LIMBURG, 07.04.2022

In der Kirche darf wieder gesungen werden

Eine Maske braucht man noch, ansonsten fallen die meisten Corona-Regelungen für die Gottesdienste im Bistum Limburg. Domkapitular Georg Franz im Interview.

Bundesweit sind am 2. April 2022 viele Corona-Regeln weggefallen. 3G-Nachweise, Maskenpflicht und Zugangsbeschränkungen gelten in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nicht mehr. Doch wie sieht es bei Gottesdiensten im Bistum Limburg aus? Wir sprachen mit Domkapitular Georg Franz, dem Leiter des Corona-Arbeitsstabes in der Diözese.

Die Corona-Regeln haben auch das kirchliche Leben stark eingeschränkt. Jetzt sind viele Regeln weggefallen. Sind Gottesdienste in „vollen Kirchen“ ohne Abstand und Maske wieder möglich?

Georg Franz: Auch bei den Gottesdiensten gibt es Lockerungen. Das ist in jedem Fall verantwortbar, zumal unsere Kirchengebäude meist ein sehr großes Raumvolumen haben. In den zurückliegenden Monaten ist kein Gottesdienst zum sogenannten Hotspot geworden. Die Regeln haben also gegriffen und zur Vermeidung möglicher Ansteckungen beigetragen. Wir sind auch jetzt noch ein Stück weit vorsichtig, weil wir auch darum wissen, dass viele noch ein Bedürfnis nach Sicherheit haben. Die Abstandspflicht ist weggefallen, zum jetzigen Zeitpunkt gilt aber noch die Maskenpflicht, die gesetzlich eigentlich nicht mehr vorgeschrieben ist. Nur dort, wo Gottesdienste mit wenigen Teilnehmenden gefeiert werden, etwa an Werktagen, kann auch die Maske wegfallen, da größere Sitzabstände möglich sind.

Über viele Monate mussten sich Gläubige zum Gottesdienst anmelden. Ihre Daten wurden erfasst. Es gab begrenzten Zugang. Gilt das noch?

Nein. Diese Regeln sind zum Teil schon früher weggefallen, je nach den Vorgaben der Bundesländer. Jetzt lässt sich eindeutig sagen: Die Türen der Kirchen sind weit offen für alle und es gibt keine Beschränkungen mehr in Bezug auf die Anzahl möglicher Gottesdienstbesucher. Es braucht auch keine vorherige Anmeldung.

Für viele gehört das Singen von Kirchenliedern zum Gottesdienst dazu. Darf denn in Gottesdiensten nun wieder gesungen werden und wenn ja, mit oder ohne Maske?

Es darf wieder uneingeschränkt gesungen werden. Dabei muss man erst einmal weiterhin die Maske tragen, es sei denn, es handelt sich um Gottesdienste mit wenigen Besuchern. Da ist es verantwortbar, die Maske generell nicht zu tragen.

Bleiben wir bei der Musik. Viele Chöre und Bands konnten in den vergangenen Monaten gar nicht oder nur sehr eingeschränkt proben und Gottesdienste musikalisch gestalten. Geht da jetzt wieder was?

Gesang ist in der Corona-Zeit so eine Sache. Beim Gesang ist die Aerosolentwicklung deutlich stärker als beim Sprechen. Bei Chören noch einmal umso mehr. Da ein Chorgesang mit Maske den Klang deutlich beeinträchtigt, haben wir die Regel, dass Chorsänger*innen keine Maske tragen müssen, dafür aber einen 1,5 Meter-Abstand einhalten müssen. Das kann dazu führen, dass ein Chor noch nicht in ganzer Stärke singen kann. Ich bin zuversichtlich, dass diese Regel in der kommenden Zeit auch noch wegfallen wird.

Wir stehen unmittelbar vor den Kar- und Ostertagen. Gibt es Einschränkungen oder Regelungen, mit denen Gläubige rechnen müssen?

Außer dem Tragen einer Maske gibt es keine Einschränkungen.

Blicken wir auf den Gründonnerstag. In der Liturgie gibt es die Fußwaschung und oft wurde an diesem Abend die Kommunion unter beiden Gestalten, also dem Leib Christi in der Gestalt des Brotes und auch das Blut Christi in der Gestalt des Weines ermöglicht. Kann es das in Zeiten von hohen Inzidenzen geben?

Die Fußwaschung stellt kein Problem dar. Es hat sich gezeigt, dass der Übertragungsweg von Corona die Aerosole in der Atemluft sind. Bei der Kommunion des Kelches sind wir erst einmal noch zurückhaltend. Die Kommunion aus dem Kelch für alle ist momentan noch nicht möglich.

In vielen Pfarreien gab es vor Corona Traditionsveranstaltungen wie Kinderkreuzwege oder das gemeinsame Osterfrühstück in der Osternacht oder am Ostersonntag. Können diese Traditionen und Veranstaltungen in diesem Jahr wieder aufleben? Gibt es Empfehlungen dafür?

Kinderkreuzwege und andere Gottesdienstformen können in jedem Fall stattfinden. Auch eine Agape oder ein Osterfrühstück sind wieder möglich. Hier gilt überall der Grundsatz: Wo längerfristig ein Abstand nicht gewahrt werden kann, empfiehlt sich das Tragen einer Maske. Beim Essen ist natürlich keine Maske erforderlich.

Gibt es im Bistum eine Gefahrenbeurteilung oder anders gefragt: Haben Sie Angst davor, dass Gottesdienste zu Corona-Hotspots werden?

Wir sind mit unseren bisherigen Regelungen für Gottesdienste gut gefahren und wir sind zuversichtlich, dass wir mit unseren jetzigen Vorgaben einen guten und verantwortbaren Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig Lockerungen gehen. Sollte die allgemeine Entwicklung weiterhin positiv sein, wird auch irgendwann die Maskenpflicht wegfallen. Vielleicht braucht es da aber momentan noch etwas Geduld.

Welche Alternativen gibt es für Menschen, die mit Blick auf die nach wie vor hohen Infektionszahlen keine Gottesdienste besuchen wollen oder können?

Nach wie vor bietet das Bistum an den Sonntagen den Streaming-Gottesdienst aus der Bischofskapelle in Limburg an. Zu den Osterfeiertagen wird der Gottesdienst aus dem Limburger Dom übertragen. Das sind - wie auch Fernsehgottesdienste - nach wie vor gute Möglichkeiten, den Gottesdienst mitzufeiern und hoffentlich auch am Osterjubel teilzunehmen.

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