FRANKFURT, 08.04.2020

Nahe sein auch in Krisenzeiten

Nähe wagen trotz Abstandsgebot: Die Vorsitzende der Frankfurter Katholiken fordert Nächstenliebe auch im Krisenmodus.

Anderen nahe sein auch in Krisenzeiten und mit Abstandsgebot: Die neu gewählte Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken, Marianne Brandt, hat in einem Ostergruß an die Menschen appelliert, Fürsorge und Solidarität gerade auch in dieser Zeit walten zu lassen, in der körperliche Distanz das Gebot der Stunde ist.

„Nehmen wir die Menschen jeden Alters in den Blick, die allein leben und Nähe vermissen. Nehmen wir die Menschen in den Blick, die aufgrund von Kurzarbeit weniger verdienen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, die um ihre berufliche Zukunft bangen,“ schreibt sie. Jeder könne dazu beitragen, dass die Krise für die Handwerker und Geschäfte vor Ort nicht zum Aus wird. Solidarität bedeute etwa, vor Ort einzukaufen und den kleinen Buchladen um die Ecke, die Bäckerei, das Restaurant, die vielen Dienstleister zu unterstützen.

Hilfe bräuchten auch Kinder, die zuhause keine Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen, kein Mittagessen erhalten oder Gewalt erfahren, Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt seien, Obdachlose, die kein Zuhause haben. Für sie seien in der Stadt Gabenzäune entstanden, an denen Spender abgepackte, haltbare Lebensmittel, Getränke und Hygieneartikel für obdachlose Menschen deponieren können (Gabenzäune sind z.B.: Vor dem Karstadt auf der Zeil, am Silberturm im Bahnhofsviertel, am Römerberg).

„Unser christliches Verständnis ist es, dass wir Gottes Nähe erfahren, wo wir für andere Menschen da sind. Seien wir nah.“

Leidvoll sei die Einschränkung der Kontaktmöglichkeit aber auch für Geflüchtete, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, da die Hilfsangebote zum Schutz aller heruntergefahren wurden. Besonders bitter sei die Situation der Menschen, die in Flüchtlingslagern in der EU leben. „In vielen Lagern fehlt Platz, um physische Distanz zu wahren und ohne genug Wasser, Seife oder Desinfektionsmittel können die empfohlenen Hygienemaßnahmen zur Prävention der Ausbreitung des Virus nicht stattfinden.“ 1.600 unbegleitete oder kranke Kinder, zu deren Aufnahme sich acht EU-Länder bereits Anfang März verpflichtet hatten, seien bisher nicht aus den Lagern geholt worden. Erst in der nächsten Woche wolle Deutschland in einem ersten Schritt 50 Kinder aufnehmen.

„Unser christliches Verständnis ist es, dass wir Gottes Nähe erfahren, wo wir für andere Menschen da sind. Seien wir nah.“

Der Osterbrief in Wortlaut

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