Frankfurt

Sommer für Wohnungslose gefährlicher als Winter

Die Elisabeth-Straßenambulanz (ESA) des Caritasverbands Frankfurt schlägt Alarm: Für wohnungslose Menschen wird der Sommer in der Großstadt oft zu einer lebensbedrohlichen Situation.

Städte werden zu Hitze Inseln und damit zu einer lebensbedrohlichen Gefahr für Obdachlose. „Der Sommer in der Stadt ist für wohnungslose Menschen oft schlimmer als der Winter“, warnt Carmen Speck von der Elisabeth-Straßenambulanz (ESA), die sich in der Innenstadt um Menschen kümmert, die auf der Straße leben. „Wenn Menschen nicht in einer Tageshilfeeinrichtung sind, sondern draußen leben, haben sie kaum eine Chance, einen kühlen Ort zu finden.“ Bibliotheken, Kaufhäuser und andere klimatisierte Orte blieben ihnen oft verwehrt, besonders, da sie aufgrund ihrer Lebenssituation nicht den gesellschaftlichen Normen entsprächen.

Die Problematik ist wissenschaftlich belegt: Städte erwärmen sich pro Hitze-Tag um ein Grad mehr als ländliche Gebiete. Durch versiegelte Flächen und Asphalt wird die Wärme gespeichert und nachts weiter abgestrahlt. Für wohnungslose Menschen, die keinen Zugang zu kühlen oder klimatisierten Räumen haben, wird dies zur existenziellen Bedrohung.

Die Elisabeth-Straßenambulanz wurde 1993 als Angebot zur medizinischen Grundversorgung von wohnungs- und obdachlosen Menschen gegründet. Im interdisziplinären Team arbeiten neben Pflegefachkräften auch Ärzte der Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Psychiatrie und anderen Fachgebieten. Die kassenärztlich ermächtigte Einrichtung richtet sich an Menschen in Wohnungsnot, die keine Versorgung durch das medizinische Regelsystem erfahren.

Die Mitarbeiter beobachten seit Jahren eine kontinuierliche Verschlechterung der gesundheitlichen Situation ihrer Klientel – besonders in den Sommermonaten.

In der ESA werden an heißen Tagen großer Container mit Wasser und isotonischen Getränken zur freien Verfügung bereitgestellt, damit Betroffene ihre Flaschen auffüllen können.

Erste Hilfe bei Hitze: Was jeder tun kann

Carmen Speck gibt konkrete Handlungsempfehlungen für Bürgerinnen und Bürger:

  • Prüfen, ob die Person ansprechbar und bei Bewusstsein ist
  • Person in direkter Sonneneinstrahlung einen Schattenplatz empfehlen
  • Mineralwasser anbieten (enthält mehr Elektrolyte als stilles Wasser)
  • Bei tief schlafenden Personen in praller Sonne: behutsam wecken und motivieren, sich in den Schatten zu begeben
  • Haut vor Sonnenbrand schützen
  • Sonnencreme zur Verfügung stellen
  • Auf angemessene, leichte Kleidung achten
  • Kopfbedeckung anbieten
  • Alkoholfreie Flüssigkeitszufuhr fördern

Zukunftsprognose: Mehr Hitze- als Kältetote

„Je südlicher wir uns in Europa befinden, umso größer wird die Gefahr, während der Sommerhitze in eine lebensgefährliche Situation zu geraten“, warnt die Expertin. „Obdachlose Menschen sind aufgrund der hohen Krankheitslast, starker Exposition und eingeschränkter Anpassungsmöglichkeiten besonders stark gefährdet an Hitzetagen zu versterben“. Studien prognostizieren für Deutschland künftig mehr Hitze- als Kältetote.

Das strukturelle Problem bleibt: Während Trinkwasserbrunnen in Frankfurt ausgebaut werden, können körperlich gebrechliche Menschen mit viel Gepäck oft nicht die nötigen Distanzen zurücklegen, um diese lebensrettenden Ressourcen zu erreichen.

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