von 2002) ist es schwierig, negative Entwicklungen zu identifizieren und wirkungsvoll gegenzusteuern. Auch wäre es wert gewesen, Langzeitfolgen in Zusammenhang mit Mobbing wie bleibende Depressionen oder Beeinträchtigungen auch nach einem Arbeitsplatzwechsel, näher zu betrachten. Auch hier ist also noch Luft nach oben.
Bei allem, was noch zu verbessern wäre, bleibt doch das Positive, oder wie es eine Teilnehmerin ausdrückte: „Wenn am Anfang geweint wird, aber jemand zum Schluss sagt: „Jetzt verstehe ich meine Situation besser, jetzt fühle ich mich ernst genommen“... dann macht mich das glücklich!“