Ehrung für zwei Pioniere
Die Bartholomäusplakette für ehrenamtliches Engagement in der Katholischen Stadtkirche Frankfurt geht in diesem Jahr an Christa Stilger und Georg Trettin. Verliehen wird sie am Sonntag, 29. August, nach dem 10-Uhr-Gottesdienst im Dom. Das Stadtkirchenfest, in dessen Rahmen die Plakette normalerweise verliehen wird, fällt leider erneut Pandemie-bedingt aus.
In diesem Jahr ehrt die Stadtkirche zwei Menschen, die auf ihrem jeweiligen Gebiet Aufbauarbeit geleistet haben.
Humor und Klugheit, Demut und Hingabe
Seit mehr als 60 Jahren ist Christa Stilger ehrenamtlich in der gemeindlichen Arbeit aktiv. Dafür haben Caritasdirektorin Gaby Hagmans und Christine Lühn, Leiterin der Frauen- und Schwangerschaftsberatung beim Caritasverband Frankfurt, sie für die Bartholomäusplakette vorgeschlagen. Christa Stilger überzeuge mit ihrer Bescheidenheit, Demut, Hingabe, ihrem Humor und ihrer Klugheit, heißt es in ihrer Begründung.
Im Fokus von Christa Stilgers Engagement stehen Menschen, die es aufgrund von Benachteiligung schwerer haben. Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren engagiert sich im KinderKleiderKorb der Gemeinde St. Franziskus in Eschersheim. Zunächst baute sie das Projekt mit auf, seit 2004 ist sie dessen Leiterin. Die Zielgruppe des Kleiderkorbs sind Frauen, die geringe Einnahmen haben und häufig mit zusätzlichen Ausgaben belastet sind, die nicht von Sozialleistungen wie Sozialhilfe oder Leistungen vom Jobcenter gedeckt werden. Bei seiner Gründung 1999 war der KinderKleiderKorb der erste seiner Art.
Begonnen hat die engagierte Frankfurterin 1953 mit der Leitung von Frohschargruppen, der Organisation von Gruppenstunden und Freizeiten, der Mithilfe bei Sternsinger-Aktionen, dem Einsatz bei Caritas-Sammlungen und Sammlungen für das Müttergenesungswerk. Viele Jahre engagierte sie sich als Kommunionhelferin, Lektorin und Wortgottesleiterin. Seit 1969, und erneut von 1991 bis zur Gründung der Pfarrei St. Franziskus in 2015 arbeitete sie im Pfarrgemeinderat St. Josef mit, in den letzten Jahren als Mitglied des Vorstands und Leitung des Sozialausschusses. Aktuell engagiert sie sich im Ortsausschuss St. Josef und ist weiterhin sehr aktiv in der sozialen Arbeit.
Mühevoll und schmerzhaft
Auch der zweite Geehrte, Georg Trettin, hat nicht weniger als Pionierarbeit geleistet, wie Stadtdekan Johannes zu Eltz und der Frankfurter Bezirksreferent Michael Thurn in ihrer Begründung für die Verleihung der Bartholomäusplakette schreiben. Trettin, 1956 geboren, ist einer der Gründer des Projektes „schwul & katholisch in der Gemeinde Maria Hilf“ und hat dieses in den 90er Jahren mit aufgebaut. Über Jahrzehnte habe er die mühevolle und häufig schmerzhafte Annäherung von homosexuellen Menschen und der katholischen Kirche persönlich mitgestaltet – ein ständiges Changieren zwischen Ermutigung und Rückschlägen. Trettin hat sich vor allem der theologischen und geistlichen Durchdringung der Segensfrage verschrieben. Einen großen Verdienst hat er sich erworben, indem er die entscheidende theologische Grundlage für den späteren Frankfurter Segensvorschlag geliefert hat, der im Bistumsprozess und über das Bistum hinaus diskutiert wurde und Anerkennung gefunden hat. Dabei handelt es sich um die theologische Einsicht, dass in einer Segensfeier keine Konstituierung eines Bundes wie bei einer kirchlichen Eheschließung erfolgt, sondern dass ein (zum Beispiel durch die zivile Eheschließung) bereits bestehendes Ja eine Segnung erfährt. Ohne diese Grundannahme wäre es nicht zu der Veröffentlichung des Segensvorschlags beim Stadtkirchenforum II im Januar 2018 gekommen.
Mit großem Engagement hat Georg Trettin als einer der Frankfurter Vertreter in der diözesanen Arbeitsgruppe mitgearbeitet, die den Limburger Segensprozess gesteuert hat. Er hat zudem 2018 die erste bundesweite Fachtagung zur Segensthematik in Hamburg mit vorbereitet und ausgerichtet und dort den Frankfurter Segensvorschlag in einem Workshop platziert. Er ist Mitherausgeber des Sammelbandes mit deren Erträgen, dort ist ebenfalls ein Artikel zum Frankfurter Segensvorschlag erschienen.
Alljährlich zum Patronatsfest verleiht die katholische Stadtkirche Frankfurt die Bartholomäus-Plakette an engagierte Ehrenamtliche. Die Ehrung wurde 1987 geschaffen, um Menschen auszuzeichnen, die sich um das gesellschaftliche, soziale und ökumenische Profil der katholischen Stadtkirche besonders verdient gemacht haben.
Für den Gottesdienst und die anschließende Verleihung mit Musik im Dom am Sonntag, 29. August, gibt es noch einige wenige Karten. Diese sind ab Montag über die Webseite der Dompfarrei verfügbar: www.dom-frankfurt.de.