13.12.2015

Ein Rosenbogen der Barmherzigkeit

Weihbischof Löhr: Ohne Barmherzigkeit bräche die Kirche zusammen

FRANKFURT.- Ein skeptischer Blick, ungläubiges Staunen, sogar leichtes Entsetzen, aber auch immer wieder ein Schmunzeln spiegelt sich in den Gesichtern der Gottesdienstbesucher, die an diesem 3. Adventssonntag (13. Dezember) in den Frankfurter Kaiserdom strömen. Da steht sie, die lang erwartete Pforte der Barmherzigkeit, die Christen nach dem Willen des Papstes durchschreiten sollen, um sich mit Gott zu versöhnen. Aber die Frankfurter Pforte ist keine schwere, kaum zu öffnende, mächtige Panzertür, die einem auch direkt vor der Nase zufallen kann. Sie ist im Gegenteil ein leichtes, filigranes, mit Rosen geschmücktes, von Engeln bekränztes Törchen, ein bisschen kitschig und keineswegs so geschmückt, wie es das künstlerische Niveau des Bartholomäusdomes, der jahrhundertealten Krönungskirche deutscher Könige und Kaiser, erwarten lässt. Eher ein „Rosenbogen der Barmherzigkeit“, wie einer der Messdiener etwas despektierlich meint. 

Und genau so hat der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz sie sich auch vorgestellt: Bei der feierlichen Eröffnung der Pforte am Sonntag Gaudete („freut Euch“) erinnert er an den Leitsatz der heiligen Elisabeth von Thüringen „Wir müssen die Menschen froh machen!“ Dieser Satz könne auch das Motto für das Jahr der Barmherzigkeit sein, das Papst Franziskus eingeläutet hat: „Wer tätige Barmherzigkeit erfährt, der strahlt vor Freude. Dem Papst sieht man das an. Da kommt die Leichtigkeit her, mit der er sein schweres Amt ausübt.“ Deshalb auch sei die Frankfurter Pforte der Barmherzigkeit  nicht schwer in die Erde gemauert, sondern fein und leicht und mit Rosen geschmückt. Die vielen Besucher sollten sie mit einem Lächeln durchschreiten, sich vielleicht eine der Rosen mitnehmen und dafür ein anderes kleines Erinnerungsstück dranstecken, denn, so der Stadtdekan, „Barmherzigkeit ist nicht statisch und nicht statusorientiert.“ 

Gott kennt nicht Leistung und Gegenleistung

Diesen Gedanken greift der Weihbischof von Limburg, Thomas Löhr, in seiner Predigt auf: Gott kenne „kein Geben und Nehmen, nicht Leistung und Gegenleistung. Gott ist barmherzig.“ Wer durch die Pforte hindurchschreite, könne seine Barmherzigkeit erfahren, „neu den Weg zu ihm finden.“  Und so schwerelos die Frankfurter Rosenpforte auch sei, Barmherzigkeit sei der Tragbalken der Kirche in all ihrem pastoralen Handeln: „Wenn der wegbricht, bricht die ganze Kirche zusammen!“ 

Deshalb sollten die Christen die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit auf glaubwürdige Weise wahrnehmen: „Wenn wir Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben, dann bezeugen wir die Liebe Gottes. Ebenso wenn wir den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten,  Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen beten.“ Als Eltern, als pflegende Angehörige, im Beruf, im Ehrenamt, überall könne man diesen Weg der Barmherzigkeit gehen und sich entschieden denen entgegenstellen, die ? beispielsweise gegenüber Flüchtlingen ? unbarmherzig aufträten und sie bedrohten. (dw)  

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