Mehr als eine Essensausgabe

20 Jahre Franziskustreff in der Frankfurter Innenstadt

FRANKFURT ? Die Tür ist offen! Der Franziskustreff im Kapuzinerkloster Liebfrauen mitten in der Frankfurter Innenstadt ist ein Ort, der Wärme und Geborgenheit gibt. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter haben sich ganz dem Anliegen des Ordensgründers Franziskus von Assisi verschieben: der Solidarität mit den Armen. In einem schlichten Raum steht für wohnungslose und andere hilfesuchende Menschen an jedem Werktag und an hohen kirchlichen Feiertagen ein reichhaltiges Frühstück bereit.

Von 7:45 Uhr bis 11:15 Uhr wird jeder Gast persönlich begrüßt und mit einem ehrlichen Willkommen empfangen. Die Frühstücksgäste werden nicht als Arme, sondern als Teil der Gesellschaft gesehen. Dazu gehört auch, dass jeder Besucher einen Beitrag von 50 Cent entrichtet. Er steht für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Gäste: sie bezahlen ihr Essen anstatt Almosen anzunehmen. Obwohl der kleine Raum nur 32 Sitzplätze hat, kommen täglich bis zu 160 Gäste. Auf sie warten Kaffee, Tee und Kakao, genauso wie Brot, Butter, Marmelade, Wurst und Käse. Die Backwaren kommen in der Regel von Bäckereien, die dem Franziskanertreff ihre Reste vom Vortag spenden.

Aber der Franziskustreff ist mehr als eine Essensausgabe. Gerade die Stammgäste bilden häufig Gruppen, die gemeinsam frühstücken, miteinander reden und sich gegenseitig unterstützen. Wer möchte, kann sich professionelle Hilfe und Rat bei der Sozialberaterin holen. Sie hat immer ein offenes Ohr, gibt Auskünfte, hilft beim behördlichen Umgang und vermittelt zusätzliche Unterstützung. Genauso wird der Wunsch respektiert, in Ruhe gelassen zu werden.

Neben dem täglichen Frühstück bietet der Franziskustreff einmal im Jahr ein Sommerfest für seine Gäste an. Im Innenhof des Klosters wird dann mit Würstchen, Salaten, Cola, Saft und natürlich Kaffee und Kuchen gefeiert. Auch Ostern und Weihnachten kommen nicht zu kurz und werden gemeinsam begangen. Immer gibt es liebevoll dekorierte Tische und Musik, sogar kleine Geschenkpakete an Weihnachten.

Das alles wäre ohne den Dienst der Ehrenamtlichen nicht möglich. Es ist eine bunte Truppe von ungefähr 25 Helfern, die aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Religionen stammen. Kurzfristige Unterstützung bekommen sich durch Praktikanten oder sogenannte ?BufDis? und ?FSJler? (Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr). Als Anerkennung dieses Engagements organisiert der Franziskustreff einen jährlichen Ehrenamtlichen-Ausflug und einen halbjährlichen Kaffeenachmittag. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Teamsitzung und Gespräche.

Vor genau 20 Jahren hat Bruder Wendelin den Franziskustreff erstmalig ins Leben gerufen. Zuvor gab es lediglich eine Brotausgabe an der Pforte des Klosters und ein Sonntagsfrühstück für Obdachlose. Mit einem Startkapital von 1.500 DM organisierte Bruder Wendelin alles neu. Nach und nach bildete sich ein Kreis aus ehrenamtlichen Helfern, zum Teil auch aus den Reihen der Gäste, und eine Hauswirtschaftsleiterin kam hinzu. Schließlich machte die steigende Nachfrage auch die Einrichtung einer Sozialberatung nötig. Nach dem Tod von Bruder Wendelin 2010 übernahm Bruder Paulus die Leitung. Mittlerweile arbeiten zwei Vollzeitkräfte für die Hauswirtschaft. Sie sind verantwortlich für die Qualität des Frühstücks und die Begleitung der Ehrenamtlichen. Außerdem sind zwei Sozialberaterinnen für die Gäste da. Bruder Wendelin legte sein Projekt von Anfang an in die Hände seines Ordens. Es sollte ?ihr? Franziskustreff sein. Deswegen stehen auch die Brüder des Ordens gerne zur Verfügung.

Der Treff finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden und ist ein selbstständiges Hilfeprojekt der Deutschen Kapuzinerprovinz. Seine Kooperationspartner sind die Liebfrauengemeinde, die Domgemeinde und der Caritasverband Frankfurt e.V. Für alle, die sich näher interessieren, gibt der Jahresbericht 2011/2012 des Franziskustreffs ein buntes Bild über die Arbeit und die Mitarbeiter wieder. Er ist im Internet abrufbar (unter der Rubrik ?Downloads? auf www.franziskustreff.de) und liegt an der Pforte des Kapuzinerklosters Liebfrauen, Schärfengäßchen 3, aus.

Nicola Weyer

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