FRANKFURT, 19.11.2020

Irritiert und eingeladen - Aktion vor dem Punctum gestartet

Mit der Aktion DenkMal wollen der Kirchenladen Punctum und das Zentrum für Trauerseelsorge St. Michael an Verstorbene erinnern – und den Lebenden einen Ort zum Innehalten geben.

Eine junge Frau im roten Mantel hetzt die Liebfrauenstraße entlang. Es ist Donnerstagmittag, sie hat es sichtlich eilig. Doch als ihr Blick auf den gelben Aufkleber auf dem Boden fällt, verlangsamt sich plötzlich ihr Schritt. „GedenkPunkt“ steht dort – und direkt gegenüber ist ein Blumenkranz in hübschen Herbstfarben aufgebaut. Die Frau bleibt stehen, tritt heran, bekreuzigt sich und spricht mit geschlossenen Augen ein stilles Gebet. An wen sie wohl denkt? Noch ein kurzer Blick, dann läuft sie auch schon weiter Richtung Zeil.

Überraschende Beerdigungsszene

Ein Gedenkkranz mit bedruckten Bändern, drapierter lilafarbener Samtstoff und eine brennende Kerze: Das Arrangement, das seit gestern und noch bis zum 25. November vor dem Punctum steht, erinnert an eine Beerdigungsszene. Und zwar ganz bewusst, wie Gemeindereferent Jörg Harald Werron berichtet. „Wir wollten im Trauermonat November eine Möglichkeit schaffen, kurz innezuhalten und an liebe Verstorbene zu denken“, sagt der Punctum-Mitarbeiter. Und natürlich auch ein Gespräch anzubieten. Das kleine Eck im Durchgang zum Ort der Stille fällt auf, stoppt, irritiert – und lädt ein.

Wie sehr das gebraucht wird, merken die Punctum-Mitarbeiter schon jetzt: Zwar steht der Kranz erst seit gestern, doch seitdem kamen immer wieder Passantinnen und Passanten in den Kirchenladen, es entwickelten sich kurze Gespräche über Tod und Verlust. Wer möchte, kann sich auch eine Post- oder eine aufklappbare Mini-Gedenkkarte mitnehmen, in die mit Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) eine tröstende Bibelstelle gedruckt ist. Dort hinein kann auch der Name eines lieben Verstorbenen geschrieben werden, um ihn bei sich zu tragen.

Mitten ins Leben

Für die Aktion hat sich das Team des Katholischen Kirchenladens an der Liebfrauenkirche mit dem Zentrum für Trauerseelsorge St. Michael zusammengetan. „Für uns ist das eine Möglichkeit, unser Angebot bekannter zu machen“, sagt Beate Denfeld, Referentin im Zentrum für Trauerseelsorge. Denn das Trauerzentrum liegt, etwas abseits der Friedberger Landstraße doch eher dezentral, während das Punctum mitten im Leben ist und dort täglich unzählige Passanten vorbeikommen. Genau sie möchte die Trauerseelsorger erreichen: „Wir wollen zeigen, dass wir ansprechbar sind, auch in der Corona-Zeit!“, so Denfeld. Ihr gefällt der Kranz sehr gut, vor allem die Gelbtöne, die ernst und doch lebendig wirken. Ein schöner Blickfang.

Mit existenziellen Themen vor die Tür gehen

Immer wieder kooperiert das Punctum-Team mit Einrichtungen der Stadtkirche und anderen Stellen. „Wir sehen uns als Plattform“, erklärt Geschäftsführer Stefan Hoffmann. Aktionen gab es zum Beispiel schon mit der Pilgerstelle oder dem Referat für Inklusion. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, mit existenziellen Themen raus vor die Tür zu gehen, denn so kommen Gespräche mit den Menschen zustande“, berichtet Jörg Harald Werron.

Punctum und Trauerzentrum kooperieren erstmals miteinander. Ursprünglich war zum Auftakt eine andere gemeinsame Aktion geplant – ein Plakat nämlich, auf dem in großen Lettern „Before I die“ („Bevor ich sterbe“) zu lesen sein sollte. Darauf hätten Menschen ihre Lebenswünsche notieren können. Doch wegen der aktuellen Situation entschied man sich, das doch lieber auf nächstes Jahr zu verschieben. Im Advent soll nun stattdessen das Betbüdchen, das bereits am Kirchort Heilig Geist zu sehen war, neben das gläserne Punctum kommen. Am Samstag, 5. Dezember, wird außerdem von 11 bis 16 Uhr der Nikolaus das Punctum besuchen – natürlich Corona-konform mit Maske.

Zum Anfang der Seite springen