Frankfurt, 01.02.2025

„Gerechtigkeit und Frieden brauchen unser aller Engagement“

Verschiedene Religionen haben 80 Jahre nach Kriegsende zusammen auf dem Römerberg gebetet. Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg hat dabei die Schirmherrschaft übernommen.

„Lasst uns unser Gewicht in die Waagschale legen!“ unter diesem Motto hat gestern, 7. Mai 2025, ein multireligiöses Friedensgebetes auf dem Frankfurter Römerberg stattgefunden – einen Tag bevor sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal jährt. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und mit Unterstützung des „Amtes für multikulturelle Angelegenheiten“ der Stadt Frankfurt gestaltete ein breites Bündnis von Kooperationspartnern aus den verschiedensten Religionen diese multireligiöse Feier. Mit dabei Christinnen und Christen, Muslime, Jüdinnen und Juden, Sikhs, Buddhisten, Hindus, Bahai. Auf Persisch, Arabisch, Deutsch, Schwedisch, Englisch, Hebräisch, Hindi und anderen Sprachen erklang das Wort „Frieden“ zum Abschluss auf dem Platz vor dem Frankfurter Rathaus Römer. Eingangs hatte Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg zu einem „Applaus für unsere Stadt“ aufgerufen, angesichts der Offenheit in punkto Religionen und Kulturen. Solch ein Gebet stehe für das Miteinander.

Bedeutsame Texte und Gebete aus acht religiösen Traditionen riefen dazu auf, im Engagement für Gerechtigkeit und Frieden nicht nachzulassen. Mit dem Blick auf den Justitia- Brunnen auf dem Römer stand eine große Waage mit Friedenstaube auf der Bühne. Nach jedem Gebet einer Religionsgemeinschaft wurde ein Gewicht auf die Waagschale gelegt, bis sich schließlich die Waage neigte und das Friedenssymbol nach oben ging.

„Aus jüdischer Tradition erhalten drei Dinge die Welt: Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Frieden“, erläutert die jüdische Kantorin Leah Frey-Rabine. „Gerechtigkeit und Frieden sind zentral für alle Religionen“, betonte Andreas Goetze vom Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). „Wir dürfen uns nicht an die Konflikte in dieser Welt gewöhnen. Wir brauchen das unbeirrbare Engagement aller für den Frieden“, sagte er.

Khushwant Singh vom Rat der Sikhi hatte sofort zugesagt, mit dabei zu sein: „Für uns als Sikhi ist entscheidend: Wir erkennen die Menschheit als eine Familie an“. Gen Ende des multireligiösen Gebets rief er dazu auf, sich einzuhaken, die Augen zu schließen – und zu spüren, „neben mir steht ein Mensch, egal welcher Religion“.

„Das Kriegsende vor 80 Jahren mahnt uns besonders in Deutschland, für Frieden einzutreten. Als Gläubige tun wir das im Gebet. Dass wir das heute im Herzen unserer Stadt zusammentun, ist ein großartiges Zeichen für ein friedliches Zusammenleben in Frankfurt“, äußerte Michael Thurn, Leitung der Katholischen Stadtkirche im Vorfeld des Friedensgebetes. „Gerade in den aktuellen Konflikten ist es wichtig, Gerechtigkeit für alle zu schaffen. Nur so ist Versöhnung möglich und erst das schafft dauerhaften Frieden“, sagte Susanna Faust-Kallenberg, Pfarrerin für den interreligiösen Dialog im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach. Dazu, im Gebet gemeinsam Frieden zu wahren und zu fördern, rief Rabbiner Elishai Zizov auf in seinem Gebet.

Für Ömer Aslan, Imam der Abu Bakr Moschee, ist das Gebet von enormer Bedeutung: „Ein Gläubiger darf niemals in Hoffnungslosigkeit geraten, da die immaterielle Kraft des Bittgebets für Frieden und Gerechtigkeit früher oder später sich durchsetzen wird“. Nicht immer in der Geschichte habe der christliche Glaube für Frieden und Versöhnung gestanden, räumte der evangelische Stadtdekan von Frankfurter und Offenbach, Holger Kamlah, aber es habe immer wieder auch Positives gegeben, wie das Engagement der Nagelkreuzgemeinschaft. Das weltweite Netzwerk setzt sich für Frieden und Versöhnung ein, unter Bezugnahme auf das Friedenssymbol in der Kathedrale im britischen Coventry. Kamlah drückte seine Freude aus, „dass an diesem 7. Mai 2025 ein solch multireligiöses Gebet im Herzen Frankfurts möglich ist“.

Mit dabei waren: Abrahamisches Forum Deutschland e.V., Abu-Bakr-Moschee Frankfurt, Afghanischer Hindu Kulturverein Frankfurt, Alevitische Gemeinde Frankfurt, Bahá´i Gemeinde Frankfurt, Bosniakisches Kulturzentrum Frankfurt (IGBD), Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Frankfurt, Katholische Stadtkirche Frankfurt, Jüdische Gemeinde Frankfurt, Rat der Religionen Frankfurt, Rat der Sikhi, Tibet-Haus Deutschland e.V., Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck.

Der Anlass für das multireligiöse Friedensgebet war, am Vorabend des 80. Gedenktages zum Ende des 2.Weltkrieges und der vielen aktuellen Kriege in der Welt gemeinsam ein Zeichen des Friedens und Miteinanders der Religionsgemeinschaften in Frankfurt auf dem Römerberg zu setzen. Der 8. Mai bedeutete das Ende von Zerstörung, Gewalt, Angst und Schrecken, das Ende des Holocaust und des Nazi-Regimes in Deutschland und die Rückkehr zu Demokratie und Menschenrechten. Sich daran zu erinnern und sich zugleich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen, sei gerade heute wichtig, da waren sich alle Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften einig.

Text: Bettina Behler

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