Der Hüter der Justinuskirche
Er ist mit der Justinuskirche verbunden wie kaum ein anderer: Ernst-Josef Robiné kümmert sich seit 37 Jahren liebevoll um Frankfurts ältestes Gotteshaus. Robiné kennt jede Bodenplatte, jeden Winkel und natürlich die Geschichte der Kirche, die im 9. Jahrhundert als ursprünglich karolingische Basilika auf einer Anhöhe oberhalb des Mains angelegt wurde. Und er kennt viele Geschichten. Wie die vom Tabernakel des Pieta-Altars, der jahrzehntelang als Schränkchen vergessen in der Ecke stand, mit einer wuchernden Topfpflanze obendrauf. Oder die von dem mit Holz und DC-Fix verkleideten, aber darunter wunderschön verzierten Sakramentshäuschen. Oder die vom Tabernakelaufbau des Hochaltares der 1930er Jahre, der beim Metallschrott stand und den Robiné mal eben reinstallierte. Oder, oder, oder. Wenn der 74-Jährige anfängt zu erzählen, wird die Geschichte lebendig. Und die Kirche selbst ist plötzlich voller flüsternder Geheimnisse, die es zu entdecken gilt.
Genau der richtige Mann
Deshalb sind seine Kirchenführungen so beliebt. Und deshalb ist Robiné genau der richtige Mann, um über die lange Historie und die zahlreichen Schätze der Justinuskirche zu schreiben. Gerade ist sein nunmehr drittes Buch dazu erschienen, das gemeinsam mit seinen beiden Vorgängern für je 18 Euro in der Justinuskirche, notfalls über Mail an kontakt@ justinuskirche .de , erhältlich ist (www.justinuskirche.de).Im ersten Buch („Die Justinuskirche, ein Bilderbuch zur Geschichte“, 2015) geht es um die Entwicklung und Entstehung der kunstvollen Ausstattung sowie deren Restaurierung. Das Zweite („Historische Paramente in der Justinuskirche Frankfurt am Main-Höchst“, 2018) zeigt die reiche Ausstattung an Messgewändern und anderen Paramenten seit der Barockzeit. Das gerade erschienene dritte Buch, das wie die beiden anderen großzügig bebildert ist, trägt den Titel„Ein reiches Erbe – Die liturgische Ausstattung der Justinuskirche und der Josefskirche Frankfurt am Main-Höchst“ (2020). Im Mittelpunkt stehen diesmal die Altargeräte und die Ausstattung, zum Beispiel Gemälde und Figuren.
Mahnung und Inspiration zugleich
„Mir geht es darum, mein Wissen weiterzugeben“, sagt der leidenschaftliche Hobbyhistoriker, der schon seit Gründung der Stiftergemeinschaft Justinuskirche 1983 dort aktiv ist. Und nicht nur das, Robiné möchte auch andere für die Schönheit alter Kirchen sensibilisieren. „Ich will dazu anhalten, sich für den Erhalt zu engagieren und die Kirchenausstattung zu dokumentieren.“ Dass in Gemeinden mitunter Dinge großzügig entsorgt werden, musste Robiné schon als Messdiener in seiner Heimatgemeinde im Saarland lernen. Dort ging er eines Abends an der Mülltonne der Kirche vorbei und entdeckte dort das ausrangierte Rauchfass. „Die Gemeinde hatte ein Neues bekommen, also wurde das Alte einfach fortgeworfen“, erinnert er sich. Den Messdiener rührte das alte Rauchfass, er „rettete“ und putzte es. „Danach stand es jahrzehntelang auf meinem Wohnzimmerschrank.“ Und war ihm damit Mahnung und Inspiration zugleich, die Vergangenheit zu bewahren.
Hunderte von Bildern
Vor allem die Dokumentation liegt ihm am Herzen. Denn auch wenn der ehemalige Personalleiter von Infraserv Höchst selbst jedes Detail kennt, weiß er, dass den Menschen nur überlebt, was niedergeschrieben ist. Gut zwei Jahre investierte Robiné deshalb in jedes seiner Bücher – „die umfangreichen Vorarbeiten nicht mitgezählt“. Dazu kamen hunderte Bilder, die er selbst fotografierte: von reich bestickten Priestergewändern, Altären und Kreuzen, Kelchen und Gefäßen, Figuren, Gemälden, Fenstern und Glocken.
Ob er noch ein weiteres Buch über die Justinuskirche schreiben wird? Vielleicht höchstens noch eines über die zahlreichen kleinen und großen Geschichten, die sich hier zugetragen haben, überlegt Robiné. Die, die zum Schmunzeln bringen, die, die mitreißen und faszinieren. Denn davon gibt es jede Menge rund um die alte Kirche. Aber aktuell arbeitet Robiné erst einmal an einem Buchprojekt über den Stadtteil Höchst.