Persönlichkeitsbildung und Professionalisierung
Beraten und abgestimmt in erster Lesung, Abstimmungsergebnis im Forum: 26 Ja, 2 Nein Grundsätzlich bedeutet der Beschluss eines Textes in Erster Lesung keine finale Annahme des Textes, sondern lediglich einen Auftrag an den Synodalen Ausschuss, dieses Thema weiter zu verfolgen.
Die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs haben erhebliche Mängel in der Professionalität und Persönlichkeitsbildung von Priestern aufgedeckt. Das Synodalforum „Priesterliche Existenz heute“ bringt deshalb fünf Voten für diesen Bereich ein.
- Da in der MHG-Studie darauf hingewiesen wird, dass sexualisierte Gewalt oft in engem Zusammenhang mit einer unreifen und gestörten Persönlichkeit der Täter steht, soll die Deutsche Bischofskonferenz eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, um in einem zweijährigen Prozess eine überdiözesane Rahmenordnung für die Persönlichkeitsbildung von Priestern und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erarbeiten und einzusetzen.
- Notwendig ist die Professionalisierung des Personaleinsatzes, der Personalentwicklung und des Qualitätsmanagements. Eine von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken eingesetzte Arbeitsgruppe soll beauftragt werden, binnen 24 Monaten eine überdiözesane Rahmenordnung mit Standards zur Professionalisierung von Personaleinsatz, Personalentwicklung und Qualitätsmanagement zu erarbeiten.
- Professionelle kirchliche Laienämter sollen in ihrem Zusammenspiel mit dem Weihepriestertum Klerikalismus vorbeugen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von DBK und ZdK soll binnen zwei Jahren nach dem Ende des Synodalen Wegs die ämtertheologischen und pastoralen Chancen, die sich aus dem einmaligen Zusammenspiel professioneller kirchlicher Laienämter mit dem Weihepriestertum ergeben, fruchtbar machen. Dabei sind sowohl eine Auseinandersetzung mit der pastoralen Praxis (z. B. das Primat einer gemeinsamen Ausbildung, die Notwendigkeit wechselseitiger Vorgesetztenfunktion, die Erweiterung aller Gremien, in denen Kleriker vertreten sind, um die professionellen Laiendienste), als auch theologische Klärungen zu erbringen.
- Geprüft werden soll, inwiefern kirchenrechtlich ein Dienst für Priester im Nebenamt oder Ehrenamt möglich ist. Priester, die einen anderen Beruf ausüben, können zwar nicht im herkömmlichen Sinn als Pfarrer eingesetzt werden. Sie könnten aber im Nebenamt ihren Dienst der Spendung der Sakramente wahrnehmen und so ebenfalls zum Aufbau der Gemeinde beitragen, wie dies auch schon ständige Diakone tun.
- Schließlich werden konkrete Wege zur Professionalisierung des Priesteramtes gewiesen: Persönlichkeitsbildung erfordert danach während des Studiums eine längerfristige Tätigkeit in einem pastoralen Praxisfeld und den Erwerb von Wissen im Bereich der Pastoralpsychologie. Persönlichkeitsbildung ist auch eng verknüpft mit der Ausbildung bzw. dem Wachstum der Beziehungsfähigkeit. Diese ist sowohl Teil der affektiven Reife als auch der pastoralen Befähigung. Die psychologische Begleitung ist in die Priesterausbildung zu integrieren. Persönlichkeitsbildung erfordert die Klärung der sexuellen Identität und Orientierung der Kandidaten. Die psychosexuelle Entwicklung des Kandidaten ist integraler Bestandteil der Priesterausbildung. Dazu braucht es deutliche inhaltliche Leitlinien und eine klare personelle Zuständigkeit. Es darf keine Tabuisierungen geben, da sie verdeckte Dynamiken im Kandidaten entstehen lassen können