12.08.2013
Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt
FRANKFURT.- Die blühenden Kräuter sind vielfach schon gesammelt und zu Sträußen gebunden: Am Donnerstag, 15. August, werden sie zum Hochfest „Mariä Himmelfahrt“ in vielen katholischen Gottesdiensten im Bistum Limburg geweiht. Seit vielen hundert Jahren feiert die katholische Kirche an diesem Tag die leibliche Aufnahme der Muttergottes in den Himmel. Dazu lebt in den Gottesdiensten seit einigen Jahren wieder verstärkt der Brauch der Kräuterweihe auf. Viele Gottesdienstbesucher bringen die traditionellen Kräutersträuße mit, die nach alter Tradition sieben, neun oder 14 verschiedene Kräuter enthalten und vor Krankheit, Gefahr und Unwetter schützen sollen.
Das Fest Mariä Himmelfahrt wurzelt in der Mitte des 5. Jahrhunderts, als man den „Tag der Gottesmutter“ in Jerusalem feierte. Seit dem 7. Jahrhundert wurde das Marienfest in Rom am 15. August gefeiert, wo es heute noch ein wichtiger ? sogar staatlicher - Feiertag ist. Als „Ferragosto“ markiert der Tag den Höhepunkt der italienischen Feriensaison. Seit 813 gibt es die Festtradition auch in Deutschland. Aber erst 1950 wurde der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens von Papst Pius XII. für die römisch-katholische Kirche zum Dogma erhoben.
Eng verbunden mit Mariä Himmelfahrt ist die Kräuterweihe. Ein Strauß aus Blumen, Getreide und Kräutern wird im Gottesdienst gesegnet. Er soll bei Krankheit helfen und vor Gefahren schützen. Schon in vorchristlicher Zeit hatten die Menschen aller Kulturen das Bedürfnis, ihren Göttern an bestimmten Festen für die Gaben der Natur zu danken und mit dem Segen der Gottheiten die heilende Wirkung der Pflanzen zu stärken. Als die Menschen zum Christentum fanden, gaben sie dem tief verwurzelten heidnischen Brauch eine neue, christliche Bedeutung. Die Kirche führte in ihren Gebeten die heilende Wirkung der Pflanzen auf den christlichen Gott und die Fürbitte der Gottesmutter zurück.
Miteinander verknüpft wurden das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel und der Brauch der Kräuterweihe durch eine Erzählung aus der „Legenda aurea", einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Sammlung von Heiligenlegenden. Dort heißt es, dass den Aposteln, die am dritten Tag nach dem Begräbnis Mariens ihr Grab besuchten, ein köstlicher Duft entgegenschlug. Das Grab war verlassen. Maria war mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Dafür war das Grab angefüllt mit Rosen und Lilien. Rings um die Grabstätte blühten all die bescheidenen Heilkräuter, die die Gottesmutter in ihrem Leben geliebt hatte. Die Umgebung war erfüllt mit dem wundervollen Duft der Blumen und Heilkräuter.
So sehen Christen bis heute Heilkraft und Heilung als Zeichen der göttlichen Liebe. Sie binden in ihren Kräuterstrauß Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Ringelblume, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze, Eisenkraut, Kamille, Thymian, Baldrian, Salbei, verschiedene Getreidearten und viele andere Heilpflanzen. Auch die Zahl der gebundenen Kräuter hat eine besondere Bedeutung. Bestehen die Kräutersträuße aus sieben Pflanzen, ist dies ein Zeichen für die Vollkommenheit. Neun Kräuter erinnern an die Dreifaltigkeit (dreimal drei), zwölf an die Apostel und vierzehn an die Nothelfer. Den vom Priester gesegneten Kräuterstrauß hängt man zuhause auf. Er soll Hilfe in Krankheit sein und in bedrohlichen Situationen wie Gewitter vor Gefahren schützen. (dw)