FRANKFURT, 01.02.2020
Ein neues und zeitgemäßeres Bild von Kirche
Durchweg positiv ist das Fazit der Veranstalter nach der ersten Etappe des Synodalen Wegs, der am Samstag, 1. Februar, in Frankfurt zu Ende gegangen ist. Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), und sein Stellvertreter, Bischof Franz-Josef Bode, betonten bei einem abschließenden Pressegespräch im Haus am Dom, dem Bildungszentrum des Bistums Limburg in Frankfurt, sie seien zuversichtlich, dass das Anliegen aller 230 Teilnehmer, die Kirche in diesem zweijährigen Reformprozess voranzubringen, gelingen könne. Zufrieden zeigten sich nach der ersten von vier jeweils dreitägigen Vollversammlungen auch Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann. Alle vier bilden das Präsidium des Synodalen Wegs.
Erwartungen und Befürchtungen seien im Vorfeld der ersten Plenarversammlung riesig gewesen, sagte Marx. Nun zeige sich aber, dass das "geistliche Experiment", das aufgrund der Erschütterungen durch die Missbrauchskrise ins Leben gerufen wurde, gelingen könne. Bischöfe und Laien hätten "freimütig, offen und auf Augenhöhe" miteinander diskutiert. Die 230 Delegierten spiegelten einen großen positiven Querschnitt der katholischen Kirche in Deutschland wider. Nach diesem "ersten Aufschlag" liege aber noch viel Arbeit vor den Delegierten, damit die Berichte zu den Themen Macht, Sexualität, priesterliche Lebensform und Frauen tatsächlich in Beschlüsse und Voten umgesetzt werden könnten.
Diskussionen in offenem Geist

Sternberg hob hervor, dass die Debatten in ihrem offenen Geist ein "neues und zeitgemäßeres Bild von Kirche" vermittelt hätten. Schon allein die Sitzordnung im Plenum, die sich nach dem Alphabet richtete und Laien und Bischöfe bunt durcheinander mischte, habe "erstaunliche Begegnungen" ermöglicht und hierarchischen Ordnungen eine Absage erteilt. Die thematische Arbeit, in der um Mehrheiten für unterschiedliche Positionen gerungen werden müsse, bringe zwar sicher neue Schwierigkeiten, "aber hier ist Vertrauen entstanden und keiner spricht dem anderen die Frömmigkeit ab".
Kortmann lobte, dass Angst, Misstrauen oder Vertrauensverlust offen angesprochen werden konnten. Der Wille, miteinander ins Gespräch zu kommen, sei spürbar gewesen und habe vielen Teilnehmern den Rücken gestärkt. Mit diesem Reformprozess melde sich die Kirche nicht nur als ernst zu nehmender Akteur in gesellschaftlichen Prozessen zurück, sie sei auch beispielhaft für andere europäische Länder, in denen die Kirchen den deutschen Reformweg mit großem Interesse und Sympathie begleiteten.
Frankfurt hat positive Impulse gesetzt
Bischof Bode lobte den Synodalen Weg als "großartige Zukunftswerkstatt für unsere Kirche". Auch Frankfurt als Austragungsort habe sich sehr positiv auf die Diskussionen ausgewirkt: "Mitten in der säkularen Welt zu tagen, die Sehnsüchte und Fragen der Menschen zu spüren", das sei wertvoll im gemeinsamen Ringen um eine gute Zukunft für Kirche und Glauben. Bei den Abstimmungen habe sich zudem deutlich gezeigt, dass sich die "vernünftige Mitte und die Reformwilligen in allem durchgesetzt haben".
Darauf verwies auch ZdK-Präsident Sternberg: "Es gibt eine große Bereitschaft zu Reformen!" Die Abstimmungsergebnisse zeigten, dass "90 Prozent und mehr" wirkliche Reformen und Veränderungen wollten. "Es ist nur eine kleine Minderheit, die massiv dagegen hält", hob Sternberg hervor, aber auch die werde "selbstverständlich nicht ausgegrenzt".
Äußerungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Wölki, der unmittelbar nach Ende der Vollversammlung in einem Interview mit dem Kölner Domradio das Treffen heftig kritisiert hatte und von Manipulation und Einseitigkeit sprach, wies das Präsidium des Synodalen Wegs einmütig zurück. Es habe keine Missachtung der Statuten oder der Geschäftsordnung gegeben, im Gegenteil sei der "gemeinschaftliche Weg" von allen Mitgliedern der DBK "so besprochen und beschlossen worden", sagte Marx. Sternberg ergänzte, auch in der Kirche könne man nicht Hierarchievorstellungen des 19. Jahrhunderts konservieren.