Neue Kirche für Goldstein

Aufbruchsstimmung und Neugier in der Frankfurter Gemeinde

FRANKFURT.- „In der Erneuerung liegen Chancen und Risiken. Aber dieser Schritt wird uns beflügeln und zu einer neuen Wahrnehmung und Entwicklung der Gemeinde führen“, ist sich Ulrich Königs sicher. Zusammen mit seiner Frau Ilse Königs stellte der Kölner Architekt am Dienstag, 1. März, den Entwurf der neuen katholischen Kirche in Goldstein vor. Die bestehende Kirche Sankt Johannes soll abgerissen und durch eine neue Kirche und ein neues Gemeindezentrum ersetzt werden. Das Interesse an dem Bauvorhaben ist groß. Etwa 150 Leute haben sich in dem Katholischen Gemeindezentrum Sankt Johannes eingefunden, um zu erfahren, wie die neue Kirche denn nun aussehen wird.

Kleiner und konzentrierter

Vor etwa zehn Jahren sollte St. Johannes im Rahmen von Sparmaßnahmen des Bistums Limburg bereits abgerissen werden, was verhindert werden konnte. Zum Glück sei die Phase des Bangens nun vorbei, sagte Gemeindereferentin Christine Sauerborn-Heuser bei der Vorstellung des Konzeptes für eine „Erlebnis Kirche“. Die neue Kirche werde zwar kleiner als die bestehende, aber es finde auch eine Konzentrierung statt. Momentan sind Kirche und Pfarrheim voneinander getrennt. Der Neubau verbindet nun die beiden Gebäude. Ziel der Architekten sei es gewesen, Orte zu schaffen, die flexibel, aber nicht gesichtslos und austauschbar sind, erläuterte Ulrich Königs. Die Nähe von Kirche und Gemeindezentrum führe nicht zum Verwischen zwischen dem sakralen und dem profanen Ort, vielmehr werde der Wechsel von einem Bereich in den anderen bewusst vollzogen. So herrsche in der Kirche eine ganz spezielle Atmosphäre durch das Glasdach, das zur Transzendenzerfahrung beitragen soll.

In der offenen Küche mit Zugang zum Foyer und Café könne man Menschen begegnen und miteinander ins Gespräch kommen, sagte Christine Sauerborn-Heuser. Außerdem öffne  sich die moderne Architektur zum Kindergarten, zur evangelischen Dankeskirche und zum angrenzenden Goldsteinpark. Der werde zwar auch heute schon von der Gemeinde genutzt, aber man müsse immer eine sehr große Wanderung von der Kirche zum Park unternehmen..

Multifunktionale Kirche

Flexibilität und Multifunktionalität ? das bringt die neue Johanneskirche laut Ulrich Königs mit sich. Der Innenraum sei sehr zurückgenommen und enthalte mit Altar, Ambo und Kreuz nur wenige unverrückbare Punkte. Auch sei bisher keine Orgel im Neubau vorgesehen. So strahle er eine fast provozierende Leere aus, die dazu anrege, Kirche auf eine neue Weise zu erfahren und erlebbar zu machen. Man müsse den Raum nicht jedes Mal neu erfinden, aber er biete diese Möglichkeit.

Im Kirchenraum, in dem etwa 150 Menschen Platz finden, lassen sich nach den Vorstellungen des Architektenpaares je nach Bedarf Stühle aufstellen. Durch die lockere Bestuhlung können Gottesdienste variabel gestaltet werden, erklärte Sauerborn-Heuser. So sei es durchaus denkbar, sich bei Kinder- und Jugendgottesdiensten einfach auf den Boden zu setzen oder hinzulegen. Und da der neue Kirchensaal über eine Fußbodenheizung verfüge, sei er beispielsweise auch für die meditative Tanzgruppe geeignet.

Integration alter Bauelemente

Auf den Namensgeber der Kirche, Johannes den Täufer, wird nicht mehr wie bisher in Form eines Reliefs Bezug genommen. Stattdessen soll es ein Johannesfenster geben, das die Geschichte des Täufers erzählt. Die Architekten wollen das Baptisterium (Taufstein) und den Glockenturm als eine Art Erinnerungsanker erhalten. Es werde darauf geachtet, dass sich die alten Elemente in den Neubau einfügen, so dass am Ende ein homogenes Ganzes entsteht, so Königs. Für den Bau der Kirche werden langlebige Materialien wie Ziegelsteine und Eichenholz verwendet, die es ermöglichen, dass „das Gebäude in Würde altert.“

Die alte Johanneskirche aus den 60er Jahren wird voraussichtlich noch in diesem Herbst abgerissen, wie Pfarrer Werner Portugall ankündigte. Sie war zu groß geworden und damit unwirtschaftlich. Das Bistum hatte seine Gemeinden schon 2007 aus finanziellen Gründen aufgefordert, ihre Wirtschaftsflächen zu verringern. Ein Umbau der Johanneskirche ist aus statischen Gründen nicht möglich. Portugall hofft, dass der Neubau im nächsten Jahr beginnen und die neue Kirche dann 2018 geweiht werden kann. Die Kosten bezifferte er auf 2,5 Millionen Euro.

Der Entwurf des Architektenpaars Königs hatte sich gegen zwei konkurrierende Modelle durchgesetzt. Die Kölner Architekten haben bereits Erfahrung mit dem Kirchenbau. Die St.-Johannes-Kirche ist ihr drittes Kirchenbauprojekt nach Regensburg und Schillig im Friesland.

Aufbruchsstimmung statt Verlustängsten

Von Verlustängsten ist laut Ulrich Königs bei den Goldsteinern kaum etwas zu spüren. Die Aufbruchsstimmung in der Gemeinde habe die Architekten vielmehr angespornt. Auch die rund 150 Besucher der Informationsveranstaltung zeigten sich sehr interessiert und aufgeschlossen gegenüber den Erneuerungsplänen und nutzten die Möglichkeit, den Verantwortlichen ihre Anregungen und Anmerkungen mitzuteilen. Bei aller Euphorie wollte Cornelia Bischof, Mitglied im Vorstand des Pfarrgemeinderates, aber auch die Trauer um das ansprechen, was die Goldsteiner bisher hatten. So denken viele mit Wehmut an ihre Heirat oder die Taufe ihres Kindes zurück, die noch in der alten Kirche gefeiert wurde. Bischof sieht in dem Kirchenneubau eine neue Chance: „Aber ich denke, dass wir diese Trauer auch ein Stück weit begleiten müssen.“

Es bleibt die Frage, wo denn die Gottesdienste stattfinden, wenn die Johanneskirche abgerissen ist und die Bauphase beginnt. Ein Teil der Gottesdienste wird eventuell in der evangelischen Dankeskirche gefeiert, möglich sind auch andere Formen wie Hausgesprächskreise. Pfarrer Portugall ist zuversichtlich: „Wir müssen aus der Zeit des Notstands eine Zeit des Aufbruchs machen!“ (ab)

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