Helfen durch „Nein“, rät die Franziskustreff‐Stiftung
In Frankfurt hat die aggressive Bettelei sehr stark zugenommen. Darunter leiden nicht nur arme und obdachlose Menschen, die situationsabhängig passiv betteln. Bürgerinnen und Bürger, die Nächstenliebe üben möchten sind verunsichert. Die Franziskustreff‐Stiftung fordert die Stadtpolitik und die Interessenvertreter auf, gemeinsam eine Lösung zu suchen.
Die Franziskustreff‐Stiftung beobachtet mit Sorge, dass aggressives und organisiertes Betteln mittlerweile ein unerträgliches Ausmaß angenommen hat. Aufdringliche Betteltrupps sind nicht nur eine Belastung und Zumutung für die Passanten, sie unterdrücken auch Arme und Obdachlose, die auf die Zuwendungen ihrer Mitmenschen angewiesen sind und still darum bitten. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch die gewerbsmäßigen Geldsammler verunsichert und wissen nicht, wie sie sich gegenüber diesen Menschen verhalten sollen. „Gutmeinende Menschen geraten da in Gewissenskonflikte, denn sie sollen helfen, wollen es in dem Moment aber eigentlich nicht oder sie sind frustriert, weil sie nicht Allen helfen können. Die Schwächsten der Gutmeinenden leiden besonders darunter“, erläutert Stiftungsvorstand Bruder Paulus Terwitte. Der Leiter des Franziskustreffs Wohnungslosenhilfe in Frankfurt, Bruder Michael Wies, betont: „Wir möchten die Schwachen in der Gesellschaft schützen, die dem aggressiven Bettelgebahren hilflos ausgeliefert sind“.
Drei Ratschläge
Die Franziskustreff‐Stiftung möchte zu wirksamen Veränderungen im Umgang mit Obdachlosen inspirieren und Mitmenschlichkeit fördern. Das übliche passive Betteln armer Menschen gehört zu einer Großstadt dazu und stört niemanden, da jeder selbst entscheiden kann, ob er etwas gibt oder nicht. „Was wir aber nicht möchten, ist die gewerbsmäßige und aufdringliche Bettelei“, so Bruder Michael und Bruder Paulus. Hier ist jedes Almosen „falsch verstandene Barmherzigkeit“, denn das Geld kommt beim Bedürftigen nicht direkt an, sondern wird an Mittelsmänner abgeführt. Die Stiftung appelliert an die Bevölkerung, caritative Organisationen zu unterstützen, wenn sie Nächstenliebe üben möchte. Direkt mit aggressiver Bettelei konfrontiert, rät sie den Bürgerinnen und Bürgern:
- Bleiben Sie höflich
- Überlegen Sie, wem Sie regelmäßig bereits etwas geben
- Lernen Sie „Nein“ zu sagen
Um den steigenden Besorgnissen um die Sicherheit und dem Wohlergehen der Frankfurter Bevölkerung entgegentreten, fordert die Franziskustreff‐Stiftung die politischen und sozialen Akteure auf sich gemeinsam an einen runden Tisch setzen, um über den Umgang mit aggressiver Bettelei zu beraten und einen Lösungsvorschlag zu entwickeln. Ziel ist, dass sich jeder Einzelne frei in der Stadt Frankfurt aufhalten und darin leben kann und über eine Sozialkompetenz im Umgang mit Obdachlosen verfügt.
Über die Franziskustreff‐Stiftung
Der Kapuziner Bruder Wendelin (†2010) gründete 1992 im Schatten der Liebfrauenkirche mitten in Frankfurt einen Frühstücksraum für wohnungslose und arme Menschen, den er nach dem Gründer des Kapuzinerordens Franziskustreff nannte. Um sein Vermächtnis zu erhalten, hat die Deutsche Kapuzinerprovinz 2013 die Franziskustreff‐Stiftung gegründet. Täglich werden mit den Corona‐Distanz‐Regeln bis zu 110 Gäste von ehren‐und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Tisch bedient. Viele Wohltäterinnen und Wohltäter tragen die Einrichtung mit ihren Spenden. Durch die erfahrene Gastfreundschaft brechen manche Gäste auf, neu anzufangen. Die Stiftung vermittelt ihnen dafür geeignete Hilfen und begleitet sie sozialarbeiterisch.