15.05.2016
Eine Kirche, viele Nationen
FRANKFURT.- Indische Saris leuchten aus den Bankreihen. Jugendliche aus Eritrea in langen lilafarbenen Gewändern führen singend und klatschend eine Prozession durch den ganzen Dom an. Chöre singen auf Spanisch, Italienisch oder auch Kroatisch. Das Vaterunser erklingt nicht nur in Englisch, Französisch oder Portugiesisch, sondern auch in Tagalog, der Sprache der Philippinen: Rund 1.000 Menschen aus den muttersprachlichen Gemeinden Frankfurts sind am Samstag, 23. Mai, in der Frankfurter Kaiserdom gekommen, um gemeinsam das Pfingstfest zu feiern.
Das bunte Glaubensfest wird bereits seit vielen Jahren am Pfingstsamstag von den 24 katholischen Gemeinden anderer Muttersprachen gestaltetet, die in und um Frankfurt beheimatet sind. Und auch wenn es in diesem Gottesdienst besonders fröhlich und ausgelassen zugeht, so wird auch immer deutlich, wie viele Menschen aus existentieller Not nach Deutschland kommen: Wenn etwa drei Sänger aus der Ukrainischen Gemeinde das Kyrie singen, die Familie und Freunde in der Krisenregion haben, oder wenn der Chor der Afrikanischen Gemeinde die Gläubigen an die unsicheren Flüchtlingsboote und die Menschen denken lässt, die täglich versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen.
Während die Menschen an diesem Abend gemeinsam und im Sinne der Einheit ihrs Glaubens feiern, ist in der deutschen Gesellschaft längst eine Debatte um Integration entbrannt. Der Umgang mit Unterschieden ist dann auch zentrales Thema von Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz. Aus dem Glauben an einen liebevoll zugewandten Gott folgt für zu Eltz das Gebot eines fairen Umgangs aller Menschen untereinander. Entschieden richtet er sich gegen jegliches "Schwarz-Weiß-Denken", bei dem die Unterschiede zwischen Menschen immer auch mit einem Machtgefälle verbunden seien. Dem setzt er "die Freude am Anderssein des Anderen" entgegen und "die Kunst, Gegensätze in gesunder Spannung zu halten, und sie nicht in Widersprüche umschlagen zu lassen". Zu Eltz lehnt die Spaltung der Gesellschaft entlang vermeintlicher Unterschiede ebenso ab wie eine "pseudo-tolerante" Gleichmacherei, die die tatsächlichen Unterschiede ignoriere. Stattdessen fordert er eine menschliche Gerechtigkeit, "die gleiches nicht ungleich macht, aber ungleiches auch nicht gleich".
An dem bunten Pfingstgottesdienst, zu dem viele Gläubige in ihren typischen Landestrachten kommen, nehmen unter anderen auch die Indische, Französische, Polnische und die Koreanische Gemeinde teil, Maroniten und Syro-Aramäer. Auf traditionellen Bambusinstrumenten spielt die Angklung-Gruppe der Indonesischen Gemeinde. Kinder, Frauen und Männer bringen Spezialitäten aus ihren Heimatländern zum Altar. Fürbitten und Gebete erklingen in zahlreichen Sprachen. Der Gottesdienst wird so zum Zeichen für die Vielfalt der Kulturen und die Einheit im Glauben der katholischen, weltumspannenden Kirche. (ld)
Infos: Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprachen im Bistum Limburg. <link https: www.bistumlimburg.de glaube-kirche muttersprachliche-gemeinden.html>Link