15.04.2016

Die Suche nach Gerechtigkeit

Ökumenischer Auftakt vor der Parlamentssitzung im Römer

FRANKFURT.- Bevor die neu gewählte Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 14. April, zu ihrer ersten Sitzung zusammentrat, haben der evangelische Stadtdekan Achim Knecht und der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz einen Gottesdienst in der evangelischen Alten Nikolaikirche gehalten ? in Sichtweite des Römers. Eine Reihe von Parlamentariern, aber auch zahlreiche Magistratsmitglieder, darunter Kämmerer und Kirchendezernent Uwe Becker, Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld, Kulturdezernent Felix Semmelroth (alle CDU), die ehrenamtliche Stadträtin Cornelia-Katrin von Plottnitz (Die GRÜNEN im Römer) und Annette Rinn, Frankfurter FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende, gehörten zu den Teilnehmern. In der ersten Reihe saß Esther Gebhardt, die frühere Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, sie ist für die SPD neu in das Stadtparlament eingezogen.

Die „Hausherrin“ der evangelischen Alten Nikolaikirche, Pfarrerin Andrea Braunberger-Meyers, erinnerte in ihrer Begrüßung daran, dass vor 495 Jahren, am 14. April 1521, der Reformator Martin Luther unweit genächtigt hat im Gasthof „Zum Strauß“ in der Buchgasse. Auch er war auf dem Weg zu einer politischen Versammlung, sein Ziel war der Reichstag in Worms.

Gemäß der guten Tradition Frankfurts wirken

Amos 5,24 „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“, war als Bibelstelle für den Gottesdienst ausgewählt worden. „Gerechtigkeit dient dem Zusammenhalt der Gesellschaft. Gerecht ist deshalb, wenn niemand zu kurz kommt, was die eigenen Lebensmöglichkeiten angeht. Wenn alle Menschen in der Stadt, in diesem Land, auf dieser Erde die Freiheit haben, sich zu entfalten und ein Leben in Würde zu führen“, sagte der evangelische Stadtdekan Knecht in seiner Ansprache. Gerechtigkeit führe zu Vertrauen, fügte er hinzu. Dass Politik kein leichtes Geschäft ist angesichts vielfach gezeigter Geringschätzung, nicht zuletzt in den Sozialen Medien, ließ Knecht nicht unerwähnt. „In Frankfurt ist Ihnen viel Macht anvertraut“, sagte der katholische Stadtdekan zu Eltz eingangs. Er griff in seiner Ansprache auch ein anderes biblisches Bild auf, dass vom „guten Hirten“. Ihnen, den Magistratsmitgliedern und Abgeordneten, sei sozusagen die Stadtpolitik anvertraut.

Mit einer Fürbitte schlossen der katholische Stadtdekan zu Eltz, der evangelische Stadtdekan Knecht, Pfarrerin Braunberger-Myers und die Pfarrerin Junita Rondonuwu Lasut von der Evangelischen Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main, die auch in der Alten Nikolaikirche beheimatet ist, den Gottesdienst. Zu Eltz bat um die Kraft gemäß der guten Traditionen Frankfurts zu wirken. Eine Fürbitte Knechts lautete: „Schenke Bereitschaft zum ehrlichen Statement und zum wirklichen Zuhören.“ Nicht nur für den Frieden und die Gerechtigkeit hier, sondern in der ganzen Welt, für die Menschen unabhängig von Status und Wohlstand, betete Junita Rondonuwu Lasut.

Mit einem schwungvollen Orgelausklang ? gespielt vom Kirchenmusiker der Evangelischen Sankt Paulsgemeinde, Christian Baumann ? endete der Gottesdienst, bevor es dann zur ersten Sitzung in das Stadtparlament ging. (pm)

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