28.07.2017
Mit dem Fernglas auf Entdeckertour
FRANKFURT.- Rachid Wali kann sich zurückhalten: Der Sozialarbeiter sollte eigentlich die Besonderheiten des Frankfurter Kaiserdoms St. Bartholomäus ins Arabische übersetzen. Aber die kleinen Gäste beim Kinderferienprogramm im Dom haben keine Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Eifrig gehen sie in dem katholischen Gotteshaus auf die Suche nach Rittern, Wappen und Symbolen, rangeln um die Ferngläser, um bis ins Gewölbe schauen zu können, und stehen staunend vor dem steinernen Grabmal eines mittelalterlichen Ritters.
Selbstverständlich ist das nicht. Denn das Kinderprogramm im Dom ist an diesem Freitag, 28. Juli, ein Begegnungsprogramm. Kinder aus Frankfurter Flüchtlingsunterkünften haben sich auf den Weg gemacht, ein bisschen mehr von ihrer neuen Heimat kennenzulernen. Gemeinsam mit einer Kindergruppe aus der katholischen Pfarrei St. Markus in Nied erkunden sie den Dom, wo mächtige Könige, edle Ritter und vornehme Frankfurter Bürger ihre Spuren hinterlassen haben.
Kooperationspartner ist das Projekt „Places to see“ der Stadt Frankfurt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, geflüchteten Menschen zusammen mit Frankfurter Bürgern Gelegenheit zu Besuchen in den hiesigen Museen und Sehenswürdigkeiten zu geben. Für die Kinder ist das etwas ganz Besonderes, wie man bei diesem Ausflug in den Dom unschwer erkennen kann.
Die Scheu legt sich schnell
Die Sechs- bis Zwölfjährigen bewegen sich zunächst noch unsicher in dem fremden Raum und mit all den anderen Kindern, werden aber zunehmend zutraulicher und munterer, als Museumspädagogin Sarah-Jamila Groiß die Ferngläser austeilt. Sie und Gemeindereferentin Verena Nitzling aus Nied sind es gewohnt, fremden Kindern die Scheu zu nehmen und Kinder verschiedener Nationen und Kulturen zu einer Gruppe zu schmieden. Trotzdem geht immer wieder ein besorgter Blick zu Rachid Wali und seiner Kollegin Riana Rakotoarimalala. Übersetzen müssen die beiden zwar nicht, denn die Kinder, die zum Teil seit eineinhalb Jahren in Frankfurt leben, sind schon fast perfekt im Deutschen. Aber als Rückversicherung haben sie eine wichtige Aufgabe für die Kleinen, die immer wieder nach bekannten Gesichtern suchen und sich noch unsicher im Kreis der deutschen Kinder fühlen.
Doch das erledigt sich schnell, als sie in der Sakristei kostbare Gewänder aus Brokat, Samt und Seide befühlen und den glitzernden und glänzenden Domschatz mit goldenen Kelchen und Monstranzen bewundern dürfen. Auch die mächtigen Glocken im Kirchturm bestaunen die Kinder, 328 Stufen geht es im Innern des Domturms hinauf. Und die große Orgel gehört natürlich ebenfalls zum Besichtigungsprogramm. Dazu gibt es immer wieder kindgerechte Erklärungen und spielerische Hinweise auf die Geschichte des Frankfurter Wahrzeichens. Am Nachmittag basteln sie einträchtig ihre eigenen Wappen aus Ton. Und spätestens als jeder ein Eis verspeist, merkt man keinen Unterschied mehr. Da sind es einfach Kinder, die einen tollen Tag im Kaiserdom erleben durften. (dw)
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