FRANKFURT

Pax & People – auf neuen ökumenischen Wegen

Bibelsuppe oder lieber ein Espresso und Stille: Im Europaviertel sind die Kirchen künftig gemeinsam unterwegs.

FRANKFURT.- Im Frankfurter Europaviertel gehen katholische und evangelische Kirche gemeinsam neue Wege: Am Samstag, 27. Januar, 11 bis 16 Uhr, wird das Ökumenische Zentrum „Pax & People“ an der Pariser Straße 6-8 eröffnet.

Im Europaviertel wohnen rund 10.000 überwiegend junge Menschen aus vielen Nationen, etwa 30.000 Arbeitsplätze sind in der engeren Umgebung angesiedelt. Das stellt die Kirchen vor besondere Herausforderungen, mit ihrer Botschaft zu den Menschen zu kommen. Schnell war klar, dass das am besten ökumenisch, in enger Zusammenarbeit der evangelischen und katholischen Kirche, geschehen kann.

2011 begannen deshalb erste Überlegungen für ein ökumenisches Zentrum. Seit knapp zwei Jahren planen die evangelische Pfarrerin Katja Föhrenbach und der katholische Pastoralreferent Harald Stuntebeck ihr Angebot im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Dort wollen sie keine neue Gemeinde errichten, sondern einen Begegnungsort für die Bewohner des Viertels und Mitarbeiter der ortsansässigen Unternehmen schaffen.

Verständnis für konfessionelle Unterschiede schwindet

Prodekanin Ursula Schoen vom Evangelischen Regionalverband unterstreicht die Bedeutung dieses Ansatzes: „Das gemeinsame Auftreten ist wichtig, denn viele gesellschaftliche Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden und das Verständnis für konfessionelle Differenzen schwindet in der Stadtöffentlichkeit. Hinzu kommt: In der Stadtplanung wird heute sehr stark sozialräumlich gedacht. Verschiedene Akteure müssen vor Ort daher gut zusammenarbeiten.“ Und auch für den katholischen Stadtdekan Johannes zu Eltz ist klar: „Die Kirchen beschreiten hier einen neuen Weg auf die Menschen so genannter junger Milieus zu, die in diesem Stadtquartier vor allem leben und arbeiten. Von den traditionellen Gemeinden werden sie kaum erreicht. Ich hoffe, dass Pax & People von den Menschen vor Ort, und nicht nur von Christen, angenommen wird und ihre Begegnung miteinander fördert.“

In zahlreichen Gesprächen, vor örtlichen Geschäften oder in Gesprächsrunden in Cafés und Restaurants, haben Föhrenbach und Stuntebeck Anwohner nach ihren Vorstellungen für einen kirchlichen Ort in der Nähe befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die international geprägten Neu-Frankfurter vielfach keine kirchliche Bindung mitbringen, aber großes Interesse an einem gemeinsamen Treffpunkt, zum Kennenlernen, Reden, Kochen, Austausch, haben.

1viertel/3viertel oder ein Stammtisch

„Wir wollen Kirchenferne mit der christlichen Botschaft in Berührung bringen und uns auf die spezifischen Lebenswelten und den Tagesrhythmus vor Ort einlassen“, sagen die beiden Theologen. Für Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen oder Angebote für Kinder und Jugendliche sind weiterhin die alteingesessenen katholischen und evangelischen Pfarreien im Gallusviertel und in der Kuhwaldsiedlung zuständig. Im ökumenischen Zentrum gibt es auf 130 Quadratmetern einen offenen Gemeinschaftsraum, eine Küche und einen Lichtraum genannten Andachtsraum, der wie ein hellerleuchteter Kubus in der Mitte des Zentrums angesiedelt ist.

Im Pax & People wird es ein regelmäßiges Programm geben, das sich nach den Wünschen der Menschen richtet. Dazu gehört jeden Morgen von Montag bis Freitag eine Viertelstunde „Espresso und Stille“, ein Andachtsimpuls vor Arbeitsbeginn. Einmal wöchentlich soll zusammen gekocht und gegessen werden, mittwochs steht Meditation auf dem Programm. Dazu gibt es immer freitags kulturelle Themenabende mit Musik, Film, Kunst oder Literatur und jeden Dienstagabend „1viertel/3viertel“, eine Viertelstunde ethisch, religiös, politisch motivierter Impuls, ein Viertel Wein (oder Bier) und Gelegenheit zum Austausch. Daneben soll es weiterhin regelmäßig eine „Bibelsuppe“ in einem asiatischen Restaurant in der Nähe und einen Stammtisch für Interessierte geben.

Träger von Pax & People sind das evangelische Stadtdekanat, die katholische Stadtkirche Frankfurt und das Bistum Limburg. Zur Finanzierung tragen außerdem zwei Stiftungen bei. Die Kosten für Innenausbau und Ausstattung lagen bei 270.000 Euro.

Zum Anfang der Seite springen