Frankfurt
Ein Bogen vom Gestern ins Morgen
FRANKFURT.- In der karolingischen Justinuskirche in Frankfurt-Höchst, dem ältesten Gebäude Frankfurts auf dem heutigen Stadtgebiet, beten Katholiken seit rund 1150 Jahren. Jetzt ist sie endlich Pfarrkirche. Die wunderschöne frühmittelalterliche Kirche ist am Sonntag, 28. Januar, vom Limburger Bischof Georg Bätzing zur Pfarrkirche der neu errichteten Pfarrei St. Margareta im Frankfurter Westen ernannt worden. Damit komme ihr nach Jahrhunderten die Bedeutung zu, die sie für die Gläubigen schon immer hatte, betont Pfarrer Martin Sauer, der damit auch offiziell für die Katholiken in Höchst und den Nachbarstadtteilen zuständig ist.
Mit dem Gründungsgottesdienst geht ein langer und nicht immer einfacher Prozess zu Ende, der fünf katholische Gemeinden in Höchst und Unterliederbach, Sindlingen, Zeilsheim und Sossenheim zu einer Pfarrei zusammenfügt. Auf die Höhen und Tiefen der vergangenen Jahre weist Lieselotte Bollin als Vorsitzende des neuen Pfarrgemeinderates in ihrer Begrüßung hin. Doch es sei immer auch ermutigend gewesen, dass mehr als 100 Ehrenamtliche aus den fünf Gemeinden an der Pfarreiwerdung mitgewirkt haben: „Jetzt sind wir organisatorisch und innerlich bereit für diese Gemeinschaft und für die neuen Perspektiven, die sich daraus ergeben. Wir wollen hier unseren Glauben spürbar leben und andere dafür begeistern.“ Und Margurit Assmann, Caritasbeauftragte in St. Johannes Apostel in Unterliederbach, bringt es auf die knappe Formel: „Es war ein harter Kampf. Aber es hat sich gelohnt.“
Lob für Glaubenszeugnis, Mut und Phantasie
Auch Bischof Bätzing geht noch einmal auf die Fragen und Ängste der Gläubigen ein, die er als Bischof gut verstehe. Aber er dankt den Katholiken aus St. Josef in Höchst, St. Johannes Apostel, St. Dionysius in Sindlingen, St. Bartholomäus in Zeilsheim und St. Michael in Sossenheim ausdrücklich für „Glaubenszeugnis, Mut und Phantasie“ auf dem Weg zur Pfarrei neuen Typs. Die Gründungsfeier, die in St. Justinus beginnt und anschließend in St. Josef festlich zelebriert wird, sei ein „deutliches Signal des Rückenwindes für die Zweifler“. So werde aus dem Abschiednehmen ein ermutigender Aufbruch. „Das bringt Schwung hinein“, zeigt sich der Bischof überzeugt. Denn die neue Pfarrei St. Margareta stehe nicht für Gleichmacherei oder Zentralismus: „Die Lebendigkeit der Kirchorte wird bleiben.“ Unterschiedliche Kulturen und Traditionen könnten hier zusammengeführt werden, um den Glauben zukunftsfähig zu machen: „Damit die Leute merken: Christen leben anders, sie stehen auf einem festeren Fundament, wenn Krisen kommen.“
Historisch auf festem Grund
Auch historisch steht St. Margareta auf festem Grund: Die dreischiffige Basilika der neuen Pfarrkirche stammt aus der Zeit um 830, der spätgotische Hochchor entstand ab 1441. Der berühmte Kirchenlehrer Rabanus Maurus, Mainzer Erzbischof von 847 bis 856, weihte die Kirche ein. Die bewegte Geschichte führte dazu, dass die Kirche 1090 als Schenkung an die Benediktiner von St. Alban in Mainz überging. Auch die Reliquien des Heiligen Justinus wurden 1298 nach St. Alban gebracht. Die Höchster Kirche wurde daraufhin der Heiligen Margarethe als neuer Patronin geweiht. So war und ist die Justinuskirche eigentlich seit 700 Jahren eine Margaretenkirche. Und so schlägt die neue Pfarrkirche und mit ihr die neue Pfarrei St. Margareta den Bogen über die Jahrhunderte „vom Gestern, ins Heute, ins Morgen“, wie Bischof Bätzing ihr mit auf den Weg gibt.
St. Margareta ist die achte Pfarrei neuen Typs in der Frankfurter Stadtkirche. Sie folgt der Dompfarrei St. Bartholomäus, St. Jakobus im Südwesten, St. Bonifatius in Sachsenhausen, St. Josef im Osten, St. Franziskus im Nordosten, St. Katharina von Siena im Nordwesten und St. Marien in Bockenheim. Nun gibt es nur noch einen pastoralen Raum ohne gemeinsame Zentrale, in Nied, Griesheim und im Gallus. (dw)