09.02.2014
Eine Kirche voller Narren
FRANKFURT.- "Eigentlich ist es wie immer: Die Kirche ist voller Narren!" - so der Publikums-Zuruf von Bruder Christophorus, erstmals Zelebrant des sechsten Fastnachtsgottesdienstes in der Liebfrauenkirche in der Frankfurter City. Die Kirche war am Sonntag, den 09. Februar um 11.31 Uhr proppenvoll. Die Kirchenbänke gefüllt von "normalen Gästen" aber auch von bunt gekleideten Närrinnen und Narren. Sie folgten - teils sitzend, teils stehend - der Einladung des Großen Rats der Frankfurter Karnevalvereine. "Die letzten Jahre waren bereits ein großer Erfolg. An diesen wollen wir auch mit der Kampagne 2014 anknüpfen", sagt Damir Schaffitzel, Leiter des Veranstaltungsausschusses. Der Fastnachtsgottesdienst ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Frankfurter Kampagne und auch Bruder Christophorus, so Schaffitzel, bringe die besten Voraussetzungen mit: "Er ist an einem Rosenmontag geboren. Da lacht das Narrhalesenherz."
Zu Beginn des Gottesdienstes gleich ein Höhepunkt: Angeführt vom Tanz- und Musik Corps Ronneburg (TMCR), ziehen Bruder Christophorus, die Messdiener, das Frankfurter Prinzenpaar Klaus III. und Diana I. und das Frankfurter Kinderprinzenpaar Leon I. und Lorena I. zusammen mit den Fahnenabordnungen der Vereine und dem Präsidium des Großen Rates gemeinsam in die Kirche ein. Gesanglich begleitet die "Karawane" Torsten Dornberger, Ex-Prinz und Gastwirt der "Schönen Müllerin". "Es ist eine andere Art von Messe; locker und heilig zugleich. Eine Mixtur aus Besinnlichkeit und Schabernack", bestätigt die amtierende Prinzessin aus Nieder-Eschbach. Zu letzterem fühlt sich auch Bruder Christophorus berufen, der seine Predigt in Versform vorträgt, begleitet von dem Narrhallamarsch, der auf der Orgel intoniert wird. "Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht, und ohne Euch da geht es nicht", beschreibt der Kapuziner den Tenor seiner Predigt in Anlehnung an die Lesung aus dem 5. Kapitel des Matthäus-Evangeliums. "Die Narren lachen nur drei Tage, die Christen jedoch ohne Frage, sie dürfen lachen tagaus, tagein, um Salz der Erde und Licht der Welt zu sein", fährt er fort. Die Quintessenz daraus ist schnell vollzogen und vollendet die Predigt in Gänze: "Ohne Salz und ohne Licht geht das Ganze wirklich nicht. Seid Salz, seid Licht - tut danach handeln, dann könnt Ihr diese Welt verwandeln." Für die Fastnachter wird deutlich: Es ist kein Widerspruch das Beten in der Kirche mit dem Fest der Fastnacht zu verbinden. Und so quittieren sie die Reime des Kirchenrektors Christophorus mit anhaltendem Applaus.
"Beten und Feiern, Glauben und Lachen müssen keinen Unterschied machen", bestätigt am Ende des Gottesdienstes auch noch einmal Prinz Klaus III. "Es ist doch schön zu erkennen, dass wir selbst das Salz sind und unserem Leben die Würze geben", sagt er fröhlich. Die volle Kirche an Fastnacht sei ein Beweis dafür, dass Menschen die Botschaft Jesu frohen Mutes aufnehmen. "Der Fastnachtsgottesdienst ist einmalig und ungewöhnlich. Und auch nach zwölf Veranstaltungen am Vorabend ein wahrer Höhepunkt." (SFi)
Bildergalerie