Katholische Stadtkirche in der Metamorphose
Die katholische Stadtkirche in Frankfurt verändert sich. Ab Januar beginnt ein Prozess, an dessen Ende zum 1. Mai 2024 eine neue Struktur eingeführt wird. Verantwortlich für den Aufbau der neuen Region ist eine Doppelspitze: Stadtdekan Johannes zu Eltz und Pastoralreferentin Pia Arnold-Rammé wurden beide in geheimer Wahl bei der Sitzung des Stadtsynodalrats (SSR) am Montag, 12. Dezember, zur sogenannten „vorläufigen Regionenvertretung“ gewählt.
Hintergrund ist eine groß angelegte Neustrukturierung im Bistum Limburg, der sogenannte Transformationsprozess (Trafo), bei dem unter anderem aus elf Bezirken fünf Regionen gebildet werden. Eine der fünf Regionen wird Frankfurt sein. Auch wenn sich am Zuschnitt des Gebietes nichts ändert, bekommt die Stadtkirche ein anderes Gesicht. Teil der Umstrukturierung ist laut des vor wenigen Tagen vom Diözesansynodalrat beschlossenen neuen Bistums-Statuts, dass die Regionen künftig von Zweierteams geführt werden, die die Region einerseits nach innen, andererseits in der Bistumsleitung vertreten. Dadurch wird die dezentrale und regionale Perspektive im Bistum gestärkt. Zugleich soll Machtmissbrauch verhindert werden. Ziel des Transformationsprozesses ist es, die Strukturen der Kirche zukunftsfähig zu machen und dafür zu sorgen, dass sie auch künftig ihre Aufgabe innerhalb der Gesellschaft erfüllen kann. Ausschlaggebend für die grundlegende Strukturveränderung waren die erschütternden Erkenntnisse über Missbrauch in der katholischen Kirche, dessen systemische Ursachen unter anderem durch die Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie 2018 belegt sind.
Die Wahl einer „vorläufigen Regionenvertretung“ ist nötig, damit die Regionen bereits in der Aufbauphase Anteil an der Bistumsleitung haben. Auch in Frankfurt werden sich organisatorische Strukturen ändern. Unter anderem wird im Zuge des Prozesses der regionale Synodalrat mehr Mitwirkungsrechte als bisher erhalten. Da jedoch zumindest der Zuschnitt der Region gleich bleibt, konnte in Frankfurt die vorläufige Regionenvertretung nun gewählt werden. Innerhalb der nächsten Wochen werden alle künftigen Regionen wählen.
Doppelspitze leistet Aufbau-Arbeit
Arnold-Rammé und zu Eltz sind für die Zeit des Umbaus bis zum 30. April 2024 als Doppelspitze im Amt, anschließend soll die erste ordentliche Regionalleitung auf fünf Jahre gewählt werden. Beide sagten vor ihrer Wahl im Stadtsynodalrat, sie würden nach Ablauf der 16 Monate nicht für die spätere Regionalleitung kandidieren. Pia Arnold-Rammé, weil sie 2024 in Rente gehen wird, und Johannes zu Eltz, weil er dann die Stadtdekan-Altersgrenze von 68 Jahren erreicht haben wird und sich anschließend mehr auf seelsorgerische Aufgaben konzentrieren möchte. Bis 2024 wird zu Eltz den Titel „Stadtdekan“ weitertragen, doch er wird der letzte katholische Stadtdekan sein. Bei der Wahl zur Doppelspitze ab 2024 wird der Titel nicht mehr vergeben.
Sitzungsleiterin Monika Humpert, Vorstandsmitglied des Stadtsynodalrates und zudem engagiert bei der Frauenprotestbewegung Maria 2.0, sagte, sie freue sich über die Wahl: „Damit sind wir Frauen näher dran als je zuvor!“
Arnold-Rammé und zu Eltz arbeiten schon seit vielen Jahren eng zusammen, auch im Transformationsprozess, und sind erfahrene pastorale Persönlichkeiten der Stadtkirche. Pia Arnold-Rammé war von 1997 bis 2013 Bezirksreferentin der Stadtkirche Frankfurt. Später arbeitete sie einige Jahre in der Gefängnisseelsorge und verantwortet seit 2018 den Bereich Sozialpastoral in der Stadtkirche. Dem Bistum bescheinigte sie: „Es ist endlich mehr Bewegung in den Prozessen, so dass Frauen mehr Möglichkeiten haben.“ Johannes zu Eltz ist seit 2010 Stadtdekan von Frankfurt. Er sagte, er könne sich keine schönere Stelle denken. Er habe gerne Leitungsaufgaben ausgeübt, freue sich aber, nun auch mal „abgeben zu können“.
Weitere Informationen über den Transformationsprozess des Bistums Limburg gibt es auf www.trafo.bistumlimburg.de.
Text: Anne Zegelman und Michael Thurn