24.08.2014

Den Kettenbrief der Liebe Gottes weitergeben

Katholische Stadtkirche feiert Bartholomäusfest

FRANKFURT.- Aus der Gewissheit heraus von Gott geliebt zu werden, können Christen Fremden unvoreingenommen begegnen und sie willkommen heißen: Das hat der katholische Stadtdekan von Frankfurt, Johannes zu Eltz, am Sonntag, 24. August, beim Bartholomäusfest im Frankfurter Kaiserdom hervorgehoben. Vor etwa 1.000 Gläubigen im vollbesetzten Bartholomäusdom verwies der Stadtdekan darauf, dass auch in einer Stadt wie Frankfurt Christen nötig seien, um den „Kettenbrief der Liebe Gottes“ weiterzugeben.  

So wie der biblische Nathanael, der später zum Apostel Bartholomäus wurde, sich erst abfällig über Jesus von Nazareth geäußert habe, so gehe es auch vielen Menschen heute: „Wenn wir jemandem nicht vertrauen, ihn nicht mögen, schieben wir negative Energien wie eine Bugwelle vor uns her.“ Oft reiche ein Wort, um Aggressionen auszulösen und einen Kreislauf der Gewalt in Gang zu bringen, der sich gerade am vermeintlich Fremden, Ungewohnten entzünde. Solche verletzenden Aggressionen, von denen Fremde auch in Frankfurt viel zu erzählen hätten, entwickelten sich oft aus „Angst, Verunsicherung, unbeherrschtem Zorn, aber auch Bosheit“.  

Gutes über den anderen zu sagen, über den eigenen Schatten zu springen, das gehe nur, wenn man die große  Sicherheit erfahren habe, geliebt zu werden, betonte der Stadtdekan. Die Liebe Gottes sei „unendlich tröstlich“, von Jesus Christus wirklich angenommen zu sein, gebe die tiefe Sicherheit sich dem Fremden zuzuwenden, ihn nicht auf Abstand zu halten, sondern ihn in die Gemeinschaft aufzunehmen.    

Seit 1000 Jahren Apostelstadt

Alljährlich zum 24. August, dem Namenstag des Heiligen Bartholomäus, feiert die katholische Stadtkirche ihr Stadtkirchenfest. Der Heilige ist nicht nur Patron des Domes, sondern auch der Stadt Frankfurt. Dass sie auch in die Reihe der Apostelstädte wie Santiago de Compostela, Rom oder Trier gehört, ist wenig bekannt. Dabei beherbergt Frankfurt wohl seit mehr als 1000 Jahren mit der Schädelplatte des Heiligen eine Apostelreliquie. 

Wahrscheinlich um das Jahr 1000 schenkte Kaiser Otto III. der Frankfurter Salvatorkirche die Schädelplatte des Jüngers Jesu. Bald wurde diese Reliquie von vielen Gläubigen aus nah und fern verehrt. Diese Wallfahrten sind wohl auch der Ursprung der Frankfurter Herbstmesse. Seit 1239 wurde die Salvatorkirche auch Bartholomäuskirche genannt. Neben der Reliquie des Apostels Matthias in Trier besaß damit Frankfurt als zweite deutsche Stadt eine größere Apostelreliquie und konnte sich in die Reihe der Apostelstädte stellen. 

Nach der Legende soll der Heilige auf seinen Missionsreisen bis Indien gekommen sein, wo er qualvoll als Märtyrer starb, nachdem ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen worden war. Allein 14 Mal ist der Apostel im Dom abgebildet. Ein Fresko im Hochchor stellt zudem in 28 Szenen die Geschichte des Heiligen dar. An der Außenwand erinnert das große Bartholomäusrelief des bedeutenden Frankfurter Künstlers Hans Mettel von 1956 an die Schrecken jeder Gewaltherrschaft. 

Die häufige Frage nach der Echtheit der Reliquie ist mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu beantworten. Für den christlichen Glauben ist das aber auch nicht entscheidend. Die Menschen, die vor der Reliquie beten, wenden sich um Hilfe und Fürsprache an den Heiligen und nicht an die Reliquie. Sie ist Hinweis auf und Zeichen für den Apostel und soll deutlich machen, dass der Heilige Bartholomäus wirklich gelebt hat.(dw)  

Zum Anfang der Seite springen