Stadtkirchenfest zu Ehren des Apostels Bartholomäus
FRANKFURT.- Das katholische Frankfurt feiert am Sonntag, 30. August, sein traditionelles Stadtkirchenfest und erinnert zugleich an den Apostel Bartholomäus, Namenspatron des Kaiserdoms und Stadtpatron Frankfurts. Seit vielen Jahrhunderten gehört die Mainmetropole, die eher für ihre Bankentürme als für ihre Kirchtürme gerühmt wird, in eine Reihe mit bekannten Apostelstädten wie Santiago de Compostela, Rom oder Trier. Seit mehr als 1000 Jahren, so vermuten Kirchenhistoriker, beherbergt der Bartholomäusdom eine Reliquie des heiligen Apostels Bartholomäus, der vor rund 2000 Jahren mit Jesus und dessen Jüngern durch das Heilige Land zog und in Indien als Märtyrer starb.
Nur einmal im Jahr - am Sonntag nach dem Namenstag des Heiligen (24. August) - wird die kostbare Reliquie, die Schädelplatte des Apostels, der Öffentlichkeit gezeigt und in einer Reliquienprozession verehrt. Für die katholische Stadtkirche in Frankfurt ist das Anlass, ihr alljährliches Stadtkirchenfest an diesem Tag zu feiern. Aus allen Teilen der Stadt kommen die Gläubigen in den Dom. Viele Gemeinden organisieren Wallfahrten in die Innenstadt, etwa mit dem Schiff aus Höchst und Griesheim, mit der U-Bahn aus Bornheim, Seckbach und Enkheim, mit Fahrrädern aus dem Norden und Süden der Stadt oder zu Fuß auf dem Jakobsweg aus der neugegründeten Pfarrei St. Jakobus im Westen.
Um 10 Uhr feiert Stadtdekan Johannes zu Eltz einen festlichen Gottesdienst im Bartholomäusdom. Anschließend wird auf dem Domplatz bei Musik, Essen und Trinken gefeiert. Dabei steht der faire Handel im Vordergrund. Es gibt eine eritreische Kaffeezeremonie und eine Cocktailbar mit Mangospezialitäten. Die Genossenschaft Oikocredit stellt sich mit ihren ethisch verantwortbaren Geldanlagen vor Den Abschluss des Patronatsfestes bildet um 15 Uhr die Bartholomäusvesper.
Im Anschluss ehrt die Stadtkirche zwei besonders engagierte Ehrenamtliche, die sich um das gesellschaftliche, soziale und ökumenische Profil der katholischen Stadtkirche besonders verdient gemacht haben, mit der Bartholomäusplakette.
Bartholomäusplakette für zwei Ehrenamtliche
In diesem Jahr erhalten die beiden Ehrenamtlichen Annemarie Maurer-Bächtle aus Hausen und Winfried Heuser aus Schwanheim die Bartholomäusplakette.
Annemarie Maurer-Bächtle kann eine lange Liste von ehrenamtlichen Engagements aufweisen: Seit 1976 lebt die 67-Jährige in der kath. Gemeinde St. Anna in Hausen, sie war dort viele Jahre Bildungsbeauftragte und unterstützt bis heute hilfsbedürftige Menschen in der Nachbarschaft. Im örtlichen Caritas-Pflegeheim Santa Teresa initiierte sie einen Besuchsdienst und gründete einen bis heute aktiven Seniorenclub. Ihr Wissen gibt sie in Fortbildungen der Kath. Erwachsenenbildung für Seniorenclubleitungen weiter. Außerdem hat sie in der Evangelischen Auferstehungsgemeinde viele Jahre Hilfe für Obdachlose organisiert, in Maria Hilf Seniorenfreizeiten organisiert und begleitet, in der Justizvollzugsanstalt Höchst die musikalische Gestaltung der Gottesdienste übernommen und unterstützt auf vielfältige Weise die Integration des Japanischen Kindergartens in Hausen in den Stadtteil. Darüber hinaus unterstützt sie mit einer von ihr aufgebauten Kontaktgruppe die Arbeit einer deutschen Ordensschwester in Chile.
Der Schwerpunkt von Winfried Heusers ehrenamtlichem Engagement liegt im Umweltschutz. Seit seiner Jugend engagiert sich der 78-Jährige in der Gemeinde St. Mauritius in Schwanheim. In den synodalen Gremien und Sachausschüssen, aber auch in der Lokalpolitik hat er sich früh und unermüdlich für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. Schon in den 80er Jahren war er Mitbegründer eines Umweltausschusses in Schwanheim, der sich mit Verkehrsproblemen im Stadtteil befasste. Sein stadtweit bekannter Einsatz, gemeinsam mit dem BUND Frankfurt, führte dazu, dass die ökologisch wertvolle Schwanheimer Düne unter Naturschutz gestellt wurde. Als Vertreter der heutigen Pfarrei St. Jakobus im Südwesten war Heuser, der in Schwanheim auch als "Öko-Katholik" firmiert, zusätzlich viele Jahre in den Bürgerinitiativen gegen die Flughafenerweiterung aktiv.
Der Heilige Bartholomäus und seine Reliquie im Kaiserdom
Wahrscheinlich um das Jahr 1000 schenkte Kaiser Otto III. der Frankfurter Salvatorkirche die Schädelplatte des Apostels Bartholomäus, eines Jüngers Jesu. Bald wurde diese Reliquie von vielen Gläubigen aus nah und fern verehrt. Diese Wallfahrten sind wohl auch der Ursprung der Frankfurter Herbstmesse. Seit 1239 wurde die Salvatorkirche auch Bartholomäuskirche genannt. Neben der Reliquie des Apostels Matthias in Trier besaß damit Frankfurt als zweite deutsche Stadt eine größere Apostelreliquie und konnte sich in die Reihe der Apostelstädte stellen.
Nach der Legende soll der Heilige auf seinen Missionsreisen bis Indien gekommen sein, wo er qualvoll als Märtyrer starb, nachdem ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen worden war. Allein 14 Mal ist der Apostel im Dom abgebildet. Ein Fresko im Hochchor stellt zudem in 28 Szenen die Geschichte des Heiligen dar. An der Außenwand erinnert das große Bartholomäusrelief des bedeutenden Frankfurter Künstlers Hans Mettel von 1956 an die Schrecken jeder Gewaltherrschaft.
Die häufige Frage nach der Echtheit der Reliquie ist mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu beantworten. Für den christlichen Glauben ist das aber auch nicht entscheidend. Die Menschen, die vor der Reliquie beten, wenden sich um Hilfe und Fürsprache an den Heiligen und nicht an die Reliquie. Sie ist Hinweis auf und Zeichen für den Apostel und soll deutlich machen, dass der Heilige Bartholomäus wirklich gelebt hat.