04.09.2014
UnRuhig ? Erinnerung und Aufbruch 1914, 1939, 1989
FRANKFURT.- Unter dem Titel „UnRuhig ? Erinnerung und Aufbruch 1914, 1939, 1989“ steht die Nacht der Kirchen am Freitag, 12. September, ab 20 Uhr, in den beteiligten evangelischen und katholischen Kirchen. Mit einem vielfältigen Programm lenken die Kirchengemeinden den Blick zurück auf die Kriege in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, deren Gedenken 2014 begangen wird: 100 Jahre Beginn des 1. Weltkrieges und 75 Jahre Beginn des 2. Weltkrieges. 25 Jahre dagegen ist es her, dass durch friedliche Revolution die Mauer zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands fiel. Die verschiedenen Programme während der Nacht der Kirchen beleuchten Unruhe und Beruhigung angesichts der Lehren aus dieser Erinnerung. In allen Kirchen beschließt ein Friedensgebet um 23.30 Uhr die Nacht.
Das Programm im Überblick:
St. Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2b, Hedderheim
19 Uhr: „Auftakt“ zur Nacht der Kirchen
Die Nacht der Kirchen beginnt im Norden Frankfurts mit einem „Auftakt“. Wir erinnern an Dietrich Bonhoeffer und hören in Musik und Wort eine noch heute berührende Auslegung von Psalm 42. Unterbrochen wird der Text durch Liedstrophen, die Bonhoeffer hierfür ausgesucht hat. Wir singen und hören die Lieder gemeinsam. Musikalisch erinnern wir im „Auftakt“ an den Komponisten Gustav Adolf Merkel (1827-1885), der seinerzeit einer der am meisten gespielten Orgelkomponisten in Europa und Amerika war. Die Orgelsonate Nr. 1 ordnet Psalmverse, unter anderen aus Psalm 42, den einzelnen Sätzen als „Programm“ zu. Sprecher: Hans-Peter Schupp (Schauspieler, Sprecher hr) Orgel: Tobias Koriath
Alte Nikolaikirche, Römerberg
20 Uhr: Abendlieder und Lieder der Friedensbewegung zum Mitsingen mit der Heinrich-Schütz-Kantorei, Christian Baumann, Orgel, Markus Valk, Gitarre, Leitung: Karin Baumann
21 Uhr: Die Evangelische Kirche und der Erste Weltkrieg
Lesung mit Texten von Karl Barth, Martin Rade u. a.: Dr. Wilhelm Christe. Musik mit Kompositionen von Jehan Alain: Michael Riedel, Orgel
22 Uhr: 1989. Teilung - Aufbruch - Wende - Vereinigung
Gedichte, Worte und Musik zu und über Deutschland vor 25 Jahren. Lesung mit Isaak Dentler, Schauspiel Frankfurt
23 Uhr: Orgelmusik, Michael Riedel, Orgel
Liebfrauenkirche, Liebfrauenberg
20 Uhr: Wie liegt die Stadt so wüst
Zum Gedenken an die Ausbrüche des 1. Weltkrieges (vor 100 Jahren), des 2. Weltkrieges (vor 75 Jahren) und der Zerstörung der Frankfurter Altstadt vor 70 Jahren.
Texte: Prof. Bernward Schmidt (Aachen), Musik: Collegium Vocale Liebfrauen, Leitung: Peter Reulein
Chorwerke von J. H. Schein, H. Schütz, R. Mauersberger, A. Pärt u.a.
22 Uhr: Komplet gesungenes Nachtgebet der Kirche
Dreikönigskirche, Am Sachsenhäuser Ufer
20 Uhr: Am Tag, als ?
Worte und Musik, die Erinnerungen wecken
Clemens Teupe, Mandoline, Nils Schwab, Querflöte
21 Uhr: Und jetzt sing ich meine Lieder
Songs und Chansons zum Mitsingen
22 Uhr: 1914 - 1939 - 1989
Werke von Reger, Alain, Bach und anderen
An der Orgel: Andreas Köhs
23 Uhr: Da machte sich auf auch ? - Aufbruchgeschichten
Dom St. Bartholomäus, Domplatz
Collage von Rezitationen
Zu jeder vollen Stunde von 20 bis 23 Uhr eine Collage von Rezitationen aus Tagebüchern des 1. und 2. Weltkrieges, Thomas Morus´ Utopia, biblischen Texten und Musik.
Sankt Katharinenkirche, An der Hauptwache
Denk - male
Erschrocken und beunruhigt geht der Blick zurück auf die Kriege in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Texten, Bildern und Musik wird die Erinnerung an die unfassliche Zerstörung und Gewalt beleuchtet. In der Gegenwart spiegeln sich auch die Lehren aus dieser Erinnerung. Die Künstlerin Susanne Kohnen gestaltet mit musikalischen Improvisationen, Videokunst, Gedichten und Bildern einen meditativen Raum, der zum nachdenklichen Hören und Sehen einlädt. Der beunruhigte Blick zurück kann auch Ruhe finden. Texte: Pfarrerin Dr. Gita Leber und Pfarrer Werner Schneider-Quindeau
Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33
DENK MAL. - Erinnern im Medienwandel
Der Weg führt durch die Unterkirche an dem Modell einer „Trauerhaltestelle“ vorbei hinein ins Original, oder besser zum begehbaren 1:1 Modell dieser Haltestelle im ehemaligen Pfarrgarten. Oder man betritt die Oberkirche und wandert auf dem verschlungenen „Pfad des Gedenkens“ an modernen und älteren, teilweise skurrilen Exponaten vorbei, die den Medienwandel des Erinnerns anschaulich machen: von der Haarlocke zum QR-Code-Denkstein, vom Aschebild zu Denkmalsentwürfen. Dass es hier nicht nur ums private, sondern auch ums öffentliche Innehalten geht, schlägt die Brücke zur „Straße des Erinnerns“. Hier geht es um die Kultur des Stiftens, der nicht nur wir als Gemeinde, sondern der auch die Stadt Frankfurt viel verdankt. Das Seitenschiff wird zum „Ort des Innehaltens“. Hier kommen alt und neu zusammen. Die Gemeinde stellt dort ihren Flügelaltar wieder auf und zeigt einen „Lebensbaum“, dessen Früchte ein Jahr lang an jeden erinnern können, der in ihr beerdigt wurde ? und an jeden, der getauft wurde.