Mit Offenheit und Wertschätzung
FRANKFURT.- Die katholische Stadtkirche Frankfurt weitet ihr Angebot für homosexuelle Männer und Frauen aus. Erfahrene Seelsorger und Seelsorgerinnen stehen für Gespräche zur Verfügung, sie sind auch ansprechbar für Angehörige und begleiten in Lebens-, Glaubens- und Kirchenfragen.
Stadtdekan Johannes zu Eltz stellte das neue Angebot mit dem Titel „Den Menschen sehen“ am Donnerstag, 10. Dezember, vor. Homosexuelle Menschen sollten Offenheit und Wertschätzung von Seiten der katholischen Kirche erfahren, betonte er. Die beiden Seelsorger Sr. Helga Weidemann und P. Ansgar Wucherpfennig SJ, die für Gespräche zur Verfügung stehen, sicherten Vertraulichkeit zu. Sie stünden aber vor allem für „Klugheit und Warmherzigkeit“, sagte zu Eltz.
Sr. Helga Weidemann, die Provinzoberin der Pallottinerinnen in Limburg, bringt langjährige Erfahrung als Supervisorin und Krankenhausseelsorgerin mit. Bereits in den 80er Jahren war sie an der Frankfurter Universitätsklinik unter anderem für die Seelsorge auf den Aids-Stationen zuständig und hat mit HIV-Infizierten gearbeitet. Pater Wucherpfennig ist Priester und Jesuit und Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Aus seinem Freundeskreis und vielen Gesprächen mit Betroffenen wisse er, dass Homosexuelle es „in Gesellschaft und Kirche nach wie vor nicht ganz einfach haben“. Homosexuelle müssten aber erfahren, dass „ihr Ort in der Kirche ist und nicht außerhalb“: „Sie sind erwünscht als kritische Mitglieder in der Kirche!“ Erarbeitet wurde das neue Angebot gemeinsam mit einer Gruppe homosexueller Katholiken, die einen oft leidvollen Weg in der katholischen Kirche hinter sich haben und ihr trotzdem "treu und engagiert" angehören.
Verdrängen schadet der Sache
Stadtdekan zu Eltz betonte, homosexuelle Männer und Frauen sollten sich „nicht verschämt am Rand aufhalten müssen.“ Er wolle eine integrierende Seelsorge ermöglichen, wohl wissend, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre für homosexuelle Menschen oft schwer erträglich sei: „Aber durch Verdrängen ist der Sache nicht gedient!“ Die Kirche müsse die Wirklichkeit wahrnehmen und Selbstkritik zulassen. Für Pater Wucherpfennig ist klar, dass sich mit dem Dialog und der Offenheit für Schwule auch die Kirche verändern wird, „bis ins Verständnis ihrer Lehre hinein.“
Zur umstrittenen Frage der Segnung homosexueller Paare unterstrich Pater Wucherpfennig, dass Paare seit vielen Jahren auch in der katholischen Kirche den Segen Gottes zugesprochen bekämen. Allerdings sei hier viel Feingefühl nötig, um die kirchliche Öffentlichkeit nicht zu überfahren und Schwulen doch die Möglichkeit einer Identitätsfindung innerhalb der Kirche zu eröffnen.
Ein anderes Angebot der katholischen Kirche, das Projekt schwul und katholisch, feiert im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Es ist die erste katholische Gemeinschaft für Lesben, Schwule und ihre Freunde im deutschsprachigen Raum, die seit 25 Jahren gemeinsam Gottesdienst feiert. Die Gottesdienste finden jeden ersten Sonntag im Monat in der Kirche Maria Hilf im Gallus statt (Rebstöcker Str. 70, 18.30 h). Das Jubiläum wird am 2. April 2016 mit einem Thementag im Haus am Dom gefeiert. (dw)
Sr. Weidemann und P. Wucherpfennig stehen homosexuellen Männern und Frauen, ihren Angehörigen und anderen Seelsorgern zu Gesprächen zur Verfügung. Sie sind telefonisch oder per Mail erreichbar und können Interessierten in einem geschützten Rahmen, etwa im Citykloster Liebfrauen, begegnen. Vertraulichkeit ist selbstverständlich.
Sr. Weidemann ist erreichbar unter Telefon 06431 - 20 09237, Mail weidemann@ stadtkirche-ffm .de
P. Wucherpfennig unter Telefon 069 ? 60 61 239, Mail wucherpfennig@ stadtkirche-ffm .de