05.11.2015
40 Quadratmeter Byzanz in Frankfurt
FRANKFURT.- Fast vier Stunden dauerte die symbolträchtige Weiheliturgie am Mittwochabend (4. November). Dann war das katholische Frankfurt um eine ganz besondere Kirche reicher. In Sankt Georgen, der Philosophisch-Theologischen Hochschule des Jesuitenordens im Stadtteil Oberrad, weihte Patriarch Gregorios III. Laham aus Damaskus einen 42 Quadratmeter großen Raum mit byzantinischen Malereien und farbenprächtigen Ikonen zu einer byzantinisch-katholischen Kirche mit Namen „Vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem“.
Der Patriarch ist nicht nur das Oberhaupt der griechisch-katholischen Melkiten in Syrien, sondern auch Patriarch von Antiochien, Alexandrien, Jerusalem und dem ganzen Vorderen Orient. Ihm zur Seite stand als Vertreter des Bistums Limburg Weihbischof Thomas Löhr. Beide führten eine feierliche Lichterprozession von der benachbarten Jesuitenkirche aus an und trugen die Reliquien mit sich, die in den neuen Altar eingelassen werden sollten. Dicht gedrängt verfolgten die Gläubigen in der kleinen Kirche ebenso wie in Nachbarräumen, wie der Altar gesegnet und gesalbt wurde. Nachdem der Altar mit dem liturgischen Gerät gedeckt war, wurden in einem feierlichen Ritus alle Lichter in der Kirche entzündet und die Kirche an ausgewählten Stellen gesalbt.
Ein Pater wie eine "reisende Kapelle"
Der Patriarch würdigte das Wirken von Pater Michael Schneider ein, der die jüngste Frankfurter Kirche initiiert hatte. Der Jesuit ist nicht nur Professor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft in Sankt Georgen. Er leitet auch das Seminar für Byzantinistik an der Hochschule. 2002 wurde er im Frankfurter Dom zum Großarchimandrit des Patriarchats von Antiochien ernannt. Schneider ist somit in ganz Deutschland für die Seelsorge der griechisch-katholischen Kirche zuständig. Wie der Patriarch hervorhob, ist Schneider "selbst wie eine reisende Kapelle". Wenn er irgendwo in Deutschland die ostkirchliche Liturgie feiere, habe er "in seinem kleinen Auto mehr Gerät als manches Kirchlein in Syrien oder im Libanon.“ Der byzantinische Ritus, wird heute in allen orthodoxen Kirchen sowie in vielen katholischen Ostkirchen befolgt.
Ausgestaltet wurde die kleine Kirche in Sankt Georgen, die zum Treffpunkt für die griechisch-katholischen Gläubigen hierzulande werden soll, von dem Regensburger Künstler Oleg Kuzenko, der aus der Ukraine stammt. In Sankt Georgen gab es bereits früher einen kirchlichen Raum für den byzantinischen Ritus, allerdings im alten Priesterseminar, das abgerissen wurde, um einem Neubau Platz zu machen. (dw)
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