Enttabuisierung und Normalisierung - Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester
Handlungstext "Enttabuisierung und Normalisierung - Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester" (Beraten und abgestimmt in Erster Lesung, 10.09.22)
Nicht erst seit der Initiative #OutInChurch (Januar 2022) ist bekannt, dass ein nicht unerheblicher Teil der katholischen Priester homosexuell, bisexuell oder in anderer Weise nicht heterosexuell orientiert ist. Der Handlungstext verweist darauf, dass sich in Teilen der Kirche (Verbände, Orden, Ortskirchen…) eine „Kultur der Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber nicht-heterosexuellen Priestern etabliert“ habe. Gleichwohl lebe ein Großteil der nicht-heterosexuellen Priester noch immer in „Schattenexistenzen, in welche sie durch die geltenden kirchenrechtlichen Bestimmungen und eine diskriminierende kirchliche Praxis gezwungen werden“. Durch eine zuletzt 2016 bestätigte römische Vorschrift dürfen Männer mit „tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen“ gar nicht erst in ein Priesterseminar aufgenommen und keinesfalls zu Priestern geweiht werden. Trotz dieses theoretischen Ausschlusses gibt es aber aller Erfahrung nach einen großen Anteil nicht-heterosexueller Männer in der Priesterschaft. Ein für die Betroffenen oftmals existentielles Problem, müssen sie doch nicht nur einen Teil der eigenen Identität verheimlichen und tabuisieren, sondern auch ständig Angst vor Denunziation haben. Die Angst vor Sanktionen macht zudem einen ehrlichen Dialog mit Kirchenleitung oder Gemeindemitgliedern unmöglich.
Der Handlungstext beantragt deshalb
- „Wahrhaftigkeit und Anerkennung: Die katholische Kirche in Deutschland erkennt die Realität nicht-heterosexueller Priester an. Sie bekennt sich offen zu ihnen – in allem Respekt, in aller Wertschätzung, in aller Deutlichkeit.“
- „Aufarbeitung der Diskriminierung: Die katholische Kirche in Deutschland stellt sich ihrer eigenen Diskriminierung nicht-heterosexueller Priester und beginnt im Dialog mit Betroffenen die Aufarbeitung und Anerkennung.“ Das soll dem Antrag nach bis hin zum Outing nicht-heterosexueller Bischöfe gehen.
- „Sensibilisierung und Respekt: Diskriminierendes Verhalten ist grundsätzlich zu verurteilen und ggf. auch zu ahnden.“
- „Rechtliche Gleichstellung: Die Bischöfe und Verantwortlichen in der Priesterausbildung setzen sich dafür ein, dass das Verbot der Ausbildung und Weihe nicht-heterosexueller Männer auf weltkirchlicher Ebene aufgehoben wird und alle Negativaussagen hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung in amtskirchlichen Dokumenten gestrichen werden.“