Laudato si, planetarisches Denken und grüner Islam
Ein abwechslungsreiches interdisziplinäres Programm aus Vorträgen und Exkursionen lud bei der vierten internationalen Sommerakademie in Gent Studierende und junge Lehrerinnen und Lehrer bis 35 Jahre ein, zentrale „Koordinaten Europas“ gemeinsam in sommerlicher Atmosphäre neu auszuloten. Thema war diesmal der Spannungsbogen zwischen Ökologie und Ökonomie. Organisiert wurde die diesjährige Sommerakademie von Dr. Dominik Lootens und Martin Ramb vom Bistum Limburg sowie Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski von der Universität Erfurt in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Hamburg und dem Katholischen Forum des Bistums Erfurt.
Mehr als zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung in die Öko- und Veggiehauptstadt Europas und versammelten sich im zentral gelegenen Gästehaus der Genter Karmeliter. Inhaltlich wechselte das Programm zwischen Vorträgen, Diskussionsrunden und der Besichtigung lokaler Sehenswürdigkeiten und Öko-Projekte.
Die Themenvielfalt war groß. Professor Holger Zabarowski referierte über die philosophiegeschichtliche Entwicklung der Verantwortungsidee, die katholische Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer über die sozialethischen Aspekte der Umweltenzyklika "Laudato Sí“ und die Frankfurter Professorin für Hydrologie, Petra Döll, über planetarisches Denken. Weitere Themen waren unter anderem kosmologische Grundannahmen von Ökonomie und Überlegungen zu einen grünem Islam.
Besondere künstlerische Highlights waren zwei Benefiz-Konzerte der Ukrainischen Organistin Dariia Lytvishko für Hilfsprojekte der Caritas Belgien und ein Gesprächsabend mit dem international bekanntem Schweizer Regisseur und Aktivisten Milo Rau zu seinem Film „Das Neue Evangelium“.
Frankfurter Teilnehmerinnnen und Teilnehmer der diesjährigen Sommerakademie berichten:
„Ich habe viel gelernt über für mich fachfremde Bereiche wie Ökonomie und Hydrologie. Und auch in den für mich bekannten Bereichen Philosophie und Ethik konnte ich viel mitnehmen. Besonders der Vortrag über den grünen Islam hat mich sehr inspiriert, da ich große Chancen sehe, über das Thema Ökologie und Schöpfung einen fruchtbaren Dialog zwischen Christentum und Islam zu führen. Neben der großen inhaltlichen Bandbreite der Tagung hat das "Äußere", die Stadt Gent und die Tagungsgruppe, sehr zum Gelingen beigetragen. Gerade die vielen Gespräche neben den Vorträgen und die vielen Begegnungen und Freundschaften, auch über das eigene Fachgebiet hinaus, werden mir in schöner Erinnerung bleiben.“ – Jakob Schnorr, Frankfurt am Main.
„Die Sommerakademie war für mich eine tolle Möglichkeit, über Themen zu sprechen, die im Alltag leider oft zu kurz kommen. Alle Dozierenden haben einen neuen und unterschiedlichen Blickwinkel auf das Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie eröffnet. Es freut mich sehr, dass ich so viele neue Anstöße mit nach Hause nehmen konnte.“ – Anna Hausdorf, Frankfurt am Main.
„Ein Highlight war für mich der aus der Gruppe heraus initiierte "Science-Slam“ am Abschlussabend. Er lässt, denke ich, unterstreichen, wie viel Inspiration wir aus den vielfältigen wissenschaftlichen Ansätzen gezogen haben und dass sich Theorie und Ernsthaftigkeit in gemeinschaftlichem Austausch auch sehr kreativ gestalten lassen. Und statt „ich weiß, dass ich nichts weiß" antworte ich in Zukunft besser mit „ich weiß nicht, aber vielleicht…“ – Das ist ein Ansatz, den ich von der Sommerakademie mitnehme. Meine unvoreingenommenen Erwartungen an diese sind mit so vielen interessanten Vorträgen ausgestaltet worden, dass ich das Thema Perspektivenwechsel und Lösungsorientiertheit auf diese Weise auch in meinem Poetry-Slam-Beitrag thematisiert habe.“ – Emilia Seidensticker, Frankfurt am Main.