Nur noch Bauschutt von St. Johannes

Kirche in Goldstein abgerissen ? Neubau wird 2019 geweiht

FRANKFURT.- Die Abrissbagger haben ganze Arbeit geleistet: Die katholische Kirche St. Johannes in Goldstein ist abgerissen worden. Doch wo jetzt nur noch Bauschutt an die Kirche aus den 60er Jahren  erinnert, wird Neues entstehen. Für rund 3,5 Millionen Euro errichten die Kölner Architekten Ulrich und Ilse Königs eine neue Kirche mit angeschlossenem Gemeindezentrum.

Die neue Kirche wird zwar kleiner als der Vorgängerbau, verbindet aber Kirche und Pfarrheim, die bisher voneinander getrennt waren. Ziel der Architekten ist es, Orte zu schaffen, die flexibel, aber nicht gesichtslos und austauschbar sind. Die Nähe von Kirche und Gemeindezentrum führt nach den Worten des Architektenpaares nicht zum Verwischen zwischen dem sakralen und dem profanen Ort, vielmehr werde der Wechsel von einem Bereich in den anderen bewusst vollzogen. So herrsche in der Kirche eine ganz spezielle Atmosphäre durch das Glasdach, das zur Transzendenzerfahrung beitragen soll.

In einer offenen Küche mit Zugang zum Foyer und Café kann man künftig Menschen begegnen und miteinander ins Gespräch kommen, sagt Gemeindereferentin Christine Sauerborn-Heuser. Außerdem öffne  sich die moderne Architektur zum Kindergarten, zur evangelischen Dankeskirche und zum angrenzenden Goldsteinpark. Der werde zwar auch heute schon von der Gemeinde genutzt, aber man müsse immer eine sehr große Wanderung von der Kirche zum Park unternehmen.

Multifunktionale Kirche

Flexibilität und Multifunktionalität ? das bringt die neue Johanneskirche laut Ulrich Königs mit sich. Der Innenraum sei sehr zurückgenommen und enthalte mit Altar, Ambo und Kreuz nur wenige unverrückbare Punkte. Auch sei bisher keine Orgel im Neubau vorgesehen. So strahle er eine fast provozierende Leere aus, die dazu anrege, Kirche auf eine neue Weise zu erfahren und erlebbar zu machen. Man müsse den Raum nicht jedes Mal neu erfinden, aber er biete diese Möglichkeit.

Im Kirchenraum, in dem etwa 150 Menschen Platz finden, lassen sich nach den Vorstellungen des Architektenpaares je nach Bedarf Stühle aufstellen. Durch die lockere Bestuhlung können Gottesdienste variabel gestaltet werden, hofft Sauerborn-Heuser. So sei es durchaus denkbar, sich bei Kinder- und Jugendgottesdiensten einfach auf den Boden zu setzen oder hinzulegen. Und da der neue Kirchensaal über eine Fußbodenheizung verfüge, sei er beispielsweise auch für die meditative Tanzgruppe geeignet.

Integration alter Bauelemente

Auf den Namensgeber der Kirche, Johannes den Täufer, wird nicht mehr wie bisher in Form eines Reliefs Bezug genommen. Stattdessen soll es ein Johannesfenster geben, das die Geschichte des Täufers erzählt. Die Architekten wollen das Baptisterium (Taufstein) und den Glockenturm als eine Art Erinnerungsanker erhalten. Es werde darauf geachtet, dass sich die alten Elemente in den Neubau einfügen, so dass am Ende ein homogenes Ganzes entsteht, so Königs. Für den Bau der Kirche werden langlebige Materialien wie Ziegelsteine und Eichenholz verwendet, die es ermöglichen, dass „das Gebäude in Würde altert.“

Die alte Johanneskirche war zu groß geworden und damit unwirtschaftlich. Das Bistum hatte seine Gemeinden schon 2007 aus finanziellen Gründen aufgefordert, ihre Wirtschaftsflächen zu verringern. Damals war auch der Abriss der Johanneskirche erwogen worden. Ein Umbau ist aus statischen Gründen nicht möglich. Pfarrer Werner Portugall hofft, dass der Neubau Mitte 2019 geweiht werden kann.

Der Entwurf des Architektenpaars Königs hatte sich gegen zwei konkurrierende Modelle durchgesetzt. Die Kölner Architekten haben bereits Erfahrung mit dem Kirchenbau. Die St.-Johannes-Kirche ist ihr drittes Kirchenbauprojekt nach Regensburg und Schillig im Friesland. (dw)

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