Frankfurt

Von der „Belle Époque“ bis hin zu „Electronic Sounds“

Die ökumenische Chor- und Orgelmeile lockt während des Museumsuferfestes am letzten Augustwochenende wieder in die Innenstadtkirchen.

Peter Reulein, katholischer Stadtkirchenkantor Frankfurt, nennt sie „poetisch“, die Chor- und-Orgelmeile, die sich während des Museumuferfestes, 30.,31. August, entlang des Mains schlängelt. Zusammen mit dem evangelischen Propsteikantor Raphaël Arnault koordiniert der 59-jährige  Kirchenmusiker und Komponist die 13 Konzerte in den Innenstadtkirchen.

Am Samstag ist ab 15 Uhr die Vielfalt der Orgelmusik zu erleben, am Sonntag, ab 16 Uhr die Stimmenvielfalt der Vokalensembles. Das Prinzip der Wandelkonzerte: Beginn jeweils zur vollen Stunde, es folgen 30 Minuten Musik und dann bleibt eine halbe Stunde zum Wechsel des Standorts. Das Motto in diesem Jahr: „Von der ,Belle Époque‘ bis zu ,Electronic Sounds‘“. Die Chöre und Organisten haben bei der Zusammenstellung ihrer Programme freie Hand. „Dieses Jahr wieder haben sowohl die Chöre als die Organisten ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Es ist immer schön zu sehen, wie kreativ die Künstlerinnen und Künstler mit diesem Format umgehen“ meint Arnault.

Die Orgelmeile startet am Samstag in der Leonhardskirche unweit des Römerbergs mit Orgelmusik aus der Zeit der „Belle Époque“. In der Deutschordenskirche auf der anderen Seite des Mains sind Hymnen zu hören, auch aus der Fußballwelt. Praeludium und Fuge über B-A-C-H von Franz Liszt interpretiert Kantor Andreas Köhs in der evangelischen Dreikönigskirche am Eisernen Steg, Sachsenhausen. Der Wechsel von Hibbdebach nach Dribbdebach gefällt Reulein, „das macht einen Teil des Charmes aus“.

Dore Struckmeier-Schubert, Journalistin, Mitglied der evangelischen Stadtsynode Frankfurt und Offenbach und Moderatorin des Musikevents, nennt die 1998 von den Öffentlichkeitsarbeiten der beiden Kirchen aus der Taufe gehobene Veranstaltung in den evangelischen und katholischen Innenstadtkirchen „eine Erfolgsgeschichte“. Reulein schätzt die gesamten Besuchszahlen auf rund 4.000. Struckmeier-Schubert sagt: „Es ist immer wieder ein Erlebnis wie das Angebot vom Publikum angenommen wird.“ Manche genießen einen Auftritt, andere gleich mehrere. Durchgehende Teilnahme oder der Besuch einzelner Konzerte – alles ist möglich und stets zum Nulltarif und barrierefrei, wenn es zu voll ist, auch im Stehen

Mit 14 Jahren ist Arne Specht einer der jüngsten Organisten, der jemals bei der Orgelmeile mitgewirkt hat. „Für ihn ist es eine tolle Sache“, sagt der katholische Stadtkirchenkantor Reulein. Specht spielt am Samstag in der Liebfrauenkirche symphonische Werke von Guilmant. Spannend wird es dann mit dem Aufeinandertreffen von Orgel und Electronics in Sankt Katharinen. Das Finale im Dom St. Bartholomäus präsentiert Orgelwerke zu „Sonne, Mond und Sterne“.

Weit spannt sich der Bogen

Bei den einzelnen Stationen der Chormeile am Sonntag, ab 16 Uhr wirken zahlreiche Frankfurter Chöre mit – ganz unterschiedlicher Ausprägung. Von Werken der Renaissance über Barockmusik bis hin zu modernen Praise-Songs spannt sich der Bogen in den Programmen. In der Katharinenkirche an der Hauptwache wird wieder zum Mitsingen eingeladen, hierbei entsteht mit dem Publikum ein großer Chor.

Als Journalistin, Stadtführerin, etwa für die „Freunde Bockenheims“, aber auch langjähriges Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist Struckmeier-Schubert das Moderieren gewohnt. Die Konzertreihe in Meilenform ist ihr seit ihrem Einstieg als Moderatorin 2017 besonders ans Herz gewachsen. Musik ist für sie „ein Glaubensschatz“.

Wichtig ist Dore Struckmeier-Schubert, dass der Veranstaltungsflyer, der durch die beiden Tage begleitet, Informationen zu den einzelnen historischen Kirchen enthält. Zwei bis drei Minuten, nicht mehr als fünf Minuten, dauern jeweils ihre Einführungen zu Ort und Programm. Da gilt es dann auch schon mal auf die Schnelle eine Brücke von Bach hin zum Filmkomponisten Ennio Morricone zu schlagen. Peter Reulein findet, die Chor- und Orgelmeile und ihr Programm zeige: „Kirchen sind keine Museen, sondern die größten und ältesten Kulturgüter, die wir haben.“.

Die Orgel- und Chormeile steht unter der Schirmherrschaft von Michael Thurn, Leiter der katholischen Stadtkirche Frankfurt und von Prodekanin Amina Bruch-Cincar, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach.

Text: Bettina Behler und Peter Reulein

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