27.11.2014

Mit Spaß an der Arbeit der Kälte trotzen

Erfolgreiches Pilotprojekt für spanische Erzieherinnen

FRANKFURT.- Es ist ein bisschen zu kalt in Frankfurt und das Mittelmeer fehlt, aber die Menschen sind sehr freundlich und die Kinder werden schon im Kindergarten zu Selbstständigkeit angeleitet und wachsen freier und unbeschwerter auf. Und vor allem, es gibt Arbeitsstellen. So ungefähr lautet das Fazit dreier junger Pädagogen aus Spanien, die gerade ein Praktikum in katholischen Kindergärten Frankfurts absolvieren. Gründe genug, sich ernsthaft zu überlegen, ob sie nicht in Deutschland bleiben und hier als Erzieher arbeiten sollten.

Und das war auch der Hintergedanke, als sich das Bistum Limburg vor gut einem Jahr daranmachte, für ein Pilotprojekt in Frankfurt junge spanische Erzieher zu gewinnen. Hier gibt es einen großen Mangel an Fachkräften, dort finden engagierte junge Leute trotz Ausbildung und guter Abschlüsse keinen Job. In Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschule Valencia wurde deshalb unter dem Motto „Os estamos esperando“ (Wir erwarten Euch) um Erzieherinnen und Pädagogen geworben, die Lust hatten, Deutsch zu lernen und für ein Vierteljahr nach Frankfurt zu kommen, durchaus mit dem Ziel, hier für länger zu bleiben.

Keine Arbeit in Spanien

Sieben junge Frauen und vier junge Männer wurden schließlich ausgewählt und kamen Mitte September in die Mainmetropole, um hier bis Mitte Dezember erste Berufserfahrungen zu sammeln. Maria Pena Taroncher, die in der Caritas-Kita an der Valentin-Senger-Schule eingesetzt ist, hatte bereits in ihrer Heimat in einer Kita gearbeitet: „Fünf Stunden die Woche, praktisch für umsonst!“ Auch Maria Paz Gallart De Pascual aus der katholischen Kita Herz Jesu in Eckenheim hat schon einige Jahre Berufserfahrung.

Hier sind die Spanier in Gastfamilien untergebracht und arbeiten in den drei Monaten 30 Stunden pro Woche als Praktikanten in den Kitas mit. So haben die jungen Erzieherinnen die Möglichkeit, das Leben in Deutschland und den Alltag in Kindertagesstätten kennen zu lernen. Daneben gibt es Freizeitangebote, zusätzliche Deutschkurse und manches mehr, um die Eingewöhnung zu erleichtern.

Sogar deutscher Schweinebraten schmeckt

Die 29-Jährige Maria Paz ist denn auch fest entschlossen, in Deutschland zu bleiben. Ihr gefällt das andere pädagogische Konzept: „Die Kinder hier sind super frei, sie lernen, vieles allein zu machen und sind glücklicher als in Spanien“, zeigt sie sich überzeugt. Diesen Eindruck bestätig Pedro Olcina Martinez, der in der „Erweiterten schulischen Betreuung“ in Liebfrauen eingesetzt ist: „In Spanien müssen die Drei- bis Sechsjährigen viel mehr an Tischen sitzen, ruhig sein und Buchstaben und Zahlen lernen.“ Auch Pedro und Maria überlegen in Frankfurt zu bleiben. In ihren Gastfamilien fühlen sie sich sehr wohl, ihr Deutsch wird täglich besser und sogar der deutsche Schweinebraten schmeckt.

Für Gabriele Reifenberger, Leiterin der Eckenheimer Herz Jesu-Kita, sind die jungen Spanier eine echte Hilfe. Der Kindergarten wurde gerade aufwendig saniert und bietet Platz für 80 Kinder. Hinzu kommen künftig zehn Plätze für Ein- bis Dreijährige. Da ist jede Hilfe willkommen, damit die Kinder die notwendige Betreuung erfahren. „Und dass die Spanier noch nicht so gut deutsch sprechen, ist bei uns gar kein Problem“, erzählt sie. In ihrer Kita seien Kinder aus derzeit 13 verschiedenen Nationen. Viele lernten erst im Kindergarten die deutsche Sprache, indem gesungen, vorgelesen, erzählt wird. „Da lernen wir gleich mit“, lacht Maria Paz.    

Das Frankfurter Experiment hat sich bewährt, ist Projektleiterin Julia Kuhlenkötter überzeugt, die in der Abteilung Kindertageseinrichtungen des Bistums Limburg für die Personalgewinnung in Frankfurt zuständig ist. Sieben der elf spanischen Fachkräfte hätten bereits ein konkretes Übernahmeangebot, die meisten würden es wohl annehmen. Auch aus Valencia und anderen südeuropäischen Ländern gibt es bereits Signale, dass man das Projekt gerne mit neuen Kandidaten fortsetzen würde. Nur Pedro und Maria wollen noch einmal überlegen, ob sie wirklich dauerhaft auf spanische Sonne und Strand verzichten können.  (dw)

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