Gott ist immer im Gepäck
Lesungstermine
Miriam Penkhues und Hildegard Huwe stellen ihr Buch bei verschiedenen Lesungen auch in Frankfurt vor und signieren gekaufte Exemplare. Vor Weihnachten gibt es die Möglichkeit, Miriam Penkhues am Donnerstag, 7. Dezember ab 16 Uhr im Mellow Yellow Café in der Bergerstraße zu lauschen. Dort kann das Buch auch gekauft und signiert werden, zum Beispiel als Weihnachtsgeschenk.
Im Februar 2024 stehen bereits zwei Lesungstermine fest: Am Freitag, 16. Februar, 18 Uhr, liest sie im Frauentreff 132, Friedberger Landstraße 132. Und am Samstag, 24. Februar, stellt sie ihr Buch bei der Pilgerbörse „Vamonos“ der Katholischen Pfarrei St. Jakobus in Niederrad vor. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Echter-Verlages.
Wenn Miriam Penkhues heute, nach über 30 Pilgerreisen, den Rucksack packt und die Wanderstiefel schnürt, weiß sie genau, worauf es ankommt. „Natürlich gehe ich heute anders auf den Weg als am Anfang“, sagt die Frankfurterin, die seit 2005 regelmäßig pilgert. „Zum Beispiel weiß ich mittlerweile sehr gut, was ich einpacken und was daheim lassen muss, ich kann besser beurteilen, wie viele Kilometer am Tag ich schaffe. Und vor allem habe ich gelernt, dass ich mich nicht mit anderen vergleichen und nicht so viel planen darf. Denn Vergleich macht nicht glücklich – und es kommt ohnehin immer anders als gedacht.“
Miriam Penkhues ist eine echte Expertin, was das Pilgern betrifft. Und das nicht nur aus eigener Erfahrung: Von Dezember 2012 bis August 2021 leitete sie die Pilgerstelle des Bistums in Limburg. Nun hat Penkhues mit einer Bekannten ein Buch darüber geschrieben. „Das Geheimnis des Pilgerns – Anleitung zum christlichen Unterwegssein“ von Miriam Penkhues und Hildegard Huwe (152 Seiten, 24,90 Euro) ist vor wenigen Tagen im Echter-Verlag erschienen.
„Es war uns wichtig, ein Buch zu schreiben, das sich nicht nur mit organisatorischen Fragen beschäftigt“, sagt Penkhues, die seit Februar 2023 kommissarisch die Villa Gründergeist, den katholischen Co-Working-Space des Bistums Limburg im Frankfurter Westend, leitet. Huwe, die in Köln lebt und die Frankfurterin Penkhues lernten sich über den gemeinsamen Freund Pater August Hülsmann SCJ bei Wanderexerzitien in den französischen Alpen kennen und stellten im Gespräch eine Gemeinsamkeit fest. „Wir sprachen darüber, wie sehr es uns beide frustet, dass es in allen Pilgerforen umfänglich um die Frage nach dem perfekten Rucksack, den richtigen Schuhen, den besten Herbergen geht – und so gut wie nie darum, warum jemand sich auf den Pilgerweg machen will“, erzählt Miriam Penkhues.
Die beiden Frauen beschlossen, die Lücke zu schließen und einen Pilgerratgeber zu schreiben, der praktische Tipps gibt und zugleich spirituelle Ansatzpunkte bietet. Es folgte ein zweijähriger Entstehungsprozess, in dem die Frage, für wen das Buch gedacht ist, eine große Rolle spielte. „Es richtet sich an Menschen, die pilgern und den Weg mit ihren christlichen Wurzeln verbinden möchten“, so umschreiben die Autorinnen ihre Zielgruppe.
Unterwegs auf den Pilgerwegen dieser Welt waren beide selbst schon oft, alleine, mit Partner, mit Freunden, mit Gefährten, die sie unterwegs kennenlernten. „Man trifft die unterschiedlichsten Leute und erlebt die kuriosesten Geschichten“, schmunzelt Miriam Penkhues. Einmal sei sie mit einem Niederländer unterwegs gewesen, der die Asche seiner Mutter auf ihrer letzten Pilgerreise in einer Thermoskanne bei sich trug – und das Gefäß verständlicherweise nicht einmal im Restaurant aus den Augen ließ. Ein anderer Mann, den sie unterwegs kennenlernte, lief gegen sein Übergewicht an, wieder ein anderer verarbeitete durchs Pilgern seine gescheiterte lange Beziehung. Lebenswenden, Trauer, Neuanfang: „Pilgern löst die unterschiedlichsten Probleme“, hat sie dabei erfahren.
Die langsame Freiheit
Beim Schreiben, das aufgrund räumlicher Entfernung vor allem mit einer gemeinsamen Datei (Padlet) und vielen Videokonferenzen bewältigt wurde, stellten die beiden Frauen bald fest: Es gäbe genug Geschichten von eigenen Pilgerreisen, um hundert Kapitel zu schreiben. Doch statt dem nachzugeben, beschlossen Penkhues und Huwe, eigene Anekdoten nur sparsam einzustreuen und nur dort, wo sie für Leserin und Leser Sinn ergeben. Stattdessen enthält das Buch nun klar durchdachte Kapitel wie „Pilgern und Freiheit“, „Bewegung in Langsamkeit“, einen Abschnitt übers Alleinsein, „Scheitern beim Pilgern“ und „Digitalität beim Pilgern“.
Und, ganz wichtig für die beiden Autorinnen: Es gibt eine sogenannte „Spirituelle Toolbox“, in der Gebete, Übungen, Anregungen und vieles mehr dazu einladen, sich mit Gott auf den inneren Weg zu machen. Denn der spielt beim Pilgern eine ebenso große, wenn nicht größere Rolle als der äußere Weg. Damit man nicht immer das Hardcover-Buch im Rucksack tragen muss, haben die Autorinnen die Gebete und Übungen noch einmal in Form eines leichten Heftes zusammengestellt, das für unterwegs deutlich praktischer ist.
Effizienz verdirbt die Selbstfindung
Die Langsamkeit des Pilgerns, das Sich-Fortbewegen in einer Geschwindigkeit, in der die Seele mitkommt, das hat für die beiden Autorinnen etwas Spirituell-Meditatives. Dem entgegen steht der Leistungsgedanke, mit denen sich manche auf den Weg machen: 30 oder am besten 40 Kilometer am Tag zu schaffen, zu einem bestimmten Zeitpunkt anzukommen, am nächsten Morgen früh den Flieger zurückzunehmen und am selben Tag wieder im Büro zu sitzen – die effizient durchgetaktete Planung verdirbt die Selbstfindung. „Der innere Weg braucht Zeit, und die ist wesentlich beim Pilgern, sonst ist es nur ein Wanderurlaub“, sagt Penkhues.
Pilgern ohne Gott, das geht für Penkhues und Huwe nicht: „Wenn man sich auf den Weg macht, verlässt man das Schneckenhaus, die eigene Komfortzone, und spürt plötzlich eine Sehnsucht nach dem Unbekannten. Das schult auch das Vertrauen in Gott: sich auszusetzen und darauf zu vertrauen, dass schon für uns gesorgt sein wird.“
Nicht nur heute, sondern auch künftig. Und so hat Penkhues noch viele Pilgerinnenträume. „Ich würde sehr gerne irgendwann einmal richtig viel Zeit zum Pilgern haben. Dann würde ich von meiner Haustür aus loslaufen, nach Santiago oder, wenn hoffentlich irgendwann wieder Frieden ist, nach Jerusalem. Zeit ist ein echtes Privileg.“ Bis es soweit ist, müssen 30 Tage Jahresurlaub reichen. Und Gott ist immer im Gepäck.