20.07.2015

Interkulturelle Laienspielschar zeigt biblische Geschichten

Frankfurter Evangelienspiel hat am 25. Juli Premiere

FRANKFURT.- In diesen Tagen ist Generalprobe: Rund 120 Laienschauspieler proben ihren Auftritt. Sie kommen aus 15 Nationen und unterschiedlichen Kultur- und Religionskreisen. Junge und Alte, Menschen mit verschiedenen Behinderungen und Nicht-Behinderte gehören ebenso zum Ensemble. Vom 25. Juli an werden sie wieder eine Woche lang im Hof der Liebfrauenschule am Rande der Frankfurter Innenstadt ein Evangelienspiel auf die Bühne bringen.

Nur alle drei Jahre gibt es die Gelegenheit, diesem großen Schauspiel beizuwohnen. Angelehnt an die mittelalterlichen Mysterien- und Evangelienspiele stellen die Schauspieler zwölf Bilder aus dem Leben und Wirken Jesu nach. Dazu gibt es immer wieder Texte und Musik, auch neu komponiertes, wie in diesem Jahr.

Vom archäologischen Garten auf den Schulhof

Angefangen hat alles im Millenniumsjahr 2000. Im Archäologischen Garten vor dem Kaiserdom inszenierte der mittlerweile verstorbene Gehörlosenseelsorger und Kapuzinerpater Amandus das erste Evangelienspiel. Vor der Kulisse des Kaiserdomes St. Bartholomäus gelang es, viele schöne Gleichnisse aus den vier Evangelien zusammenzustellen, die ohne langatmige Erklärungen den Menschen von heute etwas sagen können. Wegen der umfangreichen Bauarbeiten für die neue  Frankfurter „Altstadt“ steht der traditionsreiche Archäologische Garten allerdings nicht mehr zur Verfügung. Deshalb zog die Laienspielgruppe, inzwischen getragen vom Verein Lukas 14 für Integration und Kultur für Menschen mit Behinderungen, bereits bei der Aufführung 2012 in den Hof der Liebfrauenschule um.

Pater Amandus hatte das Spiel auf der Tradition des Gehörlosentheaters aufgebaut, deshalb werden bis heute die einzelnen Szenen rein pantomimisch dargestellt. Die pantomimischen Szenen werden von zwei Sprechern eingeleitet, um das Publikum thematisch vorzubereiten. Seit 2006 ist Frank Lehmann, der ehemalige ARD-Börsenexperte, einer der Sprecher. Bei einigen Aufführungen übersetzt zusätzlich ein Gebärdensprachdolmetscher die Bibeltexte.

Familienvater als Jesus

Im Mittelpunkt der zwölf Bilder steht nicht die Passion Christi, sondern sein Leben und Wirken auf Erden, sowie sein Verhältnis zu Gott und den Menschen. Die meisten Bilder werden in biblisch-historisierenden Kostümen gespielt, drei Bilder (Gleichnisse Jesu) werden in die Gegenwart versetzt, um zu zeigen, dass die Botschaft Jesu kein abgeschlossener Prozess ist, sondern heute noch genauso gilt und verständlich ist wie vor 2000 Jahren. Zunehmend finden sich im Frankfurter Evangelienspiel mehr musikalische Anteile. Für die Aufführung in diesem Jahr wurden zwei Lieder komponiert. 

Neu dabei ist der Darsteller Jesu. Zunächst wurde diese zentrale Rolle regelmäßig von Priestern gespielt, mit dem Lehrer und Musiker Christoph Kuhn ist in diesem Jahr erstmals ein Familienvater mit der Rolle betraut. Die Regie liegt in den Händen von Andreas Walther-Schroth und Christina Kupczak. (dw)

Das Frankfurter Evangelienspiel 2015 hat am Samstag, 25. Juli, Premiere. Bis zum 2. August wird es täglich um 20 Uhr auf dem Hof der Liebfrauenschule (Schäfergasse 23, 60313 Frankfurt am Main) aufgeführt. Sonntags beginnt die Vorstellung bereits um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

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