FRANKFURT, 29.09.2023
Den Menschen zu sehen in allen Facetten
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Das Theaterensemble Maria Rosenkranz in Seckbach bereitet sich derzeit intensiv auf die Premiere des neuen Stücks „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ von Winnie Abel am Samstag, 7. Oktober, vor. Im Interview erzählt Regisseurin Katrin Skok, warum die Bühnenarbeit für die Gemeinde so wichtig ist.
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Frau Skok, Sie sind professionelle freie Theatermacherin, Theaterpädagogin und arbeiten bereits seit einigen Jahren mit dem Theaterensemble der Gemeinde Maria Rosenkranz zusammen. Wie unterscheidet sich für Sie die Arbeit mit einer christlichen Truppe von der Arbeit mit Schauspieler:innen, die nicht durch den Glauben zusammenfinden?
Eigentlich gibt es da erstmal keinen Unterschied. Menschen, die sich in Theatergruppen engagieren, bringen immer eine große Eigenmotivation und positive Einstellung in die Arbeit ein, sonst würden sie das nicht machen. Auch in Seckbach handelt es sich um eine hochengagierte Gruppe die sich in die Gemeinde einbringt. Der Glaube ist der Grund, der sie zusammengeführt hat, der gemeinsame Nenner, wenn man so will. Der Rest ist professionell angeleitete Theaterarbeit.
Ihr neues Stück handelt von einer Gruppe Menschen, die an einem Bahnhof in der Einöde stranden. Sehen Sie da einen Bezug zur Kirche?
Auf den ersten Blick hat das Stück erstmal keinen religiösen Inhalt – anders als zum Beispiel das Musical „Franz von Assisi“, das ich 2017 für die Pfarrei St. Franziskus inszeniert habe. Doch wenn man genauer hinsieht, kann man schon einen Zusammenhang erkennen. Denn es geht ja um Zufallsbegegnungen auf einem Bahnhof, darum, dass jeder einzelne Mensch seine eigenen Probleme, Krisen, seine Hoffnung und seine Geschichte mitbringt. So begreife ich – als evangelische Christin, die seit Jahrzehnten im katholischen Umfeld unterwegs ist und mit kirchlichen Theaterensembles arbeitet – die Rolle der Kirche: Den Menschen zu sehen in all seinen Facetten und in all seinen Nöten.
Es ist nicht die erste Zusammenarbeit mit der Gruppe in Seckbach. Welche Stücke haben Sie mit dem Theaterensemble Maria Rosenkranz bereits realisiert – und welche Projekte darüber hinaus?
Es ist unser drittes gemeinsames Theaterprojekt – 2014 haben wir angefangen mit dem Stück „Klassentreffen mit Leiche“, 2018 haben wir das Stück „Pension Schöller“ auf die Bühne gebracht, und jetzt den Zug. Darüber hinaus haben wir, vor allem inspiriert durch die Beschränkungen in der Corona-Pandemie – zwei Filme zusammen produziert: den Weihnachtsfilm „Weihnachten bei den Schöllers – GIVE LOVE“ und den Western-Film „Lockdown Mountain“.
Premiere am 7. Oktober
In ihrem neuen Stück fährt die Theatergruppe Maria Rosenkranz Zug. Oder sie versucht es zumindest. Denn in der Bahnhofs-Komödie „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ von Winnie Abel stranden die 14 Ensemble-Mitglieder im Zug aufgrund von Sturm in einer Einöde. Alle wollen so schnell wie möglich weiter. Es folgt ein Kammerspiel in der Bahnhofshalle, in dem ganz unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen. Das Stück feiert am Samstag, 7. Oktober, um 19 Uhr im Mariensaal der Gemeinde, Wilhelmshöher Str. 67, Seckbach, Premiere. Dort gezeigt wird es auch am Sonntag, 8. Oktober, um 17 Uhr. Am Freitag, 17. November, ist das Stück ab 19 Uhr in St. Josef, Berger Str. 135, zu sehen. Tickets gibt es für 12 Euro unter mariasmimen2021@gmail.com.
Warum hat katholisches Theater für die Gemeinde in Seckbach, die zur Pfarrei St. Josef gehört, denn eine so große Bedeutung?
Ich glaube, das hängt einzig und allein von den Menschen in dieser Gruppe ab. Es ist ein Geschenk für die Gemeinde, dass es diese Gruppe gibt, die sich so fürs Theater begeistert. Und Begeisterung gehört dazu, denn die Ensemble-Mitglieder investieren viel Zeit in die Proben. Wir haben im November mit einem Warm-Up begonnen und arbeiten seit Februar einmal in der Woche und manchmal auch an Wochenenden an unserem Stück. Die Gruppe ist auch über unsere Zusammenarbeit hinaus sehr engagiert, inszeniert zum Beispiel selbst das Krippenspiel für Erwachsene, das immer ziemlich politisch ist. Außerdem veranstalten sie Fastnachtssitzungen, das Weinfest, beteiligen sich am lebendigen Adventskalender … Es gibt die Gruppe schon seit rund 30 Jahren, damals haben Kindergarteneltern zusammengefunden, um bei Sommerfesten des Kindergartens Märchen aufzuführen. Immer wieder wird die Gruppe durch Neuzugänge bereichert und auch verjüngt.
Für die Gemeinde ist es ein finanzielles Investment, Sie zu engagieren. Wie gelingt das?
Einen Großteil unserer Unkosten sowie meine Gage spielen wir über den Kartenverkauf ein, die Karten für unser neuestes Stück kosten je zwölf Euro. Oft beantrage ich auch Fördergelder, zum Beispiel wurde der Western-Film von der Hessischen Kulturstiftung gefördert und der LOVE-Weihnachtsfilm von der Katholischen Erwachsenenbildung, dem Kulturamt Frankfurt und dem Bistum Limburg. Die Entscheidung, mit einer professionellen Theaterpädagogin zu arbeiten, ist ein Investment in eine lebendige Gemeinde und in Zeiten der schwindenden Mitgliederzahlen eine sehr wertvolle Investition. Die Mitwirkenden profitieren von unserer Arbeit auch über die Bühne hinaus aus, weil sie sich persönlich weiterentwickeln, einen erweiterten Zugang zu ihrer Kreativität, zu ihrer Haltung, zu ihrem Körper finden. Darauf können sie zurückgreifen, wenn sie zum Beispiel als Lektor:innen vorne im Gottesdienst stehen. Menschen in künstlerische Prozesse miteinzubeziehen ist für mich als Künstlerin sehr erfüllend. Und den Leuten im Ort möchten wir sagen: Kommt und guckt, hier ist was los im Stadtteil!