Frankfurt, 24.07.2025
CSD-Augenblicke, die im Herzen bleiben
Mehr als 680 Menschen haben an den vier Tagen des Christopher-Street-Day die Einladung der Katholischen Kirche angenommen, nach St. Leonhard zu kommen. Unter dem Titel „Sacred Silence“, also „Heilige Stille“, gab es Aktionen zum Mitmachen, ganz persönliche Gebete, Gespräche – und spontane Segen für Verliebte. Lisa Verheyen, Referentin für Sozialpastoral in der Stadtkirche, hat die Tage mit organisiert und erzählt im Interview, wie sie die Begegnungen mit den Menschen erlebt hat.
Frau Verheyen, bei der Aktion „Sacred Silence“ auf dem Christopher-Street-Day gab es nicht nur viele, die die Leonhardskirche besucht haben, einige Paare wollten sich auch spontan segnen lassen. Hat Sie das große Interesse überrascht?
Da wir „Sacred Silence“ in diesem Jahr zum ersten Mal angeboten haben, war vorher schwer einzuschätzen, wie es angenommen wird. Umso schöner war es zu erleben, dass so viele Menschen die Kirche besucht haben – gerade zu einer Zeit, in der man damit vielleicht nicht rechnet. Besonders gefreut hat mich, dass das Publikum so vielfältig war: Menschen vom CSD, Touristen, Einzelpersonen, Paare, aber auch Leute, die regelmäßig in die Leonhardskirche kommen. Und dass selbst zu später Stunde noch Besucher:innen hereingekommen sind, um zu verweilen, zu beten oder einfach den Raum zu spüren war wirklich schön.
Kritik an der Aktion gibt es natürlich auch - die Einen finden es doppelmoralisch, dass die katholische Kirche beim CSD mitmacht, Anderen, die konservativ sind, geht das viel zu weit. Wie gehen Sie im Orga-Team mit diesem Spannungsverhältnis um?
Natürlich waren uns solche Reaktionen im Vorfeld bewusst. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir damit umgehen – auch falls es zu kritischen Rückfragen oder Konflikten kommt. Aber insgesamt sind wir sehr ruhig und zuversichtlich an die vier Tage herangegangen. Und am Ende verlief alles durchweg friedlich und respektvoll, wir durften viele positive und wertschätzende Begegnungen erleben. Es war spürbar, dass die Offenheit der Kirche an diesen Tagen von den Menschen geschätzt und mit großer Achtsamkeit angenommen wurde.

An den vier Tagen waren mehr als 30 Helfer:innen im Einsatz, viele kamen spontan dazu, einige engagierten sich gleich mehrere Tage - ein enormer personeller Aufwand, zu dem sich die Helfenden freiwillig gemeldet haben. Hat es sich unterm Strich rentiert, was würden Sie sagen?
Auf jeden Fall. Jede einzelne Person, die mitgemacht hat – ganz gleich in welcher Form – war wichtig. Manche haben Gespräche geführt, andere Werbung gemacht, viele waren einfach präsent, ansprechbar oder haben ganz praktisch geholfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ein besonderer Dank gilt auch Dominik Becker von action 365, der an allen vier Tagen vor Ort war und das Ganze mit viel Herz begleitet hat.
Warum haben Sie sich in diesem Jahr entschieden, mit einem solchen Angebot dabei zu sein? Und wird es im kommenden Jahr wieder eine solche Aktion geben?
Mir war wichtig, dass die Kirche beim CSD ein klares Zeichen setzt: Unsere Türen stehen offen – für alle Menschen. Diese Sichtbarkeit nach außen hin, aber auch das stille Angebot innen im Kirchenraum war mir ein besonderes Anliegen. Nachdem die Kollegin, die die Aktion „Sacred Silence“ ursprünglich geplant hatte, plötzlich krankheitsbedingt ausfallen musste, habe ich die Organisation übernommen – und es war schön zu erleben, wie viel positives Feedback aus dem Team der Mitwirkenden zurückkam. Schon während der vier Tage gab es viele Gespräche und erste Ideen für eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Auch ich würde „Sacred Silence“ gerne wieder anbieten – nicht nur, weil es so gut angenommen wurde, sondern weil es wichtig ist, dass Kirche sichtbar ist, zuhört und Raum gibt.
Welche Begegnung hat Sie am meisten berührt?
Ein queeres Paar, das lange in der Kirche geblieben ist, hat mich sehr bewegt. Man hat gespürt, wie offen und spirituell sie dem Raum begegnet sind: Sie haben sich in aller Ruhe umgesehen, innegehalten, Kerzen angezündet. Wir kamen ins Gespräch, und ich habe erwähnt, dass es die Möglichkeit eines persönlichen Segens gibt – was sie ganz spontan und gerne angenommen haben. Der Segensmoment war sehr bewegend, da blieben die Augen nicht ganz trocken. Zum Abschied hat sich das Paar herzlich bedankt – auch mit einer Umarmung – und gesagt, wie sehr sie es schätzen, dass die Kirche in dieser Weise offen war. Das war einer dieser Augenblicke, die einem wirklich im Herzen bleiben.
Bilderstrecke
Bildergalerie