Schnelle und sichtbare Hilfe für Studierende
„Uns wurden sprichwörtlich die Türen eingetreten, so groß ist die Not“, berichtet Joachim Braun. Eigentlich feiert der Hochschulpfarrer der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) auf dem Campus der Frankfurter Goethe-Universität mit Studierenden Gottesdienste, steht als Gesprächspartner für die angehenden Akademikerinnen und Akademiker bereit oder gestaltet mit seinem Team die vielen Angebote der Hochschulgemeinde mit. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und explodierenden Energiekosten hat Braun zuletzt aber einen neuen Job hinzubekommen: Seit Anfang des Jahres vergibt er immer mehr Direkthilfen an Studierende, die wegen der gestiegenen Preise in finanzielle Schieflage geraten sind und nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.
„Es ist tatsächlich so, dass viele von ihnen nichts auf dem Konto haben“, erzählt Braun. Über 290 Studierenden habe die Hochschulgemeinde bereits helfen können. Möglich sei dies nur durch den Notfallfonds Energiehilfe gewesen, mit dem das Bistum Limburg und die Caritas Menschen unterstützt, die durch die gestiegenen Energiekosten in Not geraten sind.
Direkte und unbürokratische Unterstützung
Seit Beginn der Energiekrise hat sich die Lebenssituation vieler Menschen dramatisch verschlechtert. Preissteigerungen bei Gas, Strom und Lebensmitteln bringen sie oftmals an ihre finanziellen Belastungsgrenzen. Hier setzt der Notfallfonds Energiehilfe an. Mit zwei Millionen Euro werden Einzelpersonen und Familien in existentiellen Notlagen über den Fonds direkt und unbürokratisch finanziell unterstützt und entlastet.
Notfallfonds Energiehilfe 2023
Das Bistum Limburg stellt für Einzel- und Strukturhilfen im Jahr 2023 zwei Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld ist in erster Linie für Personen und Familien bestimmt, die durch die Preissteigerungen im Energiebereich besonders belastet und von Armut bedroht sind. Die Mittel stammen aus zusätzlichen Kirchensteuereinnahmen infolge der Besteuerung der staatlichen Energiepauschale im September 2022. Die Vergabe erfolgt über Einrichtungen und Dienste der Caritas im Bistum Limburg.
Dafür sorgen die örtlichen Caritasverbände im Bistum Limburg. Um Betroffene wiederum nachhaltig vor den Folgen der Inflation zu schützen, werden darüber hinaus Projekte und Initiativen von Gemeinden und Gruppen gefördert. „Ich bin dem Bistum sehr dankbar, dass die Studierenden mit in den Kreis der Empfänger der Direkthilfe aufgenommen wurde“, sagt Braun. Zu ihm seien viele internationale Studierende gekommen. Manche wohnten auch in katholischen Wohnheimen und hätten so von der Hilfe erfahren.
Energiesprechstunde und Mittagstisch
Braun und sein Team bieten jeden Donnerstagnachmittag eine sogenannte Energiesprechstunde für Studierende an. Aus dem Nothilfefonds Energiehilfe werden aber nicht nur direkte finanzielle Hilfen möglich gemacht. Die Mitarbeitenden der KHG initiierten im letzten Wintersemester einen Mittagstisch für Studierende. „Die Essenspreise in den Mensen wurden erheblich angehoben, so dass viele zwischenzeitlich sogar auf das Essen in der Mensa verzichten mussten“, erklärt Braun.
Die Nachfrage sei dann so groß gewesen, dass man aus der unregelmäßigen Aktion mit einer frisch gekochten Mahlzeit für zwei Euro ein eigenes Projekt mit dem Titel „Ready2Eat“ entwickelt hat. Er und sein Team wollen “Ready2Eat“ in den kommenden Semestern fortführen und weiter ausbauen. Es soll ab dem Wintersemester 20023/24 Veranstaltungen in der KHG geben, die Studierende darüber informieren, wie sie sich trotz gestiegener Lebensmittelpreise weiterhin regional und ausgewogen ernähren können. „Mit diesem Angebot können wir gezielt und praktisch helfen und die konkrete Notsituation der Studierenden lindern“, so Braun.
Text: Heike Grelka