18.04.2016
Gemeinsam ackern für essbare Landschaften
FRANKFURT.- Bodenfrost war zwar nicht mehr gemeldet, aber strömender Regen machte die Arbeit am ersten Frankfurter Schöpfungsgarten auch nicht gerade leicht. Pferdemist und Humus, Schaufeln und Schubkarren waren bereits in den vergangenen Tagen angeliefert worden. Am Samstag und Sonntag (16./17. April) starteten unverdrossene Gärtner mit dem gemeinsamen Ackern: Auf dem Pfarrgelände von St. Hedwig in der katholischen Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Griesheim wollen Gemeindemitglieder der Frankfurter Dompfarrei künftig gemeinsam mit Flüchtlingen zwei Hügelbeete nach den Regeln der Permakultur bewirtschaften.
Das Projekt Schöpfungsgarten integriere sich sehr gut in die Flüchtlingsarbeit, sagt Erich Misterek vom Arbeitskreis Hedwigsforum, einer Initiative der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt. Im Hotel „Anna“ in Griesheim sind derzeit etwa 180 Flüchtlinge untergebracht. Die Flüchtlinge hätten so neben dem Angebot des SprachCafés, das ein Ort der Begegnung und des Austausches ist, eine weitere Möglichkeit, beim Gärtnern mit Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen, ihre Deutschkenntnisse in der Praxis zu trainieren und zu verbessern und Kontakte zu knüpfen. Etwa 15 Flüchtlinge beteiligen sich an dem Projekt, darunter eine Agraringenieurin und ein Landarbeiter aus Eritrea.
Pilotprojekt in Griesheim
Bei den Beeten in Griesheim, die am Wochenende unter Anleitung der Permakultur-Designerin Karin Frank (Bernau) angelegt wurden, handelt es sich um ein Pilotprojekt, das vielleicht auch in anderen Gemeinden umgesetzt werden kann, sagt Andreas Böss-Ostendorf, Referent für Diakonische Pastoral in der katholischen Stadtkirche. Wenn das Projekt erfolgreich verlaufe, könne man darüber nachdenken, weitere Beete in Gemeinden anzulegen, die schon Interesse bekundet hätten.
Die ausgebildete Permakultur-Designerin Karin Frank beschäftigt sich seit Jahren mit solidarischer Landwirtschaft und Gemeinschaftsgärten. In Bayern half sie bereits zahlreichen Gemeinden sogenannte Permabeete anzupflanzen. Sie zeichnen sich durch eine dauerhafte Kreislaufwirtschaft aus. Entwickelt hat das Prinzip der Australier Bill Mollison und sein Student David Holmgren in den 1980er Jahren. Er wurde dafür sogar mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Unter den beiden Beeten stapelten die Gärtner in Griesheim der Anleitung gemäß Holz, das nun verrottet und so über einen langen Zeitraum Wärme und Nährstoffe speichert. Dadurch müssen die Beete nicht gedüngt und im Idealfall auch nicht gegossen werden. Der große Arbeitsaufwand, um solche Hügelbeete anzulegen, lohne sich, da das Beet später so gut wie keine Pflege brauche, hob Karin Frank hervor. Karotten, Salat, Tomaten, Kräuter und vieles mehr wachsen auf einem Permabeet über Jahre hinweg ohne weiteren Arbeitsaufwand. Ziel sei es, mit der “selbst geschaffenen essbaren Landschaft“ wieder einen Bezug zu Nahrung herzustellen, die nicht verpackt aus dem Supermarkt komme. (jr)
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