04.01.2017
Ruhezone - Schutzraum - Herberge
FRANKFURT.- Zwei Zimmer, Küche, Bad: Auf den ersten Blick ist es nur eine Wohnung wie viele in Frankfurt. Aber die Geschichte dahinter, die Bewohner, die hier Platz finden, das Engagement zweier katholischer Gemeinden, des Frankfurter Caritasverbandes und vieler ehrenamtlicher Helfer macht das Projekt zu etwas Besonderem.
Im Frankfurter Stadtteil Nied wurde am Mittwoch, 4. Januar, im Pfarrgarten von St. Markus eine „Wohnung für Menschen in Not“ eingeweiht. Eine somalische Familie mit zwei kleinen Töchtern, die über die Türkei nach Deutschland geflohen ist, soll nächste Woche hier einziehen. Für sie wird damit ein Schutzraum eröffnet, der es ihnen ermöglichen soll, ihre Zukunft in Deutschland in Ruhe zu planen.
Ermöglicht hat diese erfolgreiche Herbergssuche das Zusammenwirken mehrerer Stellen: Da sind die Pfarrgemeinderäte der katholischen Gemeinde St. Markus und der italienischen Gemeinde Höchst-Nied, die auf die eigene Nutzung von Räumen verzichten. Da ist der Caritasverband Frankfurt, der in Zusammenarbeit mit Privatleuten, Kirchengemeinden und Wohnungsgesellschaften seit mehr als einem Jahr verstärkt Wohnraum für Geflüchtete, Asyl- und Wohnungssuchende zur Verfügung stellt und bereits mit acht Frankfurter Kirchengemeinden kooperiert. Da sind die Sozialarbeiter der Caritas, die die Neuankömmlinge vor Ort begleiten, damit sie sich besser zurechtfinden. Da sind Ehrenamtliche und Nachbarschaftsnetzwerke, die sich für die Menschen einsetzen.
Mit Barmherzigkeit und Solidarität gegen Kriege und Katastrophen
Rund 67.000 Euro wurden in Nied investiert, um die 83 Quadratmeter große Wohnung herzurichten. Ein Jahr Planung und Bauzeit kostete das Projekt. Für Pfarrer Rolf Glaser, der die Wohnung am Mittwochabend segnete, ein wichtiges Zeichen des Willkommens für Flüchtlinge und der Fürsorge für Menschen in Not: „Hier nimmt die Pfarrgemeinde ihren diakonischen Grundauftrag ernst“, betont er, zumal es nicht nur um die Schaffung von Wohnraum gehe, sondern auch um die pastorale und psychosoziale Begleitung von Menschen.
Für Klaus Ottenhus vom Verwaltungsrat der Pfarrei, den Initiator des Projektes, zeigt sich deutlich, dass Werte wie Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Solidarität „mutig und mit Gottvertrauen“ gegen Kriege, Krisen und Katastrophen eingesetzt werden müssen: „Unsere Wohnung ist Teil der Heilung einer aus den Fugen geraten, kranken Welt,“ zeigt er sich überzeugt. (dw)