Solidarität. Was die Spaltung überwindet
Corona-bedingt fallen die traditionellen Veranstaltungen zum „Tag der Arbeit“ am 1. Mai aus: Es gibt keine Kundgebung auf dem Römerberg, kein „Mahl der Arbeit“, mit dem die Stadt Frankfurt die Arbeit der Gewerkschaften und der Personal- und Betriebsräte würdigt, und keinen ökumenischen Gottesdienst, der in diesem Jahr unter dem Motto „Solidarität. Was die Spaltung überwindet“ stehen sollte.
In einem gemeinsamen ökumenischen Grußwort versichern die beiden Frankfurter Stadtdekane, Johannes zu Eltz für die katholische und Achim Knecht für die evangelische Kirche, die weltweit Betroffenen der Krise ihrer Solidarität. Vor allem den Kranken, aber auch den Menschen, die um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, gelte ihre Sorge und Fürbitte.
In Zeiten der Krise sei eine wirksame Verschränkung staatlicher Förderung und zivilgesellschaftlicher Unterstützung nötig, damit vor allem die Selbständigen und die von der Krise schwer betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen eine Zukunft haben, heißt es in dem Grußwort. Die Stadtdekane begrüßen Aktionen der Unterstützung und Solidarität, wie zum Beispiel den Kauf von Gutscheinen für Kino- und Theaterbesuche, Bestellungen bei ansonsten geschlossenen Lokalen, Teilnahme an „Sofakonzerten“ und anderen Angeboten im Netz und fordern die Bürger auf, rege davon Gebrauch zu machen. Ziel staatlichen Handelns müsse es sein, „dass aus der Corona-Krise kein Zusammenbruch des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft wird. Dies würde die Risse und Spaltungen in unserer Gesellschaft gefährlich vertiefen.“
Es sei erfreulich, dass Pflegende „jetzt endlich mehr Anerkennung erhalten, ebenso Einzelhandelskaufleute, Kassiererinnen im Supermarkt und Aushilfskräfte, die täglich die Regale auffüllen“. Die neue Wertschätzung und gesteigerte Anerkennung für solche systemrelevanten Berufe solle auch für die Zeit nach der Krise gelten. „Sie sollte sich nicht nur in einmaligen Bonuszahlungen, sondern auch in tarifvertraglich geregelter Bezahlung für menschenwürdige Pflege und existenzsichernden Löhnen für Paket- und Zustelldienste ausdrücken. Außerdem bedarf es angemessener Preise für Nahrungsmittel, von denen die in der Landwirtschaft Tätigen auskömmlich leben können.“
Für Christen sei Solidarität die Praxis der Nächstenliebe, bekunden Knecht und zu Eltz. Das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter sei Verpflichtung, denen zu helfen, die plötzlich und unerwartet in existentielle Not geraten sind. Verantwortung füreinander, ein verlässlicher Sozialstaat sowie das Eintreten für gerechte Arbeits- und Lebensverhältnisse weltweit seien wichtig, um gut aus der Krise herauszukommen.