10.03.2015

Einblicke in die Geschichte der Dotationskirchen

Kirchendezernent Becker lädt zum Kirchenrundgang ein

FRANKFURT.- Nicht nur die Skyline, auch die Kirchtürme prägen Frankfurts Stadtbild. Sie sind Teil des alltäglichen Erscheinungsbildes der Mainmetropole, doch viele Bürger wissen nur wenig über die Geschichte der Kirchen. Im vergangenen Herbst hat Kirchendezernent Uwe Becker 40 Bürgern die Möglichkeit geboten, bei einem Kirchenrundgang mehr über vier der acht Dotationskirchen zu erfahren. Kirchendezernent Becker setzt dieses Projekt nun fort und lädt zum zweiten Kirchenrundgang am Montag, 30. März, ein.

Interessierte Bürger haben die Möglichkeit, gemeinsam mit Kirchendezernent Uwe Becker drei der Dotationskirchen zu besichtigen. Die Bauhistorikerin Ulrike Schubert führt durch den St. Bartholomäus-Dom, die Alte Nikolaikirche und die Dreikönigskirche. Wer möchte, kann anschließend noch einem kurzen Vortrag über die Kirche St. Leonhard lauschen.

„Die Kirchen sind ein bedeutender Teil der Tradition unserer Stadt, der Kaiserdom St. Bartholomäus zählt zu den bedeutendsten Wahrzeichen Frankfurts. Die Kirchen haben, jede für sich, eine interessante Geschichte. Heute werden die Kirchen im hektischen Alltag der Großstadt von vielen Menschen als Orte der Stille und Besinnung geschätzt. Ich freue mich darauf, die Kirchen gemeinsam mit den Bürgern zu besichtigen“, sagt Kirchendezernent Uwe Becker.

Acht Dotationskirchen in Frankfurt

Mit acht Kirchen in der Innenstadt verbindet die Stadt Frankfurt ein in Deutschland einmaliger Dotationsvertrag, der als Folge der Säkularisierung 1830 zwischen der Freien Stadt Frankfurt und den christlichen Gemeinden Frankfurts geschlossen wurde. Darin verpflichtet sich die Stadt bis zum heutigen Tag, die acht Innenstadtkirchen samt zugehörigen Einrichtungen wie Orgeln und Geläute zu unterhalten.

Die erste Station des Rundgangs ist der Dom St. Bartholomäus, Frankfurts größte und bekannteste Kirche. Sie wird, in Erinnerung an ihre Zeit als Wahl- und Krönungsstätte der deutschen Kaiser und Könige, auch gern „Kaiserdom“ genannt. Zwischen 1562 und 1792 wurden zehn Kaiser im Frankfurter Dom gekrönt. Die Kirche mit ihrem 95 Meter hohen Turm ist eines der ältesten Baudenkmäler der Stadt. Die Baugeschichte des Doms begann im 7. Jahrhundert und fand ihr Ende Anfang des 16. Jahrhunderts. Doch erst nach dem Dombrand von 1867 fand die Architektur der Kirche ihr heutiges Aussehen. 1356 wurde der Dom zur Wahlkirche der deutschen Könige und von 1562 an auch der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bestimmt.

Anschließend geht es zur Alten Nikolaikirche auf dem südlichen Ende des Römerberges. Sie gehört zu den ältesten Kirchenbauwerken der Stadt. Ihre Entstehungszeit konnte auf das 12. Jahrhundert datiert werden. Als Hofkapelle diente sie auch für Hof- und Reichstage, später als Ratskirche. Geweiht wurde die Nikolaikirche dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron gegen Hochwasser. Grabungsfunde im Zusammenhang mit dem Neubau des Historischen Museums haben gezeigt, dass die Kirche damals näher am Main stand als heute.

„Dribbdebach“ wird anschließend die Dreikönigskirche besichtigt. Sie ist das einzige Gotteshaus außerhalb der alten Stadtmauern. Ihren Ursprung hat die Dreikönigskirche in einer Stiftung des Sachsenhäuser Bürgers Heile Dymar, der 1338 eine Kapelle für das Hospital der Deutschordensritter stiftete. Als Frankfurt 1522 lutherisch wurde, war die Dreikönigskirche die erste Kirche, an der seitdem ausschließlich evangelische Prediger lehrten. Da die Kirche im Zweiten Weltkrieg nur geringfügig beschädigt wurde, ist der Innenraum mit Ausnahme der Fenster und einer neuen Orgel weitgehend im Originalzustand. Für die Sanierung der Fassaden und des Daches des neugotischen Kirchenbaus wurden rund 3,2 Millionen Euro veranschlagt.

St. Leonhard - Kleinod am Main

Optional können Interessierte anschließend noch die Kirche St. Leonhard aufsuchen. Ulrike Schubert wird kurz auf die Geschichte der Kirche Bezug nehmen. Eine Innenbesichtigung ist derzeit aufgrund von Sanierungsarbeiten nicht möglich.

Die seit 2011 laufenden Arbeiten haben historisch äußerst bedeutungsvolle Funde zutage gefördert, die von Denkmalschützern als geradezu sensationell eingeschätzt werden. So wurde in der zum Main gelegenen Seitenapside eine Gruppe von circa 60 Zentimeter großen Terrakotta-Figuren aus der Spätgotik gefunden, die drei klagende Personen darstellen. Vermutlich sind die Figuren Teil einer größeren Darstellung des Grabes Jesu. Nicht minder bedeutsam ist der Fund des steinernen, fast mannsgroßen „Atzmann“, der ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt. Diese Figur dürfte in der Nähe des Altars gestanden und die Bibel oder liturgische Bücher getragen haben. Nach der Sanierung wird der Kirchenboden das historische Niveau der Zeit um 1520 haben. Sichtbar sein werden dann auch die Malereien im Chorraum, die bisher durch den höheren Fußboden teilweise verdeckt waren. Die Gesamtkosten für die Innensanierung belaufen sich aktuell auf rund acht Millionen Euro.

Informationen zur Anmeldung:
Die kostenlose Führung findet am Montag, 30. März , von 16 bis 18.30 Uhr statt. Treffpunkt ist um 16 Uhr am Eingang des Doms St. Bartholomäus, Domplatz 1. Interessierte können sich per E-Mail bis Montag, 23. März, um 16 Uhr an <link>DezernatIII@stadt-frankfurt.de sowie montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 16 Uhr telefonisch unter 069/212-36424 anmelden.

Um eine frühzeitige Anmeldung wird gebeten, da die Teilnahmeplätze begrenzt sind. Die Vergabe erfolgt nach Eingang der Anmeldung. Die Anmeldung ist verbindlich. Eine Begleitung durch nicht angemeldete Personen ist nicht möglich.
Es ist zu beachten, dass die Führung nicht vollständig barrierefrei ist. Die Dreikönigskirche verfügt derzeit über keinen Zugang für mobilitätseingeschränkte Personen.

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