Frankfurt franziskanisch

500 Jahre Trennung der Franziskaner ? 100 Jahre Kapuziner an Liebfrauen

FRANKFURT.- Das Jahr 2017 ist geprägt vom 500. Jahrestag der Reformation ? und damit vom Gedenken an die Kirchenspaltung. Aber in der Geschichte katholischer Orden spricht das Jahr 1517 noch von einer anderen Trennung: Der Erste Orden des heiligen Franziskus erinnert sich an seine erste rechtliche Teilung vor 500 Jahren. Bereits zehn Jahre spa?ter entsteht ein neuer Ordenszweig: die Kapuziner. Das Datum 1517? 2017 ist dabei mehr als nur ein mathematischer Zufall. Die Geschichte der „Minderbru?der" und die Geschichte der Reformation haben vielfa?ltige inhaltliche U?berschneidungen, vor allem in Frankfurt am Main. Und hier und in Hofheim am Taunus wird deshalb auch im Juni Jubiläum gefeiert.

Wie Bruder Christophorus Goedereis, der Kirchenrektor an Liebfrauen, dem Citykloster der Kapuziner in Frankfurt, berichtet, kommen um das Jahr 1230 die ersten franziskanischen Ordensleute nach Frankfurt. Unter dem Namen „Barfüßer“ lassen sie sich an der Paulskirche nieder. Eben diese „Barfüßer“ sind später die ersten Prediger für die Reformation ? und werden dann auch selber protestantisch. 1528 kommen die Kapuziner - als neu entstandene Reformbewegung im Franziskusorden - nach Frankfurt. Schon bald danach werden sie wieder aus der Stadt ausgewiesen. Frankfurt war seinerzeit zu 98 Prozent protestantisch, auf katholische Ordensleute war man nicht gut zu sprechen.

Dankgottesdienst eröffnet Festwoche 

Neunzig Jahre später kehren die Kapuziner wieder zurück in die Stadt. Mit der Säkularisation 1802/03 werden sie abermals vertrieben. 1900 lassen sie sich erneut in Frankfurt nieder, zunächst im Westend an der St. Antoniuskirche. 1917 holt man sie schließlich nach Liebfrauen. Dort wird vom 17. bis 25. Juni mit einer Festwoche das Jubiläum „100 Jahre Kapuziner an Liebfrauen“ gefeiert. Den Auftakt macht ein Festkonzert am 17. Juni mit Mendelssohns "Lobgesang". Höhepunkt ist der festliche Dankgottesdienst mit dem Limburger Bischof Georg Bätzing am Sonntag, 25. Juni, um 11.30 Uhr in der Liebfrauenkirche in der Frankfurter Innenstadt.

Schon einige Tage vorher, am Mittwoch, 14. Juni, um 10 Uhr sind 70 Ordensbrüder des Franziskusordens, zu denen die drei Ordenszweige Franziskaner, Minoriten und Kapuziner gehören, in der Frankfurter Paulskirche zu Gast. Anlässlich des so genannten Interfranziskanischen Mattenkapitels, eines spirituellen Treffens in Hofheim, wollen sie an dieser Stelle auf ihre lange und bewegte Geschichte zurückschauen und „Frankfurt franziskanisch“ betrachten. Anschließend sind sie um 11.30 Uhr zum Mittagsgebet in der evangelischen  Katharinenkirche, dem Ort, an dem die früheren Frankfurter „Barfüßer-Mönche“ die ersten reformatorischen Predigten hielten.

In der Paulskirche kreuzen sich die historischen Linien von mittelalterlicher Stadtentwicklung, Reformation, Nationalversammlung und Staatsbildung. Die Söhne des hl. Franziskus waren mit vielen dieser Ereignisse eng verbunden. Und natürlich sind sie auch heute wieder mitten in der Stadt, nämlich im Kapuzinerkloster Liebfrauen.

Zum Anfang der Seite springen