Wählen gehen – für ein demokratisches und friedliches Europa
Gemeinsam rufen das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach und die Katholische Stadtkirche Frankfurt dazu auf, am 9. Juni an der Europawahl teilzunehmen und die Stimmen Parteien zu geben, die für ein geeintes Europa, Demokratie und Rechtsstaat eintreten.
„Demokratie lebt davon, dass Bürgerinnen und Bürger ihr Wahlrecht nutzen. Das ist unser aller Verantwortung. Dass unsere Stimme nur eine von vielen ist, liegt in der Natur der Sache, macht sie aber nicht weniger wichtig", so der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah.
„Vor wenigen Tagen haben wir den 75. Geburtstag unseres Grundgesetztes gefeiert“, erinnert Michael Thurn, Leiter der katholischen Stadtkirche Frankfurt, und appelliert: „Durch unsere Wahlentscheidung können wir dazu beitragen, dass die Würde eines jeden Menschen auch in Europa unantastbar bleibt.“
Die mögliche Wahlbeteiligung ab 16 hält er für „ein wichtiges Signal an diese Generation. Europa bedeutet für sie in vielerlei Hinsicht Freiheit. Gleichzeitig kann es schwierig sein, sich für etwas zu begeistern, das immer schon da war.“ Deswegen sei es wichtig, vor der Wahl jede Gelegenheit zu nutzen, „um mit jungen Menschen, Kindern, Enkeln über Europa zu sprechen und sie zu ermutigen, wählen zu gehen“.
Jede Stimme, die eine demokratische Partei erhalte, trage dazu bei, extremistische Akteure im Zaum zu halten, sagt Thurn, und: „In Deutschland ist es vor allem die AfD, deren erklärtes Ziel es ist, das Land aus der Europäischen Union zu lösen.“
Der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah warnt: „Immer häufiger erheben sich Stimmen, die die demokratische Beteiligung aller in Frage stellen, sei es aufgrund eines völkischen Nationalismus oder weil sie von starken Führern träumen. Die Geschichte hat uns mehr als einmal gezeigt, wohin das führt. Mit der Demokratie verteidigen wir die Staatsform, die ein Leben in Frieden, Freiheit und Würde ermöglicht."
Christiane Moser-Eggs, zusammen mit Thurn Leiterin der katholischen Stadtkirche, sieht mit Sorge: „Leider sind in vielen europäischen Ländern rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch. Sie lehnen das gemeinsame Europa ab, das uns Frieden, Freiheit und Sicherheit gebracht hat.“ Moser-Eggs fordert dazu auf, dem etwas entgegenzusetzen: „Die EU mag weit weg erscheinen, aber viele wichtige Politikbereiche wie Migrations- und Klimapolitik finden hier statt.“ Die EU verhandle komplexe Themen und treffe schwerwiegende politische Entscheidungen, sich ausklinken sei keine Lösung, sondern mitzuwirken. Die Leiterin der katholischen Stadtkirche geht davon aus: „Ein Land alleine mag beispielsweise angesichts des Klimawandels machtlos sein. Wenn viele Menschen in der EU dagegen ihr Gewicht in die Waagschale legen, können sie gute Entscheidungen für die Zukunft bewirken.“
Der evangelische Stadtdekan Kamlah sieht gleichfalls die EU als Basis für zukünftigen Zusammenhalt: „Die Menschen in Europa sind heute so miteinander verbunden, wie sie es noch nie waren. Völker, die noch bis letzte Jahrhundert in furchtbare Kriege verstrickt waren, können sich nicht mal mehr vorstellen, gegeneinander die Waffen zu erheben. Europa hat Feindschaft in Freundschaft verwandelt. Das können wir gar nicht genug wertschätzen und müssen es unter allen Umständen bewahren."
Aufruf des Römerbergbündnisses
Evangelische und katholische Kirche sind Mitglied des Römerbergbündnisses, das neben anderen Organisationen und Institutionen am 8. Juni, einen Tag vor der Europawahl, zur Teilnahme an der Kundgebung „Frankfurt stabil gegen rechts“ vor der Alten Oper aufruft. Neben den Kirchen gehören die Jüdische Gemeinde, der DGB und der Frankfurter Jugendring dem Bündnis an, das 1978 gegründet wurde mit der Absicht, den Römer, das Stadtparlament, frei von Druck von rechts zu halten.
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Text: Bettina Behler