01.02.2014
Feuerstelle und Kochtopf sind leer
FRANKFURT. ?„Wenn du Hunger hasst“ ? mit diesem Spruch wirbt eine bekannte Fast Food-Kette auf riesigen Plakaten für ihren Burger. Wie schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Ein Burger ? immer und überall für jeden erreichbar. Doch Fehlanzeige. 842 Millionen Menschen auf der Welt haben nach wie vor keinen ausreichenden Zugang zu den notwendigsten Nahrungsmitteln. Sie leiden an Hunger, Unter- und Mangelernährung. Viele Menschen hungern zeitweise, weil die Ernte ausfällt, nicht für das ganze Jahr reicht oder weil sie nur saisonale Arbeit haben.
Misereor-Aktion
„Ernährungssicherheit“, weiß Jörg Nottebaum vom katholischen Hilfswerk Misereor, „ist nur dann gegeben, wenn alle Mitglieder einer Gesellschaft jederzeit Zugang zu quantitativ und qualitativ ausreichenden Nahrungsmitteln haben.“ Da reicht ein Burger nicht aus. Der Misereor- Referent und Diplom-Theologe ist am Freitag, 31. Januar, in das Haus am Dom in Frankfurt gekommen, um Aktiven in der Gemeinde- und Verbandsarbeit die diesjährige Misereor-Fastenaktion vorzustellen.
Für ihn ist die Devise „Nehmt und esst alle davon!“ längst kein Wunschtraum. Mit dem Misereor-Motto „Mut ist zu geben, wenn alle nehmen“ will er die Besucher für Fasten-Projekte sensibilisieren. „Eine US-Amerikanerin isst so viel Fleisch wie 28 Inder“, sagt Nottebaum. Da tue Umkehr Not. Überlegen könne jeder Einzelne für sich: „Wie viel Fleisch brauche ich eigentlich wirklich?“
„Bewusst Leben heißt, sich als Teil einer Gemeinschaft zu verstehen, die die Sorge für das Leben auf der Erde in all seinen Dimensionen zu tragen weiß“, so Nottebaum. Dieses Jahr will Misereor mit seiner Fastenaktion besonders auf die mangelhafte Ernährung in vielen Teilen der Welt aufmerksam machen. Mit Projekten in Uganda zeigt Misereor, wie Bauern ihr Gemüse und Obst für den heimischen Markt gewinnen können ? nicht nur für den Export. Außerdem bauen sie Wasserstellen, die auch der Trockenzeit standhalten. Die Ureinwohner sind stolz: Mit Unterstützung von Misereor haben sie Mut gefasst und gehen zur Schule. Treffpunkt ist ein schattiger Platz unter Bäumen. Mehr als eine Schiefertafel und eine Lehrerin braucht es nicht. Sie besinnen sich dort auf ihre Fähigkeiten, lernen lesen und schreiben. Sie erkennen, wie sie wieder Pflanzen anbauen können, die den Boden schonen und die Familien wirklich ernähren. Neuerdings füllen sich Kochtopf und Feuerstelle wieder.
Bistumsinitiative
Zum Umdenken anregen will auch die Initiative des Bistums Limburg „Wir haben den Hunger satt!“, die sich als Ergänzung zur Misereor-Aktion versteht. „Aus einer Idee sollen zehn Aktionen werden, die sich an hundert Orten im Bistum entfalten und tausend Botschaften gegen den Hunger in der Welt in sich vereinen“, sagt Vanessa Treike, Referentin für Partnerschaft und Dialog im Bistum Limburg. Die Aktionen sollen so in den Gemeinden platziert werden, dass sie in den Köpfen bleiben. Neben Gebetshilfen, Selbstverpflichtung, einem Ideenwettbewerb, einer Schulaktion, einem Thementag und einer Brotdosen-Petition gibt es noch mehr Möglichkeiten, über das ganze Jahr verteilt innezuhalten und aufmerksam zu werden für den Überfluss auf der einen und den Mangel auf der anderen Seite der Welt. Den Gemeindemitgliedern gibt Treike Hilfestellung bei der Umsetzung, damit sie sich gegenseitig Beispiel geben. Ein Beispiel, das Ungerechtigkeiten aufzeigt und wachrüttelt. (sfi)
Eine Vielfalt an grafischem Material und Medien finden Interessierte unter
www.misereor.de und www.hungersatt.bistumlimburg.de