14.06.2013

Bunnenbohrer oder Autoreifen gesucht

72-Stunden-Aktion in Frankfurt in vollem Gange

FRANKFURT.- „Unser 72-Stunden-Auftrag: Wasser marsch! Wir suchen dringend jemand, der einen Bohrer hat zum Brunnen bohren!!! Bitte melden!!!“ Der erste Facebook-Eintrag der Jugendlichen aus der katholischen Gemeinde St. Josef in Bornheim klingt ein bisschen verzweifelt. Am Freitagmorgen dann Entwarnung, irgendjemand hat irgendwo einen Bohrer aufgetan, der zwar noch nicht vor Ort ist, aber derweil können die Bornheimer Pfadfinder im Kinderhaus Goldstein schon mal den Boden vorbereiten: Immerhin sechs bis sieben Meter werden sie bohren müssen, ehe sie auf Wasser stoßen und eine Pumpe bauen können: Vielleicht reicht es sogar noch für ein Wasserspiel“, zeigen sich die jungen Leute optimistisch. 

Da hat es die Gruppe „Nied for Speed“ ein bisschen einfacher. Holz für das begehbare Spielplatzschiff auf dem Abenteuerspielplatz Riederwald wird ihnen geliefert ebenso wie das entsprechende Werkzeug. Aber auch sie nutzen die sozialen Medien für einen Hilferuf: vier Autoreifen ohne Felgen, das klingt nach einem erfüllbaren Wunsch. Derweil schleifen und raspeln junge Leute aus den Innenstadtpfarreien an einer ziemlich heruntergekommenen Gartenhütte in der Oberräder Kindertagesstätte. Das Häuschen soll Sonntag wieder schmuck dastehen und die Roller und Rädchen der Kindergartenkinder beherbergen. Die 25 Jugendlichen haben es sich gemütlich gemacht in ihrer Arbeitsstätte auf Zeit. Im Keller nächtigen sie in der Kita-Turnhalle mit Isomatten und Schlafsäcken. „Ein paar Stunden haben wir letzte Nacht schon geschlafen“, erzählt der 19-jährige Alex. Aber trotz Wolkenbruchs wurde bis spät in die Nacht gewerkelt: „Die Maschinen haben wir dann weggelegt, das war zu laut“, berichtet Marc (20), „Aber mit der Hand konnten wir noch schmirgeln und hobeln“. In der Kindergartengruppe sitzen derweil ein paar andere ehrenamtliche Helfer und basteln mit den Kleinen Sonnen, Blumen und Sterne, die an die Außenwand der Hütte kommen sollen. Für den Abend haben die Eltern der Kindergartenkinder angekündigt zu kochen und zu grillen, damit die 72-Stunden-Aktiven auch ordentlich versorgt sind. 

Für die Gruppe Ehrenamtlicher aus dem katholischen Schülercafé Orca in Sachsenhausen will Stadtjugendpfarrer Werner Otto am Samstag selbst zum Kochlöffel greifen: „Hühnercurry haben sie sich gewünscht“, sagt er mit einem Grinsen. Die 14 Orca-eute versuchen gerade ihrer Aufgabe „Bauer sucht Feld“ gerecht zu werden: Im Garten des Jugendhauses Goldstein haben sie ein großes Rechteck abgesteckt, tragen die Erde ab und setzen große schwarze und weiße Platten ein. Ein Außenschach soll das werden, eine Herausforderung ist allerdings der große Gullydeckel in der Mitte des vorgesehenen Geländes: „Da müssen wir ein Mosaik drum herum legen“, lacht Catharina Gräber von der Jugendkirche Jona. 

Überall in Frankfurt wird an diesem Freitag gehämmert, gesägt, organisiert, telefoniert, aber auch gelacht, gejuxt und gelegentlich geschimpft: Mehr als dreihundert Kinder und Jugendliche sind derzeit in der Stadt unterwegs, um in 72 Stunden die Welt ein bisschen schöner zu gestalten. Sie legen in einem jüdisch-christlichen Altenheim einen Vogelpfad an, organisieren in einem Second-Hand-Laden in Bornheim eine Modenschau, gestalten einen Rosengarten, basteln Türschilder und gut sichtbare Gebrauchsanleitungen mit alten Menschen in einem Seniorenheim oder legen ein Hochbeet in einem Altenhilfezentrum an. Und das alles soll bis Sonntagnachmittag fertig sein und den Menschen, die es künftig nutzen werden, noch lange Freude machen. Und es wird auch noch lange an die größte bundesweite Sozialaktion junger Menschen erinnern, die 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die dazu aufgerufen haben, sich drei Tage lang für eine gemeinnützige soziale, ökologische, interkulturelle oder politische Aufgabe ins Zeug zu legen. (dw)

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