02.10.2015
Kirchenprogramm auf Frankfurts schönstem Platz
FRANKFURT.- Die Rhythmen gehen durch´s Ohr direkt in die Beine: Frankfurter Passanten, die am Freitagnachmittag eher zufällig den Römerberg überqueren, aber auch das Publikum, das ganz gezielt gekommen ist, schwingt die Hüften oder steppt zumindest mit dem Fuß im Takt. Was die Frankfurter Inklusionsband Conny P zum Auftakt der kirchlichen Einheitsfeier in Frankfurts „gudd Stubb“ abliefert, macht einfach Spaß. Und als dann noch „Viel Glück und viel Segen“ aus rund 200 Kehlen angestimmt wird, weil der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz nicht nur das Programm der Kirchen eröffnet, sondern auch noch just an diesem Tag Geburtstag hat, ist die Stimmung bei strahlendem Sonnenschein perfekt.
Für Stadtdekan zu Eltz ist es eine große Freude, dass an diesem Wochenende das 25. Jubiläum der deutschen Einheit in Frankfurt gefeiert wird, zentral für ganz Deutschland, und dass „die Stadt uns ihren wichtigsten und schönsten Platz, den Römerberg“, zur Verfügung gestellt hat, betont er im Gespräch mit dem Sprecher des Bistums Limburg, Stephan Schnelle. Katholische und Evangelische Stadtkirche sowie die Evangelische Allianz Frankfurt bieten an den drei Tagen des Festwochenendes ein rundes Programm auf dem Römerberg. Unter dem Motto „Mit Gott überspringe ich Mauern“ gibt es Gespräche mit Zeitzeugen, Musik von muttersprachlichen Gemeinden und Inklusionsbands, eine Karikaturausstellung und vieles mehr. Das meiste davon beschäftigt sich mit der Situation von Flüchtlingen. Ein großes Mahnmal direkt am Gerechtigkeitsbrunnen etwa erinnert an die vielen Menschen, die bei der Flucht über das Mittelmeer ihr Leben lassen mussten.
„Wir waren fast wie Propheten, als wir uns zu Beginn der Planung für das Thema Flucht und Flüchtlinge entschieden haben,“ betont der Stadtdekan. „Damals konnte keiner ahnen, dass das im Herbst 2015 ganz Europa bewegen würde.“ Deshalb wolle das Programm der Kirchen bis Sonntag, 4. Oktober, dazu beitragen, die Mauern in den Köpfen, die immer noch existieren, sichtbar zu machen und ? wenn möglich ? ein Stück einzureißen. Gerade so, wie es den Menschen in der DDR 1989 gelang, als sie mit der friedlichen Revolution die Einheit Deutschlands ermöglichten. (dw)
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