07.05.2013
Neues Hilfenetz für Sachsenhausen
FRANKFURT.- Nun ist auch Sachsenhausen im Boot: Die katholische Gemeinde St. Bonifatius/St. Aposteln und der Frankfurter Caritasverband haben "dribbdebach" ein neues Hilfenetz gegründet. Das Projekt, das neunte seiner Art in der Stadt, verbindet Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen mit Unterstützung für Geringverdiener und verbessert außerdem die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil.
Ein stadtweites Hilfenetz zur Unterstützung älterer, kranker und behinderter Menschen ? das ist das Ziel, das sich der Caritasverband Frankfurt gesetzt hat und das er in enger Zusammenarbeit mit katholischen und evangelischen Kirchengemeinden umsetzen will. Das neue Hilfenetz für Sachsenhausen, das im März seine Arbeit aufgenommen hat, ist das neunte und ein weiterer Knoten in diesem Netz. Damit sind nun 16 Stadtteile in Frankfurt mit nachbarschaftlichen Hilfen versorgt.
Vor zwölf Jahren gründete die Caritas mit der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Apostel in Unterliederbach das erste Hilfenetz ? ein Erfolgsmodell. Seitdem ist fast jedes Jahr ein neues Hilfenetz entstanden. Die Caritas hat im Jahr 2012 die zentrale Trägerschaft für alle Hilfenetze in der Stadt übernommen, um die Kirchengemeinden von den Verwaltungsaufgaben zu entlasten.
Die Kirchengemeinden spielen aber weiterhin eine zentrale Rolle im Konzept der nachbarschaftlichen Hilfenetze. An ihre „Soziale Kontakt- und Vermittlungsstelle“ wenden sich die Hilfesuchenden, meist ältere Menschen aus der Umgebung. Über die Gemeinden entsteht auch der Kontakt zu Menschen, die sich als Helferinnen und Helfer ein Zubrot verdienen möchten, indem sie einem Nachbarn zur Hand gehen: Gefragt sind Hilfen im Haushalt, Besorgungen, Gartenarbeit und Begleitung bei Arztbesuchen.
Derzeit kostet eine Dienstleistungsstunde 12,54 Euro. Davon geht ein geringer Betrag ab für Verwaltungskosten, vor allem für den Betrieb der Sozialen Kontakt- und Vermittlungsstellen und Versicherungs-kosten. Rund neun Euro bleiben den Helfern.
Am neuen Hilfenetz für Sachsenhausen beteiligt sich die katholische Gemeinde St. Bonifatius/St. Aposteln. Die zentrale Vermittlungsstelle für Hilfesuchende und Dienstleistende ist in der Gemeinde St. Aposteln im Ziegelhüttenweg 149. Helga Jantschek ist dort die Ansprechpartnerin, die unter der Telefonnummer 63148858 zu erreichen ist.
Vorteile für beide Seiten
Die Hilfenetze haben viele Vorteile. Zum einen unterstützen sie alte, kranke und behinderte Menschen in ihrem Alltag und ermöglichen ihnen ein selbständiges Leben im gewohnten Zuhause. Zum zweiten bieten sie flexibel und wohnortnah Beschäftigung für Menschen mit geringem Einkommen, die auf einen Zuverdienst angewiesen sind. Sie ermöglichen diesen eine sinnstiftende Arbeit, für die sie viel Anerkennung bekommen. Zum dritten wirken sich die Hilfenetze positiv auf den Stadtteil aus: Es entstehen nachbarschaftliche Kontakte zwischen Menschen, die sich sonst nicht begegnen würden, Vorurteile und Ängste werden abgebaut, es entstehen Freundschaften.
Unter den Helferinnen sind u. a. Familienmütter mit kleinen Kindern, die durch das Hilfenetz die Möglichkeit zu stundenweiser Beschäftigung erhalten. So können sie zum oft knappen Familieneinkommen beitragen und bekommen darüber hinaus auch Kontakte außerhalb der Familie, die ihnen viel Anerkennung bringen. Alle Mitarbeiter im Hilfenetz sind unfall- und haftpflichtversichert. Sie erhalten Fortbildungen und Begleitung, es werden regelmäßig Schulungen von hauptamtlichen Fachkräften durchgeführt.
Die kontinuierlich steigende Nachfrage in allen bestehenden Hilfenetzen zeigt den großen Bedarf an solchen haushaltsnahen Dienstleistungen und Nachbarschaftskontakten. Grundlage für das Gelingen des Konzepts ist die Verwurzelung der Netze in Gemeinde und Stadtteil. Die breite Einbindung von engagierten ehrenamtlichen Menschen trägt wesentlich zum Erfolg bei, weil sie vertrauensvolle Beziehungen schafft. Über die „Soziale Kontakt- und Vermittlungsstelle“ der Gemeinde werden Hilfesuchende und passende Helfer verbunden. Es gibt auch Sozialrathäuser, die sich an die Hilfenetze wenden. Eng verknüpft mit den Hilfenetzen sind auch die Erstkontaktstellen der ehrenamtlichen Allgemeinen Lebens- und Sozialberatung, die es bereits in zahlreichen Kirchengemeinden gibt, häufig ebenfalls auf ökumenischer Basis.
Manchmal sind die Helfer vom Hilfenetz „Retter in der Not“. So gab es mehrfach den Fall, dass sie nicht eingelassen wurden. Als mit Hilfe der Polizei die Wohnung geöffnet wurde, fand man hilflose alte Menschen al-lein in der Wohnung. So erweisen sich die Hilfenetze angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Zahl alleinlebender alter Menschen auch als ein wichtiger Mosaikstein zur Prävention.
Derzeit bestehen in Frankfurt Hilfenetze in Unterliederbach/Sossenheim/ Höchst, Sindlingen/Zeilsheim, im Gallus, in Nied/Griesheim, Niederrad, Nordend/Ostend/Innenstadt, Goldstein/Schwanheim, Praunheim/Hausen. Beim Caritasverband ist ein Faltblatt erhältlich mit allen Informationen zu den Hilfenetzen und mit einer Adressliste der beteiligten Gemeinden und ihrer „Sozialen Kontakt- und Vermittlungsstellen“. Das Faltblatt ist auch im Internet einsehbar.
Die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und das Bistum Limburg unterstützen die Caritas beim Aufbau und Betrieb der Hilfenetze.